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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Wink des Bürgermeisters hin die Soldaten der Garde drohend einen Schritt auf die Menge zu machten.
    »Ich muss mich ausdrücklich für dieses Verhalten entschuldigen, Majestät«, wandte er sich wieder an Tharlia. »Bitte bekommt keinen falschen Eindruck von unserer schönen Stadt. Längst nicht alle in Clairborn denken so.«

    Aber viele. Bedrohlich viele , dachte Thilus.
    Ein dunkelhaariger, kräftig gebauter Mann mit Armen wie Dreschflegeln und nur einem Auge drängte durch die Menge nach vorne. Um den Leib trug er eine mit Brandflecken übersäte Lederschürze.
    »Biedert Euch nur bei denen an, Bürgermeister Lavinion«, stieß er hervor. »Stellt das Wohl der Zwerge über das Eures eigenen Volkes - bei der nächsten Wahl werdet Ihr schon sehen, was Ihr davon habt.«
    »Sindilos, Ihr dürft natürlich nicht fehlen, wenn es irgendwo Stunk gibt.« Aus schmalen Augen musterte Lavinion sein jüngeres und wesentlich kräftigeres Gegenüber. »Solltet Ihr Euch nicht lieber um Eure Schmiede kümmern? Kein Wunder, dass sie nicht gut läuft, wenn Ihr lieber herumwandert und aufwieglerische Reden haltet, statt zu arbeiten.«
    »Ja, spottet nur, das wird Euch schon noch vergehen. Über Generationen hinweg lief die Schmiede hervorragend. Erst seit dieses Zwergenpack an die Oberfläche gekommen ist und seine Dienste anbietet, lassen die Leute ihre Schmiedearbeiten lieber von ihnen ausführen, weil die Zwerge auf diesem Gebiet ja ach so geschickt sind. Zu mir kommt man höchstens noch, um ein Pferd beschlagen zu lassen. Das so verdiente Geld nutzen die Zwerge dann, um uns die Waren wegzukaufen. Und was tut Ihr dagegen? Nichts, Ihr buckelt noch vor ihnen wie ein zahnloser, alter Köter. Aber dem werde ich einen Riegel vorschieben, wenn ich erst Bürgermeister bin.«
    Lavinion schnaubte.
    »Träumt weiter. Die Leute werden niemals so dumm sein, einen von Neid und Hass zerfressenen Dummschwätzer wie Euch in dieses Amt zu wählen.«
    Verwirrt ließ Thilus seinen Blick zwischen den beiden ungleichen Männern hin und her wandern und wickelte sich die geflochtenen Enden seines Barts um die Finger. Selbstverständlich gab es auch zwischen Zwergen gelegentlich Streit, doch würde
man sich niemals auf solche Weise heruntermachen und sich ohne Rücksicht auf das Ansehen und die Ehre des anderen gegenseitig beschimpfen. Schon gar nicht vor Fremden. Es wäre eine Beleidigung, die nur mit Blut gesühnt werden könnte.
    Zwischen den Menschen hingegen schien ein solcher Umgangston nichts Besonderes zu sein, er amüsierte die Schaulustigen sogar. Mancher mochte glauben, dass die Unterschiede zwischen Zwergen und Menschen hauptsächlich in ihrer Größe bestanden. Spätestens jetzt jedoch begriff Thilus, dass es sehr viel gravierendere Differenzen bei so grundlegenden Punkten wie Ehre und dem allgemeinen Umgang miteinander gab.
    Auch Tharlia schien das Gezänk der beiden Männer äußerst unangenehm zu sein.
    »Bitte hört auf, unseretwegen zu streiten«, verlangte sie. »Es lag niemals in unserer Absicht, Unfrieden zu verbreiten oder jemandem hier zu schaden.«
    »Natürlich nicht«, brummte der Schmied, doch sie sprach ungerührt weiter und wurde dabei so laut, dass auch die umstehende Menschenmenge sie deutlich verstehen konnte, die sich inzwischen wieder beträchtlich vergrößert hatte.
    »Einst herrschten enge freundschaftliche Bande zwischen uns und den Menschen von Clairborn. Als Elan-Dhor auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Reichtums war, profitierten auch eure Vorfahren davon, und es hat uns nichts ausgemacht, diesen Reichtum mit den Menschen zu teilen. Nun, da wir aus unserer Heimat vertrieben wurden und in Nachbarschaft zu Clairborn als Flüchtlinge an der Oberfläche leben, hatten wir gehofft, an diese freundschaftlichen Bande neu anknüpfen zu können. Weder erbitten wir Almosen noch sonstige Hilfe. Wir arbeiten, um Geld zu verdienen, und bezahlen damit für alles, was wir benötigen. Darüber hinaus tun wir alles, um euch unter Einsatz unseres eigenen Lebens vor dem schrecklichen Feind aus den Tiefen unter dem Schattengebirge zu schützen, der nun in Elan-Dhor haust und danach giert, auch über Clairborn und den Rest
des Landes sowie die umliegenden Reiche herzufallen. Einen Feind, dem die Menschen nichts entgegenzusetzen hätten.«
    »Und den das Zwergenvolk selbst erst heraufbeschworen hat«, stieß Sindilos hervor. »Denkt Ihr wirklich, wir müssten uns Euch gegenüber erkenntlich zeigen, weil Ihr uns vor einer Gefahr

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