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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Idee. Er öffnete seinen Rucksack und holte etwas Brot heraus. »Wenn man euch nur Flechten zu essen gibt, dann solltest du einmal das hier probieren. Das ist gute Nahrung, wie wir sie essen.«
    Zögernd nahm Lian das Brot entgegen, roch von allen Seiten daran und biss schließlich ein kleines Stück ab. Nachdem er es einmal probiert hatte und es ihm zu schmecken schien, schlang er den Rest gierig herunter.
    »Gut«, nuschelte er mit vollem Mund. Barlok reichte ihm etwas Fleisch, das er mit gleichem Heißhunger hinunterschlang, nachdem er es gekostet hatte. »Mehr!«, verlangte er.
    »Später«, vertröstete Barlok ihn. »Dein Magen muss sich erst daran gewöhnen, sonst wird dir noch schlecht.«
    Enttäuschung glitt über Lians Gesicht, aber er nahm die Ablehnung ohne Widerspruch hin.
    »Diese Thir-Ailith halten euch also in den Wohnhöhlen gefangen, geben euch Nahrung und irgendwann töten sie euch, wenn ich dich richtig verstanden habe. Aber das ergibt doch alles keinen Sinn! Und wie ist es dir gelungen, ihnen zu entkommen?«
    »Sie hatten mich schon geholt, um auch mich zu töten«, berichtete Lian. »Aber dann schüttelte sich plötzlich die Erde, und Steine fielen vom Himmel. Sie töteten die Thir-Ailith, die mich geholt hatten, und ich konnte weglaufen. Seither verstecke ich mich vor ihnen.«
    Barlok begriff, dass er von dem Erdbeben sprach. Aber das lag schon Wochen zurück. Voller Grauen dachte er daran, wie es für den Jungen gewesen sein musste, wenn er seither allein und unter ständiger Furcht in Zarkhadul umherirrte, nur darauf bedacht, von seinen Peinigern nicht entdeckt zu werden.
    »Wir werden dich von hier wegbringen«, versprach er noch einmal.
»Aber wir müssen wissen, wer diese Thir-Ailith sind. Wenn du uns nichts über sie erzählen kannst, dann müssen wir selbst mehr über sie herausfinden. Kannst du uns in ihre Nähe bringen, damit wir sie mit eigenen Augen sehen, ohne selbst entdeckt zu werden?«
    Nach kurzem Überlegen nickte Lian.
    »Ich habe sie oft durch ein Loch im Himmel heimlich beobachtet. Kommt, wir müssen da hoch.« Er deutete auf das Seil, verharrte dann aber noch einmal. »Wenn ich euch dorthin gebracht habe, wo ihr sie sehen könnt, gebt ihr mir dann noch etwas von eurem Essen?«
     
     
    Zwerge wurden aufgrund ihrer breiten Statur von anderen Völkern oft für plump gehalten und unterschätzt. Selbst Lian schien skeptisch zu sein, ob es ›uralte Männer‹ wie die Angehörigen des Expeditionstrupps schaffen würden, an dem Seil in die Höhe zu klettern, doch widerlegten sie seine Bedenken rasch. Bei Expeditionen in fremde Gebiete der Tiefenwelt geschah es oft, dass sie steile Felswände mithilfe von Seilen hinauf- oder hinabklettern mussten, und deshalb hatten sie ein beträchtliches Geschick darin entwickelt, das ihnen auch jetzt zugute kam.
    Wesentlich unangenehmer war das, was sie erwartete, nachdem sie durch das Loch in der Decke geklettert waren. Ein weiterer enger Tunnel erstreckte sich dahinter, kaum einen halben Meter hoch und gerade einmal doppelt so breit. Er war unregelmäßig geformt, ohne Zweifel auf natürlichem Wege entstanden. In willkürlichen Windungen zog er sich durch die gut hundert Meter durchmessende Gesteinsschicht zwischen den Ebenen.
    Barlok hatte zwei Krieger ausgewählt, die Lian und ihn begleiten sollten, die anderen sollten in der Grotte auf ihre Rückkehr warten. Da es sich nur um ein reines Erkundungskommando handelte und sie jegliche Kampfhandlungen vermeiden wollten, war es nicht nötig, dass sie alle gingen.
    Auf Anraten von Lian hatten sie ihre Rucksäcke und zum Unmut
seiner beiden Begleiter auch die sperrigen Streitäxte zurückgelassen. Anders als Barlok waren sie noch immer nicht überzeugt, dass der Junge ihnen nur helfen und sie nicht geradewegs in eine Falle führen wollte. Auch Barlok selbst trennte sich nur ungern von Knochenbrecher, wenn auch aus anderen Gründen. Die Axt war ein Geschenk seines Vaters gewesen und hatte ihm mehr als zwei Jahrhunderte lang gute Dienste geleistet. Wenn es ihnen aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein sollte, in Lians Versteck zurückzukehren, würde er den Verlust schmerzlich bedauern.
    Stattdessen hatte er eine Fackel mitgenommen, da schon von unten zu erkennen gewesen war, dass es hier oben kein Glühmoos gab. Als er in ihrem Licht den Tunnel erblickte, sah er ein, dass nicht nur jegliches Gepäck, sondern auch die Äxte ihr Vorankommen tatsächlich erheblich behindert, vielleicht sogar

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