Zwergenbann: Roman
Besucher zu begaffen, reichten meist einige barsche Befehle der Soldaten, es wieder auseinanderzutreiben. Lediglich einige wenige Schmährufe wurden gelegentlich noch hörbar, doch aus sicherer Entfernung und ohne dass die Störenfriede sich zu erkennen gaben.
Nach einiger Zeit begann auch Thilus, sich ein wenig zu entspannen. Auch weiterhin behielt er die Umgebung scharf im Auge, um jede eventuelle Gefahr frühzeitig zu erkennen, aber darüber hinaus nahm er auch die zahlreichen Attraktionen wahr,
die der Markt zu bieten hatte, und die einen Besuch hier so faszinierend machten. Es gab nicht nur ein buntes Durcheinander aus Ständen, offenen Karren und einigen, zumeist mit wenig Geschick zusammengezimmerten Buden, an denen die verschiedensten Lebensmitteln angeboten wurden, von Mehl und Getreide über fertig gebackene Brote, Kuchen und anderes Gebäck bis hin zu Fleisch, Fisch und den unterschiedlichsten Gemüseund Obstsorten. Auch lebende Tiere wurden von einem Podium aus versteigert.
Darüber hinaus gab es auch zahlreiche Dinge des täglichen Bedarfs wie Werkzeuge, Töpfe, Körbe, exotische und weniger exotische Stoffe und hunderterlei Dinge mehr zu kaufen, manche so ausgefallen, dass Thilus dergleichen noch nie zuvor gesehen hatte und nicht die geringste Ahnung hatte, wozu sie dienen mochten. So manche hätten sich dem Aussehen nach vermutlich hervorragend als Folterinstrumente geeignet.
Aber obwohl die Verkaufsstände weit in der Überzahl waren, bildeten sie längst nicht das einzige Angebot. Auch zahlreiche Gaukler waren nach Clairborn gekommen, um ihre Kunststückchen zu zeigen. Es gab Grimassenschneider und andere Clowns in bunten Kostümen, Feuerspucker, Jongleure, Messerwerfer, Stelzengänger und zahlreiche weitere Artisten. Auf insgesamt zwei Bühnen führten Schausteller irgendwelche Theaterstücke auf, die dem Gelächter der Zuschauer zufolge recht lustig zu sein schienen.
Natürlich durften auch Musikanten nicht fehlen, die an vielen Stellen den verschiedensten Instrumenten Töne entlockten, die wohl Musik sein sollten, sich aber schon in einer Entfernung von nur wenigen Schritten mit den Darbietungen anderer und den übrigen Hintergrundgeräuschen des Marktes zu einem misstönenden Lärm vermischten.
Auch die Kinder kamen nicht zu kurz. Für sie gab es mehrere Puppenspiele, und innerhalb einer Umzäunung konnten sie auf kleinen Ponys reiten. Und noch etwas gab es für sie, das Thilus
noch nie gesehen hatte, das ihn jedoch durch seine simple, aber einfallsreiche Konstruktion außerordentlich faszinierte. Es handelte sich um eine große hölzerne Scheibe, auf der holzgeschnitzte Pferde und andere Tiere montiert waren, die den Kindern als Sitzplätze dienten. Auf einer Achse wippten die künstlichen Geschöpfe vor und zurück. Über ein Handrad an einem Gewinde versetzten zwei Männer die Scheibe in Drehung. Es war eine Konstruktion, wie sie ohne Weiteres von Zwergen hätte ersonnen sein können. Den Kindern schien sie jedenfalls großen Spaß zu bereiten.
In einer Ecke des Marktes gab es sogar eine Tiervorführung mit den angeblich exotischsten Bestien aus fernen Ländern, die Thilus sich liebend gerne einmal angesehen hätte. Dabei war ihm völlig egal, ob die Tiere vom anderen Ende der Welt oder aus der unmittelbaren Umgebung stammten, da sie in jedem Fall für ihn absolut fremdartig wären. Aber natürlich kam ein Besuch der Tiervorführung nicht in Frage, schließlich waren sie nicht hier, um sich zu amüsieren, und gerade angesichts der angespannten Situation an diesem Tag wollten sie Clairborn so schnell wie möglich wieder verlassen. Auch ohne den offenen Ausbruch neuer Feindseligkeiten entging ihm nicht, dass auch weiterhin viele Blicke, die ihnen zugeworfen wurden, alles andere als freundlich waren.
Endlich hatte Tharlia sämtliche Einkäufe erledigt, und sie machten sich auf den Rückweg, der sie auch diesmal wieder durch den eigentlichen Ort führte. Hier begegneten ihnen kaum noch Menschen, praktisch die gesamte Einwohnerschaft schien sich auf dem Markt versammelt zu haben. Man konnte das Gefühl bekommen, sich in einer aufgegebenen Geisterstadt zu befinden, ein Eindruck, zu dem auch die durch das Erdbeben verursachten Zerstörungen ihren Teil beitrugen.
Diesmal betrachtete Thilus sie genauer. Kaum ein Haus war ohne Beschädigungen davongekommen, die meisten zum Glück nur leicht, und viele waren bereits ausgebessert worden. Bei etwas
soliderer Bauweise, dessen war er sich sicher,
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