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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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des Spähers seine Rippen zum dritten Mal fast genau an derselben
Stelle traf, wurde der Schmerz übermächtig, und er musste loslassen. Hart stürzte er zu Boden, überschlug sich ein paar Mal und blieb keuchend liegen. Der Schmerz in seiner rechten Seite schien regelrecht zu explodieren. Er fühlte sich am ganzen Körper wie zerschlagen, als wäre er in eins der Hammerwerke von Elan-Dhor geraten.
    Dennoch stemmte er sich sofort wieder auf die Knie hoch und starrte dem Reiter nach, dessen Kopf und Oberkörper sich wie ein schwarzer, rasch kleiner werdender Scherenschnitt vor dem Himmel abzeichneten. Er tauchte zwischen den Felsbrocken unter. Wenige Sekunden später war ein gedämpfter Schrei zu hören.
    Thilus kämpfte gegen den Schmerz an und quälte sich auf die Beine. Sein linker Knöchel tat beim Auftreten weh, schien aber nicht gebrochen zu sein, sondern ebenso wie seine Rippen nur geprellt. Außerdem hatte er sich, während er mitgeschleift wurde, an irgendeinem Hindernis, ohne es bei allen übrigen Schmerzen richtig zu bemerken, das Hosenbein vom Stiefelschaft bis zum Oberschenkel aufgerissen und eine lange, blutende Fleischwunde davongetragen.
    Er überlegte einen Augenblick, in welche Richtung er sich wenden sollte. Er wusste nicht, was mit dem ersten Späher passiert war, ob er beim Sturz möglicherweise Verletzungen erlitten hatte, aber wichtiger war für ihn im Moment, ob es gelungen war, den zweiten zu überwältigen.
    Mühsam humpelte Thilus los. Nach einigen Schritten konnte er auch den Knöchel besser belasten und verfiel in eine Mischung zwischen Gehen und langsamem Traben. Nach wenigen Minuten erreichte er die Felsen, und ein Stein, der mindestens so groß war wie die um ihn herum, fiel ihm vom Herzen, als er den Späher gefesselt am Boden liegen sah. Auch das Pferd war nicht entkommen, sondern an einem der Felsen angebunden worden, allerdings nur eins.
    »Was ist mit dem zweiten Pferd?«, fragte er, als er sich genähert hatte, und ließ sich auf einen der Felsen sinken.

    »Welches zweite Pferd?«, erkundigte sich einer der Krieger irritiert. Auch die anderen machten einen verwirrten Eindruck.
    »Ihr seid verletzt, Kampfführer«, stieß einer von ihnen hervor.
    »Nur eine Fleischwunde«, wiegelte Thilus ab, ließ aber zu, dass man ihm das Bein verband. »Wollt ihr sagen, ihr hättet kein herrenloses Pferd gesehen?«
    Ein einhelliges Kopfschütteln war die Antwort. Thilus runzelte die Stirn. Er verstand fast nichts von Pferden, da es sie in der Tiefenwelt nicht gab und er vor wenigen Wochen überhaupt zum ersten Mal in seinem Leben eins gesehen hatte, doch er hatte erwartet, dass das Tier auf kürzestem Weg zu seinem Stall zurückkehren würde.
    Offenbar hatte es das aus irgendwelchen Gründen jedoch nicht getan. Möglicherweise stammte es gar nicht aus Clairborn, sondern von einem der umliegenden Gehöfte, und hatte sich dorthin gewandt. In diesem Fall hätten sie zumindest eine Gnadenfrist gewonnen. Falls die Bauern nicht sofort die richtigen Schlüsse zogen und einen Boten losschickten, vielleicht sogar genug Zeit, um den Ort zu erreichen, bevor man dort irgendetwas von dem heranrückenden Verhängnis ahnte.
    Die nächsten ein, zwei Stunden würden zeigen, ob sich der Plan noch wie vorgesehen umsetzen ließ, oder ob er bereits im Vorfeld gescheitert war.
    Ungeduldig erwartete Thilus die Ankunft des Heeres.

15
    ZARKHADUL
    Bewundernd ließ Barlok seinen Blick über einen begehbaren, mit Ornamenten versehenen Rundbogen schweifen, der sich als Verbindung zwischen zwei Gebäuden über der Straße wölbte. Nach einigen weiteren Schritten blieb er vor der doppelt lebensgroßen Statue eines Zwergs stehen, die sich in der Mitte eines kleinen, gepflasterten Platzes befand und so realistisch aussah, als ob sie im nächsten Moment zum Leben erwachen würde. Die Inschrift auf dem Sockel der Statue, die Aufschluss darüber geben sollte, um wen es sich handelte, war zu seinem Leidwesen nicht mehr lesbar. Vermutlich einer der früheren Könige oder besonders großen Helden Zarkhaduls, vielleicht auch ein Künstler oder ein Schürfmeister, der ein besonders großes Vorkommen von Erz oder Edelsteinen entdeckt hatte.
    Sie hielten sich nun seit fast drei Stunden in der Stadt auf, eine Zeit, die ausgereicht hätte, die großen Wohnhöhlen Elan-Dhors gleich mehrfach zu durchqueren. Hier jedoch hatte Barlok das Gefühl, erst einen winzigen Teil gesehen zu haben. Er konnte sich an den Wundern der Stadt nicht

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