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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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sogar kaum Schwerverletzte, wenn
überhaupt. Die meisten waren bereits wieder auf den Beinen, hatten nur leichte Blessuren oder Schnitt- und Stichwunden abbekommen.
    »Was, bei Li’thil, war das?«, hörte er Tharlia fassungslos fragen, die hinter ihm herangeeilt kam.
    »Dieser ganze Ausfall an sich war schon verrückt. Valutus konnte nicht darauf hoffen, uns tatsächlich zu besiegen, aber er hat es nicht einmal ernsthaft versucht.« Thilus schüttelte den Kopf. »Ich habe den Eindruck, als hätte er seinen Leuten dieselben Befehle gegeben wie Ihr.«
    »Aber warum dann überhaupt dieser Ausfall?« Tharlias Blick irrte zu den immer noch zahlreichen Händlern auf der Straße, dann verzog sie das Gesicht zu einem geringschätzigen Lächeln. »Ich glaube, ich ahne, was Valutus bezweckt hat. Eine Menge Zeugen werden dafür sorgen, dass sich die Nachricht von einem heldenhaften Kampf der Soldaten von Clairborn um ihre Freiheit verbreitet, der nur angesichts unserer Überlegenheit zum Scheitern verurteilt war. Gleichzeitig wollte Valutus nicht riskieren, dass wir uns als Rache für zahlreiche Tote doch noch zu einem direkten Angriff auf Clairborn verleiten lassen.«
    Thilus zuckte die Achseln. Für ihn klang das alles ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Diese ganze Angelegenheit hier war eine Farce, die gar nicht seinem Geschmack entsprach. Die Belagerung einer Stadt, die sie fast im Handstreich einnehmen könnten, halbherzig durchgeführte Ausfälle, die unter der Auflage zurückgeschlagen wurden, den Gegner nur mit Samthandschuhen anzufassen …
    Der einzige etwas gefährliche Moment war der Angriff auf Tharlia gewesen. Vermutlich hatte Valutus diesen gar nicht von Anfang an geplant, sondern nur die sich bietende Gelegenheit erkannt und sie zu ergreifen versucht, aber zu wenige seiner Begleiter hatten seine neuen Befehle vernommen und sich ihm angeschlossen.
    »Warum fragen wir nicht einen der Gefangenen?«, schlug Thilus
vor. Es war den Kriegern gelungen, rund dreißig Reiter von den Pferden zu holen, die derzeit zusammen mit einer etwa gleich großen Zahl gefangener Gardisten entwaffnet und zusammengetrieben wurden. Gemeinsam mit Tharlia trat er auf einen von ihnen zu.
    »Warum habt ihr uns angegriffen?«
    »Der Obrist gab uns den Befehl dazu. Immerhin belagert ihr eine lartronische Stadt.«
    »Und warum habt ihr dann nicht ernsthaft versucht, uns zu vertreiben und Clairborn zu befreien? Warum nur so ein halbherziger Angriff?«
    »Ich … weiß nicht, was du meinst«, behauptete der Soldat. »Gegen eine so große Übermacht hatten wir einfach keine Chance.«
    »Unsinn!«, zischte Thilus. »Ihr habt es nicht einmal versucht. Hattet ihr Befehl, nur mit halber Kraft zu kämpfen?«
    »Was? Welchen Sinn sollte es haben, in einer Schlacht nur mit halber Kraft zu kämpfen? Wir haben unser Bestes gegeben, aber wir konnten nicht -«
    »Er lügt, und das ziemlich miserabel. Das bestätigt, was ich vermutet habe«, sagte Tharlia und wandte sich direkt an den Soldaten. »Noch so ein Spielchen, und keiner von euch wird nach Clairborn zurückkehren, sondern wir werden alle Gefangenen nach Elan-Tart schaffen. Richte das Obrist Valutus und Bürgermeister Lavinion aus!«
    »Aber Lavinion ist nicht mehr Bürgermeister in Clairborn«, stieß der Soldat hervor. »Nach Beginn der Belagerung gab es wütende Proteste gegen ihn, die zu seinem Sturz führten. Der neue Bürgermeister ist Sindilos. Und er war es auch, der diesen Ausfall verlangt hat.«
    Verblüfft riss Tharlia die Augen auf.
    »Das ist gar nicht gut«, murmelte sie. Echte Betroffenheit klang in ihrer Stimme mit. »Das erklärt diesen idiotischen Angriff, mit dem Valutus offenbar nur dem Drängen des neuen Bürgermeisters nachgeben wollte. Aber es wird alle Verhandlungen viel
schwieriger machen, wenn nicht unmöglich.« Sie überlegte einen Moment. »Lasst die Gefangenen frei, sie sollen nach Clairborn zurückkehren«, befahl sie dann und wandte sich ab. »Ich muss mich mit Loton und den anderen Mitgliedern des Hohen Rates über die neue Situation beraten. Die Lage spitzt sich unerwartet schnell zu.« So leise, dass niemand außer Thilus es hören konnte, fügte sie hinzu: »Ich wünschte, Kriegsmeister Barlok wäre hier.«

21
    LIAN
    Die Gestalt, die aus einem der Stollen aufgetaucht war, war weder ein Gnom noch ein Goblin. Bei ihrem Anblick musste Barlok an seine schreckliche Befürchtung denken, dass es noch einige überlebende Zwerge in Zarkhadul geben könnte, die in

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