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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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hinaus. Selbst bei den Angehörigen der großen Häuser war das Geld knapp.
    Im Laufe des Vormittags lichtete sich die Wagenschlange auf der Straße allmählich, und die Situation schien sich zu entspannen.
    »Ich glaube, das Ärgste haben wir hinter uns«, kommentierte Tharlia mit einem erleichterten Lächeln.
    Das war der Moment, den die lartronische Reiterei für einen Angriff nutzte.
     
     
    Unter anderen Umständen, vor allem ohne die Ablenkung durch das fahrende Volk, wären die Vorbereitungen für den Ausfall vielleicht früher bemerkt worden, aber Thilus bezweifelte es. Ganz im Gegensatz zu dem Chaos in der Nacht, in der die Belagerung begonnen hatte, gelang die Organisation den Reitern diesmal hervorragend. Einige kleinere Trupps exerzierten neben dem Feldlager und hielten Waffenübungen ab, andere waren damit beschäftigt, ihre Waffen zu schärfen oder ihre Rüstungen zu polieren, wieder andere versorgten die Pferde. Das Bild schien sich in nichts von dem zu unterscheiden, das sich in den vergangenen Tagen geboten hatte.
    Erst als auf ein Hornsignal hin die Soldaten plötzlich von ihren verschiedenen Beschäftigungen aufsprangen und zusammen mit allen übrigen, die voll gerüstet und bewaffnet aus den Zelten gestürmt kamen, zur Koppel hasteten, wurde ihr Vorhaben offensichtlich.

    »Alarm! Zu den Waffen!«, brüllte Thilus und ließ seinerseits Hörner blasen, um auch die Krieger zu alarmieren, die gerade keinen Dienst hatten, sondern sich in ihren Zelten in Bereitschaft befanden. Als ranghöchster Offizier übernahm er ohne Zögern das Kommando, da sich Kriegsmeister Loton zurzeit südlich der Stadt befand, um auch die von dort herangekommenen Händler abzuweisen.
    »Bringt die Königin in Sicherheit!«, blaffte er die Krieger ihrer Eskorte an, ehe er sich wieder Clairborn zuwandte.
    Es wäre nicht zu verbergen gewesen, wenn die Reiter ihre Pferde zuvor gesattelt hätten, doch waren sie keineswegs darauf angewiesen, wie sie gleich darauf bewiesen. Geschickt schwangen sie sich auf die nackten Rücken ihrer Tiere, während diejenigen, die sich schon vorher in der Koppel befunden hatten, bereits damit beschäftigt waren, das Gatter zu öffnen.
    Obwohl es freilich unmöglich gewesen war, den Ausfall vorher zu üben, saßen jeder Handgriff und jede Bewegung, als wären sie hundertfach geprobt worden. Thilus war gezwungen, seine bislang alles andere als schmeichelhafte Meinung über die Disziplin in der lartronischen Armee zu korrigieren. Vom Ertönen des Signals bis zu dem Moment, in dem die ersten Reiter die Koppel verließen und in keilförmiger Formation auf die Zwergenkrieger zugeprescht kamen, war kaum mehr als eine halbe Minute verstrichen.
    Aus dem Stadttor kamen nun mit lautem Gebrüll noch einmal gut zweihundert Männer der Stadtgarde gestürmt und hasteten mit gezogenen Schwertern hinter den Reitern her.
    »Lanzen hoch!«, brüllte Thilus. »Haltet sie auf und treibt sie zurück, aber denkt an eure Befehle!«
    Diese Befehle hatte Tharlia persönlich dem Heer für einen Fall wie diesen verkündet. Es ging vor allem darum, so wenige Soldaten wie möglich zu töten oder schwer zu verletzen. Eine unblutige Schlacht! Thilus hätte gelacht, wenn die Situation nicht so bitter ernst gewesen wäre.

    Es mochte Wochen dauern, bis Verstärkung Clairborn erreichte, aber sie würde kommen. Wegen drei Verbrechern und einer dann schon möglichst ohne Tote beendeten Belagerung würde es sich König Kalmar vermutlich gut überlegen, ob er wirklich einen blutigen Krieg beginnen sollte, aber ein Massaker an seiner Reiterei würde ihm keine andere Wahl mehr lassen. Dazu durfte es deshalb auf keinen Fall kommen.
    Die bereitliegenden Lanzen, die die Zwergenkrieger in der vordersten Reihe aufhoben und den Reitern entgegenstreckten, waren dementsprechend im Grunde auch nur hölzerne Lanzenschäfte ohne Spitze - nur dazu gedacht, die Angreifer von ihren Pferden zu stoßen, ohne sie allzu schwer zu verletzen oder gar umzubringen.
    Gleich darauf waren die ersten Reiter heran. Ein ohrenbetäubendes Klirren, Scheppern und Dröhnen ertönte, als die Lanzen auf ihre eisernen Schilde prallten. Gut ein Viertel der Soldaten wurden vom Rücken ihrer Pferde gefegt, aber die anderen durchbrachen mit Urgewalt den Abwehrwall und drangen tiefer und tiefer in die Reihen der Zwerge ein, wobei sie wild mit ihren Schwertern um sich hieben.
    Nur ihre eigenen starken Schilde, Helme und Harnische schützten die Zwerge. So gut es ging, wehrten

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