Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
ihr sowieso nicht werdet ausführen können?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte aus einem der Löcher ein leichenblasser, entfernt menschlicher Schädel mit einigen wenigen langen Haaren auf. Fast zur Hälfte bestand das Gesicht aus einem Mund mit langen, spitzen Reißzähnen.
    Der Anblick des Ungeheuers ließ selbst Warlon erschrocken zusammenzucken. Ein widerwärtiges Schmatzen ertönte. Er wusste nicht, ob die Soldaten die Kreatur ebenfalls gesehen hatten, oder ob es nur an dem Schmatzen und Malcorions Furcht einflößenden Worten lag, aber zweien von ihnen gingen endgültig die Nerven durch. Mit Panik in den Gesichtern ergriffen sie die Flucht.
    »Eines Tages kriegen wir dich schon noch, Waldläufer!«, stieß der Hauptmann hervor, schien aber einzusehen, dass er endgültig keine Chance mehr hatte, seinen Auftrag noch zu erfüllen, wendete sein Pferd und preschte mit seinen letzten beiden Begleitern davon.
    Aufatmend ließ Warlon seine Axt sinken und hakte sie wieder am Gürtel fest.
    »Machen wir, dass wie hier wegkommen«, knurrte Malcorion und kletterte wieder auf den Kutschbock, nachdem er sein Schwert in die Scheide zurückgerammt hatte. »Die Ghoule sammeln sich wirklich. Es sind primitive Ungeheuer ohne Verstand, aber wenn sie unsere Pferde anfallen, sind auch wir verloren.« Er warf einen Blick zur Sonne hinauf, die bereits hoch am Himmel stand. »Und das werden wir auch sein, wenn es uns nicht gelingt, das tote Land bis zum Abend zu durchqueren.«

17
    MARSCH AUF CLAIRBORN
    Dem vom Pferd gestürzten Späher war nichts passiert; er hatte sich lediglich den Kopf an einem herabgebrochenen Ast angeschlagen und eine Beule davongetragen, wie Thilus mit Erleichterung vernahm. Was aus seinem Pferd, das ihnen entkommen war, geworden sein mochte, sollte er hingegen nie erfahren. Vielleicht kehrte es nicht oder erst zu spät nach Clairborn zurück, vielleicht entdeckte man es erst später oder zog nicht die richtigen Schlüsse aus seinem reiterlosen Erscheinen, auf jeden Fall gerieten Tharlias Pläne durch das Tier nicht in Gefahr.
    Ohne entdeckt oder gar aufgehalten zu werden, erreichte das Zwergenheer Clairborn. Noch außer Sichtweite begann es, sich in kleinere Gruppen aufzuteilen, die sich der Stadt von verschiedenen Seiten näherten und den Belagerungsring schlossen.
    Erst jetzt wurden die Zwerge von den Posten auf den Mauern bemerkt. Auf Hörnern wurde Alarm geblasen, Lichter flammten auf, und eine Glocke begann dumpf und unregelmäßig zu schlagen.
    Auch im Heerlager der lartronischen Reiter nördlich der Stadt brach Hektik aus. Fackeln wurden entzündet, Soldaten krochen aus ihren Zelten und hasteten scheinbar ziellos durcheinander.
    »Die Überrumpelung scheint uns vollauf gelungen zu sein«, kommentierte Tharlia mit einem zufriedenen Lächeln. »Besonders diszipliniert sieht das da drüben nicht aus. Eher nach heillosem Chaos.«
    Sie hatte auf einem Hügel Posten bezogen, von dem aus sie gut beobachten konnte, was sowohl in der Stadt wie auch im
Heerlager passierte. Neben einigen ranghohen Offizieren befanden sich auch die Mitglieder des Hohen Rates bis auf die Vertreter der Gelehrtenkaste bei ihr. Selon war in Elan-Tart zurückgeblieben, während Salos zusammen mit anderen Heilern damit beschäftigt war, ein Notlazarett hinter den Linien zu errichten, für den Fall, dass es zum Kampf kommen sollte.
    Zu seiner Überraschung hatte die Königin Thilus aufgefordert, in ihrer Nähe zu bleiben. Er hatte gar nicht erst versucht, das Entkommen des Pferdes zu beschönigen oder zu verharmlosen, sondern hatte zu seinem Scheitern gestanden. Tharlia hatte lediglich erklärt, sie hätte schließlich auch Fehler begangen, indem sie von nur noch einem verbliebenen Späher ausgegangen war, und hervorgehoben, dass er unter diesen falschen Voraussetzungen das Beste aus der Situation gemacht hätte.
    Dennoch fragte sich Thilus, was er hier sollte. Sie hatte ihm seinen Fehler verziehen, und wenn sie nicht vorhatte, ihm seinen Rang wieder abzuerkennen oder ihn sonstwie zu bestrafen, wäre es normal gewesen, ihm seinem neuen Titel als Kampfführer gemäß das Kommando über einen der Kriegertrupps zu übertragen. Danach aber sah es im Moment nicht aus.
    »Typisch Menschen«, sagte Loton verächtlich. »Wenn das eine Zwergenstadt wäre, gäbe es so ein Durcheinander nicht.«
    »Man hat zu sehr darauf vertraut, von den Spähern rechtzeitig über alles unterrichtet zu werden, was wir unternehmen«, sagte Sutis. »Dass

Weitere Kostenlose Bücher