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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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beschützt, die wir allein euch zu verdanken haben?«
    »Wir haben die Gefahr durch die Dunkelelben nicht heraufbeschworen«, widersprach Tharlia. »Sie sind das Erbe eines Krieges, der bereits tobte, als es die Menschen noch gar nicht gab und selbst das Volk der Zwerge noch jung war. Aber erst wir haben einen Durchbruch zu ihrem unterirdischen Kerker geschaffen, das lässt sich nicht bestreiten. Allerdings konnten wir nicht im Entferntesten ahnen, welche Folgen unsere Grabungen haben würden. Läge das Reich der Dunkelelben nicht so tief unter der Erde, hättet auch ihr durch das simple Ausheben eines Brunnens unwissentlich darauf stoßen können, und niemand könnte euch deshalb einen Vorwurf machen. Dennoch stellen wir uns unserer Verantwortung und werden alles tun, um zu verhindern, dass die Dunkelelben je an die Oberfläche gelangen.«
    »Stellt Ihr Euch auch der Verantwortung für die anderen Folgen Eurer Grabungen?«, warf der junge Rotschopf ein, der während der vergangenen Minuten geschwiegen hatte. Tharlia blickte ihn fragend an.
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich spreche von dem Erdbeben vor drei Nächten. Wollt Ihr vielleicht abstreiten, dass ihr Zwerge dafür verantwortlich seid?«
    »Aber wir … Ich begreife nicht, was du meinst.« Hilflos zuckte Tharlia die Schultern.
    »Dann will ich es Euch erklären«, ergriff Sindilos wieder das Wort. »Seit Jahrtausenden schon schürfen die Zwerge unter dem Tharakol nach Reichtümern, graben immer größere und tiefere Höhlen und Stollen in den Fels. Das kann ja auf Dauer nicht gut gehen. Es war doch wohl abzusehen, dass diese gigantischen Hohlräume irgendwann einmal in sich zusammenstürzen würden.«
    »Ihr … Ihr denkt, wir hätten das Erdbeben verursacht?«, hakte Tharlia ungläubig nach. Auch Thilus war wie vor den Kopf gestoßen. Niemand auf der Welt verstand sich auf den Umgang mit Gestein und die Tragfähigkeit von Fels so gut wie das Volk der Zwerge. Sicherlich schufen sie unterirdische Stollen und Grotten, sicherten diese zugleich aber auch so ab, dass die tektonische Stabilität sogar größer wurde als bei einem Berg im Naturzustand.
    Trotzdem begriff Thilus plötzlich besser, was hier vorging. Innerhalb von Clairborn gab es keinen Platz, der auch nur annähernd groß genug gewesen wäre, den gesamten Markt aufzunehmen, weshalb er auf einer großen Festwiese jenseits der nördlichen Stadtmauer stattfand. Der Weg hierher hatte die Zwerge durch den Ort geführt, und Thilus hatte gesehen, dass das Beben auch dort seine Spuren hinterlassen hatte. Eine Menge Häuser waren beschädigt worden, nicht zuletzt, weil die Menschen längst nicht so massiv und geschickt wie Zwerge zu bauen verstanden, einige wenige waren sogar ganz oder teilweise in sich zusammengebrochen.
    Wie es die Eigenart solcher Naturkatastrophen war, hatte das Beben die Clairborner wie ein Schicksalsschlag aus dem Nichts getroffen. In ihrer Verzweiflung suchten sie einen Schuldigen, den sie dafür verantwortlich machen konnten, und da fielen Anschuldigungen, wie Sindilos sie verbreitete, auf fruchtbaren Boden. Wer nichts über Zwerge und ihre Baukunst wusste, mochte in einer Situation wie dieser leicht davon zu überzeugen sein, dass sie mit ihren Grabungen ein solches Beben ausgelöst hatten, so unsinnig dieser Vorwurf auch war.
    »Eine Menge Leute hier denken das«, ereiferte sich der Schmied und erntete damit zustimmendes Gemurmel. »Es liegt völlig klar auf der Hand - der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass es so war. Das Erdbeben hat fünf Todesopfer hier in Clairborn gefordert. Vielleicht solltet Ihr mal die Hinterbliebenen aufsuchen, Majestät, und vor ihnen noch einmal Eure schöne Rede halten,
dass Ihr nie vorhattet, jemandem zu schaden. Dort werdet Ihr bestimmt eine passende Antwort -«
    »Jetzt reicht es aber«, unterbrach der Bürgermeister ihn barsch. »Ich will kein Wort von diesem Unsinn mehr hören, oder ich lasse Euch wegen Anstiftung zum Aufruhr festnehmen. Das gilt für euch alle hier! Verschwindet! Macht, dass ihr weiterkommt, hier gibt es nichts mehr zu glotzen!«
    »Dies ist ein freies Land, und wir haben das Recht, uns aufzuhalten, wo wir wollen«, stieß Sindilos hervor. »Die Wahrheit könnt Ihr auch auf diese Art nicht unterdrücken, Bürgermeister .« Das letzte Wort sprach er wie ein Schimpfwort aus.
    »Die Wahrheit«, äffte Lavinion ihn nach. »Die Wahrheit ist, dass das Zentrum des Bebens im Norden lag, wie wir mittlerweile zweifelsfrei wissen. Der

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