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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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seinen Druck auf sie noch zu verstärken.
    »Majestät?«
    Tharlia schreckte aus ihren Gedanken auf.
    »Bitte entschuldigt, ich war für einen Moment abgelenkt. Was meintet Ihr, Schürfmeister?«
    »Ich sagte, wir hätten uns alle viel Ärger ersparen können, wenn Ihr schon vor Wochen auf mich gehört hättet und gegen Burian vorgegangen wärt«, wiederholte Torgan. »Die Ermahnungen und Appelle an seine Vernunft haben nichts genutzt. Heute besitzt er bereits so viele Anhänger, dass wir kaum noch etwas gegen ihn unternehmen können.«
    »Und das nur, weil Ihr nicht mitbekommen habt, was in Eurer Kaste vorging«, ergriff Sutis das Wort. »Innerhalb der Kriegerkaste konnten wir seine Aktivitäten drastisch einschränken, deshalb hat er sich jetzt an die Arbeiter herangemacht. Er ist mittlerweile so stark geworden, dass Unruhen entstehen könnten, wenn wir ihn wegen Volksverhetzung einsperren würden.«

    Für einen Moment schien es, als ob Torgan aufbegehren wollte, aber dann schüttelte er nur den Kopf und seufzte.
    »Ich fürchte, Ihr habt recht, wir haben diese Entwicklung nicht mitbekommen. Ich begreife nur nicht, dass viele offenbar ein so kurzes Gedächtnis haben - dass sie sich nicht mehr daran erinnern, wie sehr seine Herrschaft von Korruption, Ausschweifungen und selbstherrlichem Machtmissbrauch geprägt war.«
    »Unser Volk hat es nicht vergessen, und in dieser Hinsicht mag Burian sich selbst täuschen«, widersprach Selon bedächtig. »Er greift überaus geschickt Ängste, Zorn und vorhandene Vorurteile auf und benutzt sie, um gegen die Königin und den Hohen Rat zu hetzen. Damit hat er unbestreitbar Erfolg in dieser extrem schwierigen Zeit. Aber selbst unter seinen Anhängern befinden sich nur wenige, die glauben, dass unter seiner Herrschaft alles besser war, weil sie verdrängt haben, dass er die verhängnisvolle Expedition angeordnet hat, während der die Dunkelelben befreit wurden. Burian mag uns und unsere Entscheidungen in den Schmutz ziehen, dennoch will kaum jemand seine Rückkehr an die Macht, die ja sein eigentliches Ziel ist. Sollte er tatsächlich noch einmal die Hand nach dem Thron auszustrecken versuchen, wird er das sehr schmerzhaft zu spüren bekommen.«
    Tharlia nickte, griff nach dem Becher vor sich auf dem Tisch und trank einen Schluck Wein. Dies war keine offizielle Versammlung des Hohen Rates, sie hatte sich lediglich mit den drei Ratsmitgliedern getroffen, um die aktuelle Lage zu besprechen. Zwei Tage lag ihr missglückter Versuch mittlerweile zurück, das Volk durch eine Ansprache auf ihren Kurs einzustimmen. Inzwischen hatte sie sich von dem Fehlschlag wieder erholt, aber er hatte ihr drastisch gezeigt, dass dringend etwas unternommen werden musste, sonst würde ihr und dem Rat die Macht aus den Händen gleiten.
    »Ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass Burian auch nur die geringste Chance hat, den Thron noch einmal zu besteigen, aber bis er das erkennt, kann es für uns alle zu spät sein. Es
gibt andere, die ihn nur als Marionette benutzen, um die Stimmung anzuheizen, und sich selbst Hoffnungen machen, mich als Königin ablösen zu können.« Sie seufzte erneut. »Die Belagerung ist die richtige Antwort auf die Überfälle, und wenn sie Erfolg hat, wird sich die Meinung im Volk wieder drehen. Aber das kann noch Wochen dauern, und ich weiß nicht, ob uns diese Zeit bleibt. Es darf hier nicht so weit kommen wie in Clairborn, sonst meinen bald auch ein paar aufgehetzte Zwerge, das Recht in die eigenen Hände nehmen zu müssen und führen eigenmächtig Angriffe gegen die Stadt durch. Das darf unter keinen Umständen passieren.«
    »Was ist mit Zarkhadul?«, warf Sutis ein. »Wenn wir bekannt gäben, dass wir eine Expedition dorthin losgeschickt haben und eine Chance sehen, die Mine wieder in Besitz zu nehmen, würde Euch eine gewaltige Woge von Zustimmung und Hoffnung entgegenschlagen. Außerdem würde dieses Thema alles andere für Tage in den Hintergrund drängen und uns somit dringend benötigte Zeit verschaffen.«
    »Aber es wäre ein hohes Risiko«, erinnerte Selon. »Wenn Barlok scheitern sollte, wird sich die Wirkung einer solchen Ankündigung ins Gegenteil verkehren. So gewaltig die Hoffnungen wären, im Falles eines Fehlschlages wäre auch die Enttäuschung so groß, dass wir mit dem Schlimmsten rechnen müssten.« Auch der greise Schriftgelehrte trank einen Schluck, ehe er hinzufügte: »Darauf sollten wir erst zurückgreifen, wenn uns gar keine andere Möglichkeit

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