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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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die Lian als Thir-Ailith bezeichnete, waren nichts anderes als Dunkelelben.

22
    VILDANA
    Wie Tharlia befürchtet hatte, spitzte sich die Lage in den Tagen nach dem Kampf gegen die lartronische Reiterei drastisch zu, allerdings auf eine gänzlich andere Art, als von ihr erwartet.
    Die Belagerung von Clairborn ging weiter wie zuvor. Es gab keine neuen Angriffe der Soldaten mehr, und auch der Wechsel im Amt des Bürgermeisters zeigte bislang keinerlei Folgen. Hätten sie nicht von dem Gefangenen davon erfahren, hätten die Zwerge ihn nicht einmal bemerkt.
    Die Probleme, mit denen sich Tharlia konfrontiert sah, betrafen nicht die Menschen, sondern ihr eigenes Volk. In Elan-Tart gärte es. Nach mehr als einer Woche Belagerung, ohne dass irgendwelche greifbaren Ergebnisse zu sehen waren, waren immer mehr Zwerge unzufrieden mit ihrer Entscheidung, die Stadt lediglich zu blockieren, statt sie schlichtweg zu erstürmen, die Verantwortlichen für die Überfälle mit Gewalt zu ergreifen und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
    Das war die Art, wie Zwerge ihre Probleme zu lösen pflegten. Gerade nach der Demütigung, die die Flucht vor den Dunkelelben bedeutete, war das Selbstbewusstsein ihres Volkes so angeschlagen, dass es sich mehr denn je nach einem Erfolg sehnte. Dass ihre Königin nun selbst auf die Angriffe aus einer so kleinen und schlecht bewaffneten Menschenstadt wie Clairborn so zurückhaltend reagierte, erschien vielen wie ein Schlag ins Gesicht.
    Als der Unmut in Elan-Tart immer größer wurde, versuchte sie, dem mit einer Ansprache an ihr Volk entgegenzuwirken, in
der sie erklären wollte, welche schrecklichen Konsequenzen es mit sich bringen würde, die Rache des gesamten lartronischen Reiches herauszufordern, doch kaum jemand hörte ihr zu. Ständig wurde ihre Rede von Zwischenrufen und Pfiffen unterbrochen. Die Zwerge wollten Erfolge, sie wollten, dass den alten Gesetzen Geltung verschafft, die Überfälle gesühnt und die Täter zur Verantwortung gezogen wurden. Was sie nicht wollten, das waren Erklärungen, warum ihr einst so mächtiges Volk zu schwach geworden sein sollte, es selbst mit einem Ort wie Clairborn aufzunehmen.
    Überraschenderweise kam die heftigste Kritik nicht einmal aus den Reihen der Kriegerkaste, deren Stolz unter der Niederlage gegen die Dunkelelben besonders gelitten hatte. Sicherlich gab es auch einige Krieger, die immer noch nicht wahrhaben wollten, dass die Leichtigkeit, mit der sie den Ausbruchsversuch der lartronischen Reiterei abgewehrt hatten, keinerlei Rückschlüsse auf die tatsächliche militärische Stärke der Menschen zuließ, und die deshalb ein härteres Vorgehen forderten. Grundsätzlich aber schienen die meisten Krieger die Situation realistischer einzuschätzen und zu begreifen, welche immense Gefahr sie heraufbeschworen, wenn sie sich mit der lartronischen Armee anlegten.
    Der Arbeiterkaste fehlte dieser Realismus, und aus ihr schlug Tharlia die meiste Ablehnung entgegen.
    Mit äußerster Selbstbeherrschung zwang sie sich, ihre Rede trotz der Störrufe zu beenden, doch ihre anschließende Rückkehr in den Palast glich einer überhasteten Flucht, weil ihr plötzlich etwas bewusst geworden war, was sie zutiefst verstörte.
    Als sie zum ersten Mal von den Ränken in Clairborn erfahren hatte, von der Art, wie Sindilos die Einwohner dort aufhetzte, um Stimmung gegen Lavinion zu machen und selbst neuer Bürgermeister zu werden, hatte sie so etwas für ein rein menschliches Problem gehalten.
    Nun jedoch wusste sie, dass das nicht stimmte.

    Ganz genau das gleiche Spiel wiederholte sich auch hier in Elan-Tart.
    Es gab Zwerge, denen ihre Herrschaft ein Dorn im Auge war. Viele hegten ein tief empfundenes Misstrauen gegen die Priesterinnen Li’thils, die Hexen, wie sie abfällig auch genannt wurden. Dass ausgerechnet die frühere Hohepriesterin den Thron bestiegen hatte, erschien ihnen wie ein Sakrileg. Daraus resultierte für sie alles Schlimme, was dem Zwergenvolk seither widerfahren war, sie betrachteten es als den Zorn der Götter, den Tharlia heraufbeschworen hatte.
    Aber es gab auch andere, die ausschließlich eigene Interessen verfolgten, indem sie dieses Misstrauen schürten, die Entscheidungen der Königin als Schwäche darstellten und auch sonst in jeder nur denkbaren Form gegen sie hetzten.
    Und dazu kam noch Lamars Fest, das in wenigen Tagen stattfinden sollte. Mehr denn je war sie auf seine Unterstützung angewiesen, und das würde er zweifellos ausnutzen, um

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