Zwergenbann: Roman
angrenzenden Felder zu verhindern, was durch die ständig vom Wind hochgewirbelten Funken keine leichte Aufgabe war.
Zu seiner Überraschung erwartete ihn Loton nicht allein, sondern befand sich in Begleitung Königin Tharlias und der übrigen Mitglieder des Hohen Rates. Mit einem unguten Gefühl legte er die letzten Schritte zurück und verbeugte sich. Er ahnte, dass ihre Gegenwart nur bedeuten konnte, dass die Zeit des Abwartens vorbei war. Was immer man an Gegenmaßnahmen plante, es würde noch in dieser Nacht geschehen.
Und ihn hatte man offenbar auserwählt, eine besondere Rolle dabei zu spielen.
»Ich habe einen Auftrag für Euch«, richtete Loton das Wort an ihn. »Wie Ihr wisst, werden wir von Spähern ausgekundschaftet. Wir gehen davon aus, dass Elan-Tart auch jetzt von mindestens einem beobachtet wird. Einige Krieger versuchen, sein Versteck zu entdecken, aber es gibt zu viele Möglichkeiten, und wir rechnen nicht mit einem Erfolg. Dennoch darf der Späher auf keinen Fall nach Clairborn zurückkehren. Nehmt Euch ein paar Leute und schleicht Euch unauffällig in der Dunkelheit fort. Ich möchte, dass Ihr ihm einen Hinterhalt legt. Ihr habt eine Stunde Zeit, eine geeignete Stelle zu finden.«
»Wie Ihr Euch denken könnt, darf dem Späher auf keinen Fall
etwas zustoßen«, ergänzte Tharlia. »Das ist extrem wichtig. Sonst wären wir nicht besser als diese Fanatiker aus Clairborn und würden unsere Ansprüche verwirken. Überwältigt ihn nur und haltet ihn gefangen, bis wir bei Euch eintreffen.«
»Verstanden.« Thilus verbeugte sich noch einmal und eilte davon.
Bis wir bei Euch eintreffen , echoten Tharlias Worte unheilschwanger in seinem Kopf. Es gab keinen Zweifel, was das zu bedeuten hatte.
Noch in dieser Nacht würde der Feldzug gegen Clairborn beginnen!
Thilus wählte insgesamt zehn Begleiter für seine Mission aus, doch wagte er es nicht, sich mit allen gemeinsam vom übrigen Heer abzusetzen. Die Bewegungen einer solchen Gruppe könnten einem Beobachter auffallen, wohingegen es für einen einzelnen Krieger recht einfach war, in der Dunkelheit im Dickicht unterzutauchen. Vor allem, da der Wind dichte Wolken über den Himmel trieb (wenn es doch nur regnen würde, dann wären die Löscharbeiten viel einfacher!), die den Mond die meiste Zeit verbargen, sodass die Nacht recht finster war.
Einer nach dem anderen stahlen sich die von ihm ausgewählten Krieger vom restlichen Heer davon und trafen sich wenige Minuten später mit Thilus im Schutz eines großen, markanten Gestrüpps, etwa eine halbe Meile vom Verteidigungsring entfernt.
Von hier aus machten sie sich gemeinsam auf den Weg Richtung Clairborn. Nach seinen zwei Besuchen dort kannte Thilus die Strecke und hatte zwei Stellen ausgewählt, die für einen Hinterhalt wie geschaffen waren.
Vermutlich würde der Späher auf kürzestem und schnellstem Weg nach Clairborn reiten, sobald er bemerkte, dass sich das Zwergenheer in Bewegung setzte, allerdings handelte es sich größtenteils um offenes Gelände. Es war nicht gesagt, dass er
genau dem Weg folgte, der ohnehin kaum mehr als ein Trampelpfad war, den die Zwerge mit ihren schweren Karren bei den Marktbesuchen in letzter Zeit geschaffen hatten. Er wand sich auf möglichst ebener Strecke zwischen den Hügeln hindurch, doch ein Reiter könnte den Weg geradenwegs über die Kuppen abkürzen. Selbst wenn der Späher nur zwei oder drei Dutzend Meter vom Weg abwich, konnte er unbemerkt an den Zwergen vorbeischlüpfen, zumindest aber ohne dass sie ihn noch aufhalten könnten.
Beide Orte, die Thilus ausgewählt hatte, würde der Späher jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit passieren. Bei der ersten Stelle handelte es sich um ein lang gezogenes Wäldchen mit dichtem Unterholz. Hier bot der mitten hindurchführende Weg die bequemste Möglichkeit, es zu passieren, da es Zeit kosten würde, es zu umrunden.
Ein paar hundert Meter hinter dem Wäldchen schließlich wurde das Gelände felsig und war von Steinbrocken in allen möglichen Größen übersät. Schon den größeren auszuweichen, würde einen zeitraubenden Hindernisritt bedeuten; zudem bestand die Gefahr, dass ein Pferd in der Dunkelheit über einen kleineren Brocken strauchelte und sich womöglich gar einen Lauf brach. Den Weg hingegen hatten die Zwerge von allen Felsen befreit, um ihn mit ihren Karren gut passieren zu können.
Angesichts der knappen Zeit trieb Thilus seine Begleiter unbarmherzig an. Im Laufschritt eilten sie vorwärts
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