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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Tharakol aber liegt im Süden. Das Beben kann also unmöglich dort seinen Ursprung haben. Und jetzt reicht es mir endgültig. Wenn ich in einer Minute noch jemanden sehe, der hier nichts verloren hat, dann kann derjenige eine Nacht lang unseren Kerker von innen bewundern. Das gilt auch für Euch.«
    Murrend zerstreute sich die Menschenmenge. Nach einem letzten zornigen Blick aus seinem einen Auge wandte sich auch der Schmied um.
    »Das wird Euch noch leidtun! Das letzte Wort darüber ist noch nicht gesprochen«, rief er dem Bürgermeister zu, ehe er mit ausladenden Schritten davoneilte. Kopfschüttelnd blickte Lavinion ihm nach.
    »Ich kann mich nur noch einmal für das entschuldigen, was geschehen ist«, wandte er sich wieder an Tharlia. »Sindilos war nie ein guter Schmied, und nun ist er wütend, weil die Leute lieber die Dienste Eurer Schmiede in Anspruch nehmen. Seither schürt er Feindseligkeiten gegen Euer Volk, wo immer sich Gelegenheit bietet. Und bei Dummköpfen wie diesem Satulo fallen seine Hasstiraden auf fruchtbaren Boden.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, und ich danke Euch
für Eure Hilfe«, entgegnete Tharlia. »Aber mir scheint, dass Sindilos nicht nur von ein paar Nichtsnutzen Zustimmung bekommt, sondern viele seine Ansichten teilen.«
    »Das ist … sicherlich nur eine vorübergehende Erscheinung. Das Erdbeben … Viele glauben tatsächlich, dass die Zwerge dafür verantwortlich sind oder zumindest eine Mitschuld daran tragen. Es klingt im ersten Moment so verlockend einleuchtend, obwohl wir inzwischen Nachrichten erhalten haben, dass es weiter im Norden noch viel schlimmere Verwüstungen gegeben hat. In ein paar Tagen werden die Leute bestimmt wieder zur Vernunft kommen, aber im Moment … Ich denke, es wäre besser, wenn Ihr Clairborn verlassen würdet, bis sich die Lage wieder beruhigt hat.«
    »Heißt das, Ihr werft uns aus der Stadt?«, fragte Tharlia scharf.
    »Aber nein, natürlich nicht, das würde ich mir nicht anmaßen. Ich meine nur …«
    »Dann werden wir unsere Einkäufe jetzt wie geplant fortsetzen. Eure internen Machtkämpfe gehen uns nichts an, wir wünschen auch nicht hineingezogen zu werden«, verkündete Tharlia. »Es ist Eure Aufgabe, für Ruhe und Ordnung in Clairborn zu sorgen und Gäste Eurer Stadt zu schützen. Insofern verlasse ich mich darauf, dass es keine weiteren Zwischenfälle mehr geben wird. Wir sind nicht nur beleidigt, sondern sogar mit Eiern beworfen worden. Weitere Angriffe dieser Art werden wir nicht mehr tatenlos hinnehmen.«
    »Ich … ich bitte Euch, Majestät, nur das nicht!« Lavinion zog ein Tuch aus seiner Tasche und tupfte sich damit Schweißperlen von der Stirn. »Es darf auf keinen Fall Gewalttätigkeiten geben. Darauf warten diejenigen, die Stimmung gegen das Zwergenvolk schüren wollen, doch nur.«
    »Dann tut Eure Arbeit und sorgt dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt.«
    »Sicher, aber versteht doch …« Es schien zu Lavinions Angewohnheiten zu gehören, mindestens die Hälfte seiner Sätze
nicht zu beenden. Erneut wischte er sich mit dem Tuch über die Stirn. »Also gut, ich werde zwei Männer der Stadtgarde zu Eurem Schutz abstellen. Sie werden Euch begleiten und dafür sorgen, dass niemand Euch mehr belästigt.«
    Thilus verzog geringschätzig das Gesicht. Im Ernstfall würde er es wahrscheinlich allein und ohne sich sonderlich anzustrengen mit allen sechs Spielzeugsoldaten in ihren hübschen, bunten Uniformen aufnehmen können, die den Bürgermeister begleiteten.
    Dennoch erhob er keinen Widerspruch, und zu seiner eigenen Überraschung schien es sogar zu funktionieren. Es war gegen jede Vernunft, dass die beiden Gardisten mehr Abschreckung erzielen sollten als eine Eskorte grimmiger, bis an die Zähne bewaffneter Zwergenkrieger, und doch war es offenbar so. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass die Einwohner von Clairborn Zwergenkrieger noch niemals kämpfend erlebt hatten und sie trotz ihrer breiten Statur und offenkundigen Kraft aufgrund ihrer Größe unterschätzten. Vielleicht hatten sie auch nur größere Skrupel, sich mit der eigenen Obrigkeit anzulegen, die durch die Gardisten repräsentiert wurde, als mit einigen wenigen Vertretern eines fremden Volkes.
    Auf jeden Fall gab es keine weiteren Zwischenfälle mehr. Weder wagte man es, sie mit Eiern oder anderen Gegenständen zu bewerfen, noch gab es weitere Menschenaufläufe, und wenn sich doch einmal eher durch Zufall ein Grüppchen zusammenfand, um die fremden

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