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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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länger abseits neigte, sondern wieder anzusteigen begann und diese Steigung auch beibehielt. Wenig später bekam er außerdem einen Drall nach links, führte sie somit zunächst nach Norden und schließlich zu Barloks Entsetzen sogar nach Westen, höhenversetzt also wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und genau entgegengesetzt zu ihrem Ziel, das weiter östlich in der Tiefe lag.
    Enttäuschtes Murren wurde hinter ihm laut, als auch seinen Begleitern bewusst wurde, dass sie sich in die falsche Richtung bewegten. Ihre Hoffnungen sanken, dennoch gingen sie weiter. So unerwartet, wie der Gang einen Bogen beschrieben hatte, so plötzlich konnte er auch ein weiteres Mal die Richtung wechseln, oder sie gelangten an eine Abzweigung, die sie wieder tiefer ins Innere führen würde.
    Nichts davon geschah.
    Stattdessen erfüllte sich Barloks schlimmster Albtraum, als er nach rund einer weiteren Stunde im Lampenschein vor sich plötzlich eine massive Felswand sah, die den Gang abschloss.
    Sie waren in einen toten Gang gelaufen.
     
     
    Einige Sekunden lang starrte Barlok die Felswand vor sich nur regungslos an, als wollte er sie mit seinem flammenden Blick zum Zerschmelzen bringen, dann begann er wilde Flüche auszustoßen, schlug mit den Fäusten dagegen und bearbeitete die
Wand mit Tritten. Sie hielt seinen Schlägen so mühelos stand wie seinem Blick, und schließlich verdrängte der Schmerz, den er sich selbst zufügte, die Woge aus rasendem Zorn in seinem Kopf.
    Auch hinter ihm waren Flüche zu hören, vor allem aber konnte er die Enttäuschung der Männer fast körperlich spüren. Diesmal schienen sie auf dem richtigen Weg gewesen zu sein. Alles hatte so vielversprechend gewirkt, doch erneut hatte das Schicksal sich nur einen weiteren besonders üblen Scherz mit ihnen erlaubt. Nichts war so niederschmetternd wie eine Hoffnung, deren Erfüllung bereits zum Greifen nahe vor einem zu liegen schien, die dann aber urplötzlich doch noch zunichte gemacht wurde.
    Resignierend lehnte Barlok sich gegen die Felswand. Was, beim Barte des Zwergenschöpfers, hatten sie den Göttern bloß angetan, dass diese sie mit einem Mal so zu hassen schienen? Warum nur hatte sich Li’thil offenkundig von ihnen abgewandt?
    Begonnen hatte die Zeit der Prüfungen mit der Entdeckung des ungeheuerlichen Goldvorkommens in den noch unerforschten Bereichen jenseits des Tiefenmeeres, tiefer im Leib der Erde, als je ein Zwerg von Elan-Dhor geschürft hatte. Der Fund hatte Jubel und Euphorie ausgelöst, die Hoffnung geweckt, dass eine neue Zeit des Aufschwungs und Reichtums für das Zwergenvolk bevorstünde, doch wie ein Fluch waren stattdessen die Dunkelelben über sie gekommen und hatten diese Hoffnung ins Gegenteil verkehrt. Elan-Dhor hatte keine neue Blütezeit erlebt, sondern sie hatten ihre Heimat verloren, hatten zum ersten Mal, seit ein Zwerg seinen Fuß unter den Tharakol gesetzt hatte, aus der Stadt und den Minen fliehen müssen. An der Oberfläche schien das zunächst freundliche Verhältnis zu ihren Nachbarn sich nun allmählich ebenfalls ins Gegenteil zu verkehren. Die Hochelben, die ihnen vermutlich als Einzige helfen könnten, nahmen nicht länger Anteil am Schicksal der Welt und die Chancen der zu ihnen ausgesandten Expedition waren höchstens minimal, wenn Warlon und seine Begleiter nicht bereits tot waren, was Barlok angesichts dieser Kette von Schicksalsschlägen nicht verwundert hätte.

    Und nun drohte auch noch ihre letzte Hoffnung zu scheitern, ein Rückzug ihres Volkes nach Zarkhadul, in das in der Tat keine Wege mehr hineinzuführen schienen. Es waren wahrlich schwere Prüfungen, die ihnen auferlegt wurden.
    Aber vielleicht handelte es sich ja tatsächlich um genau das, um Prüfungen. Hatte Li’thil womöglich aufgrund des seit Jahrhunderten voranschreitenden Niedergangs des Zwergenvolkes das Vertrauen in sie verloren und stellte sie deshalb auf die Probe? In diesem Fall mussten die Aufgaben auch zu lösen sein, und sie würden nur scheitern, wenn sie selbst resignierten und damit bewiesen, dass sie die Gunst Li’thils nicht länger verdient hatten.
    Aber dazu würde es nicht kommen.
    »Ich weiß, dass ihr ebenso enttäuscht seid wie ich«, sagte er laut. Als Leiter der Expedition war es seine Aufgabe, die Männer aufzumuntern und neu zu motivieren. »Aber es wäre schon fast verdächtig gewesen, wenn wir nicht auch hier Rückschläge erlebt hätten. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass wir auf dem

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