Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
unmöglich gemacht hätten. Auch so konnten sie lediglich kriechen, und das würde schon mühsam genug werden. Vor allem, da er noch mit einer Hand die Fackel halten musste.
    Langsam setzten sie sich in Bewegung, an der Spitze Lian, dann Barlok, und den Abschluss bildeten die beiden Krieger. Es erwies sich für Barlok als fast unmöglich, mit der Fackel in der Hand zu kriechen. Nach einem halben Dutzend Meter klemmte er sie sich zwischen die Zähne, um die Hände frei zu haben, gab aber auch das rasch wieder auf, nachdem er sich beinahe die Haare abgebrannt hätte.
    »Soll ich das Feuer nehmen?«, erbot sich der Junge schließlich. »Ich bin geschickter als ihr.«
    Das hatte er bereits unter Beweis gestellt. Er war von hagerer Statur, nicht annähernd so muskulös wie sie, und wesentlich gelenkiger. Mühelos krabbelte er auf allen vieren vor ihnen her und musste immer wieder warten, bis sie ihn eingeholt hatten. Auch die Fackel schien ihn kaum zu behindern, dafür kam Barlok nun wesentlich besser voran.
    Trotzdem war es eine extrem mühsame Art der Fortbewegung.
Schon nach kurzer Zeit begannen seine Knie zu schmerzen, und das nicht nur wegen des unebenen Bodens. Auch wenn er es gerne verdrängte, ließ sich nicht leugnen, dass er mit seinen zweihundertsiebenundsiebzig Jahren bereits ein beträchtliches Alter erreicht hatte, eigentlich zu alt für Unternehmungen wie diese. Dennoch kam kein Wort der Klage über seine Lippen, während die beiden Krieger hinter ihm immer wieder zornige Flüche ausstießen.
    Manchmal verbreiterte sich der Stollen etwas, dann wieder wurde ein Stück so eng und niedrig, dass sie sich nur mit Mühe weiterzwängen konnten.
    Sie mochten bereits hundertfünfzig, zweihundert Meter zurückgelegt haben, als Lian ihnen mit einer Geste bedeutete, leise zu sein. Kurz darauf gelangten sie an eine etwa doppelt faustgroße Öffnung im Boden. Der Junge spähte einige Sekunden lang hindurch, dann schüttelte er den Kopf und kroch weiter. Auch Barlok warf einen Blick in die Tiefe, aber unter ihnen erstreckte sich nur ein leerer Stollen.
    Löcher im Himmel …
    Offenbar hielt Lian die Gesteinsdecke tatsächlich für den Himmel, hatte es wahrscheinlich in den Wochen seit seiner Flucht nie gewagt, sich allzu weit von seinem Versteck zu entfernen und ahnte nicht einmal, dass dies nur eine von vielen Ebenen Zarkhaduls war, dass es darüber und darunter noch weitere gab. Gar nicht zu reden von der unendlichen Weite der Oberfläche. Er lebte in einer winzigen Welt, dabei kam sie ihm vermutlich schon beängstigend groß vor, wenn er sein ganzes vorheriges Leben nur in einer einzigen Wohnhöhle verbracht hatte.
    Unbändiger Zorn auf diese mysteriösen Thir-Ailith stieg in Barlok auf. Was waren das für Ungeheuer, dass sie die Nachkommen des gewaltigen Zwergenvolkes von Zarkhadul, das all dies einst beherrscht und überhaupt erst erschaffen hatte, wie Tiere gefangen hielten?
    Mehrere hundert Meter quälten sie sich weiter voran. Bei jedem
Stück Weg, das sie zurücklegten, dachte Barlok mit Grauen daran, dass sie die gleiche Strecke auch noch in umgekehrter Richtung würden bewältigen müssen.
    Schließlich gelangten sie an ein weiteres Loch im Boden. Der schwache gräuliche Schein von Glühmoos drang zu ihnen herauf und Lian musste erst einige der Flechten behutsam zur Seite biegen, ehe er durch die Öffnung spähen konnte. Beinahe augenblicklich wich er wieder davon zurück.
    »Thir-Ailith«, wisperte er leise, mit Furcht, Schrecken und Abscheu im Gesicht.
    Barlok kroch weiter vor, bis er selbst einen Blick durch das Loch werfen konnte.
    Unter ihnen erstreckte sich eine große Halle, gestützt von zwei Reihen gewaltiger Säulen, von denen allerdings einige geborsten und umgestürzt waren, vermutlich eine Folge des Erdbebens.
    Und die Halle war nicht leer.
    Barlok erstarrte, als sein Blick auf die Wesen fiel, die sich in kleinen Gruppen durch die Höhle bewegten, aus Stollen in den Seitenwänden traten oder darin verschwanden. Die Gedanken jagten wild wie eine Horde winziger Tierchen durch seinen Kopf, aber er war unfähig, einen davon zu klar zu fassen. Alles, was er fühlte, war ein namenloses, abgrundtiefes Entsetzen.
    Nun, da er das Geheimnis der Thir-Ailith kannte, wünschte er, es nie gelöst zu haben, niemals nach Zarkhadul gekommen zu sein. Alle Träume und Hoffnungen, die er mit der Expedition hierher verbunden hatte, zerstoben zu Nichts, verwandelten sich in seinen schrecklichsten Albtraum.
    Die Wesen,

Weitere Kostenlose Bücher