Zwergenbann: Roman
erlauben dürfen, diese Expedition anzuführen.«
»Er hätte sich durch nichts auf der Welt davon abhalten lassen,
das wisst Ihr«, ergriff Loton das Wort. »Für uns von der Kriegerkaste ist sein Tod ein besonders schlimmer Verlust. Aber jetzt ist nicht die Zeit, um zu betrauern, was sich nicht mehr ändern lässt.«
»Ihr habt recht.« Tharlia lächelte schmerzlich, dann schien ein Ruck durch sie zu gehen. »Über wie viel Sprengpulver verfügen wir noch?«, wandte sie sich mit kraftvollerer Stimme an die Abgesandten der Arbeiterkaste.
»Über gar keins mehr«, antwortete Torgan. »Unsere letzten Vorräte hat Schürfmeister Vilon mitgenommen, da wir davon ausgehen mussten, dass Sprengungen nötig sein würden, um einen Weg ins Innere des Kalathun zu öffnen.«
»Die Wachen an den Hängen des Tharakol besitzen noch einen kleinen Vorrat, um dort notfalls Risse im Berg verschließen zu können«, mischte sich Thilus ungefragt ein, obwohl er nicht dem Rat angehörte.
»Wie viel?«
»Nur eine Notreserve von vier oder fünf Säckchen«, berichtete Loton.
»Das ist nicht viel, doch immerhin etwas. Das Sprengpulver muss schnellstmöglich zum Kalathun gebracht werden.«
»Aber Majestät, dann haben wir nichts mehr, falls die Dunkelelben von Elan-Dhor aus einen Weg -«
»Wenn es uns nicht gelingt, ihren Ausbruch aus Zarkhadul zu verhindern, spielt das wohl kaum noch eine Rolle, Kriegsmeister«, unterbrach Tharlia Lotons Einwände. »Dort ist die Gefahr im Moment sehr viel drohender als die höchst unwahrscheinliche Möglichkeit, dass sich jetzt noch neue Öffnungen im Tharakol bilden.«
»Aber vier oder fünf Säckchen werden nach Likats Bericht bei Weitem nicht ausreichen, um den Stollen nach Zarkhadul dauerhaft zu verschließen«, warf Schürfmeister Artok ein. »Wir haben mehr als die zehnfache Menge verwendet, um vor unserer Flucht Sprengungen in den tieferen Minen von Elan-Dhor durchzuführen,
und die Dunkelelben damit lediglich eine Weile aufhalten können, um Zeit für die Evakuierung zu gewinnen.«
»Ich weiß«, sagte Tharlia matt. »Aber Zeit zu gewinnen ist auch jetzt äußerst wichtig. Wie die Dunkelelben nach Zarkhadul gekommen sind, spielt im Moment keine Rolle. Anscheinend ist ihr unterirdisches Reich so riesig, dass es sich tief unter dem gesamten Schattengebirge erstreckt.« Sie schwieg einige Sekunden lang und blickte die Ratsmitglieder der Reihe nach an. »Die Belagerung von Clairborn lässt sich unter diesen Umständen ohnehin nicht mehr aufrechterhalten, die Gründe für unsere Auseinandersetzung mit den Menschen sind jetzt wohl bedeutungslos geworden. Sollten die Dunkelelben sich frei an der Oberfläche ausbreiten können, wäre das unser aller Ende, daran gibt es wohl keinen Zweifel. Wenn wir nicht verhindern können, dass sie ins Freie gelangen, dann müssen wir sie eben dort mit Waffengewalt aufhalten oder es wenigstens versuchen, selbst wenn dies ebenfalls zu unserem Untergang führen sollte. Aber das ist unsere wohl einzige Chance.«
Noch einmal machte sie eine kurze Pause und wandte sich dann an Kriegsmeister Loton.
»Ihr werdet ab sofort das Kommando über unser Heer übernehmen!«, befahl sie. »Ich möchte, dass Ihr es von Clairborn abzieht und jeden waffenfähigen Mann auf schnellstem Wege in Richtung Kalathun in Marsch setzt. Noch heute, noch heute Nacht. Wir haben keine Zeit zu vergeuden. Wie schnell kann das Heer am Ziel sein?«
»Wenn wir Tag und Nacht marschieren und Pausen auf das Minimum reduzieren, dürften wir es in fünf Tagen schaffen«, behauptete der Kriegsmeister. »Vielleicht in viereinhalb, aber dann werden die Krieger zu Tode erschöpft ankommen und unfähig sein, zu kämpfen. Um am Ziel sofort einsatzbereit zu sein, brauchen wir eher sechs Tage.«
»Fünf bis sechs Tage also. So lange wird Schürfmeister Vilon den Stollen hoffentlich halten können. Veranlasst sofort alles Nötige.
« Sie wandte sich an Salos. »In zwei Tagen soll das große Fest des Hauses Tarkora stattfinden, doch ist dies sicherlich nicht die richtige Zeit für rauschende Feiern. Das wird auch Lamar einsehen, wenn Ihr ihm die Lage schildert, schließlich entstammt auch Ihr seinem Haus. Er muss das Fest absagen.«
Wenigstens eine unangenehme Pflicht, die ihr erspart blieb, dachte sie.
»Und für Euch habe ich ebenfalls einen neuen Auftrag, Kampfführer Thilus.«
»Ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt, meine Königin.«
»Diese Bedrohung betrifft nicht nur uns allein. Die
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