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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Felswände steil ab. Zu einem beträchtlichen Teil waren sie vor allem in der unteren Hälfte mit hölzernen Gerüsten bedeckt, gewaltigen Konstruktionen mit Laufplanken und Plattformen, schwenkbaren Hebearmen, Förderkörben und über zahlreiche Rollen laufenden Flaschenzügen, die selbst nach der langen Zeit noch aussahen, als könnte man sie von einem Moment auf den anderen wieder in Betrieb nehmen. Stollen führten von den Gerüsten aus tiefer in die Felswand hinein.
    An der Wand entlang führte eine Art Galerie, auf der Barlok stand, ein nur knapp einen Meter breiter Sims, der durch keine Randsteine und kein Geländer gesichert war. Unter ihnen zogen sich in Abständen von jeweils einigen Dutzend Metern weitere solcher Galerien am Fels entlang und dienten den Gerüsten als Zwischenstützen.
    Vorsichtig drängten sich die Arbeiter und Krieger nach und nach auf den Sims, um ebenfalls einen Blick in die Tiefe zu werfen.
    Das kümmerliche Licht ihrer Fackeln und Laternen hätte nicht einmal ausgereicht, einen Bruchteil der vor ihnen liegenden Höhle zu erleuchten, und anders als in Elan-Dhor gab es hier keine Lichtschächte, dennoch war es nicht völlig dunkel. Dichter als Barlok es jemals irgendwo gesehen hatte, war die Decke, die sich noch einmal gut zwanzig, dreißig Meter über ihm wölbte, mit Glühmoos überwuchert; teilweise hing es sogar in flechtenartigen Strängen herab. Es sonderte ein fahles, gräulich-grünes Licht ab, das irgendwie ungesund wirkte.
    Leichenlicht , dachte Barlok. So hatte einer der wenigen Dichter, die das Zwergenvolk hervorgebracht hatte, es einmal genannt, und diese Bezeichnung traf vollauf zu. Glühmoos wuchs auch in den ihm bekannten Teilen der Tiefenwelt an vielen Stellen, doch
er hatte seinen Schein nie als angenehm empfunden. Selbst die großen Wohnhöhlen Elan-Dhors wurden teilweise davon erhellt, doch zumindest bei Tage wurde seine kränkliche Färbung durch Licht, das durch die Schächte von der Oberfläche hereinsickerte, größtenteils abgeschwächt.
    Hier, in dieser fast glühenden Intensität, tat es beinahe in den Augen weh, aber um eine so gewaltige Höhle wenigstens dämmerig zu erleuchten, waren riesige Mengen nötig. Der Hohlraum im Inneren des Berges war nicht nur tief, sondern durchmaß auch gut zwei, wenn nicht sogar kaum vorstellbare drei Meilen. Die größte Wohnhöhle Elan-Dhors hätte nur einen Bruchteil der vor ihnen liegenden Fläche benötigt und auch in der Höhe mehrmals in dieser Höhle Platz gefunden. Felspfeiler von Dutzenden Metern Durchmesser stützten die Decke; in der Mitte ragte eine natürliche Säule auf, die allein mehr als hundert Meter durchmaß. Viele der aufragenden Felsen waren durch kühn geschwungene Stege und Brücken miteinander verbunden, teils aus Stein, teils aus Holz, und vor allem in den tieferen Regionen vielfach auch in Form gigantischer Viadukte mit bis zum Erdboden reichenden Pfeilern.
    Und dort in der Tiefe - das Feuer der Erde , der einstige Stolz seines Volkes.
    Die seit einem Jahrtausend verlorene Zwergenstadt Zarkhadul!

10
    LAVINION
    Zu Tharlias Erleichterung war der Schaden nicht ganz so groß, wie zunächst befürchtet, aber zugleich wurde alles noch viel komplizierter. Noch in der Nacht inspizierte sie persönlich die Stelle des Überfalls. Spuren, die auf den Hergang der Tat deuteten, waren keine zu finden, in weitem Umkreis war alles von den Luanen niedergetrampelt worden. Deren Spuren hingegen verrieten eine ganze Menge.
    Offenbar war es den Tätern nicht um den Raub des Viehs gegangen, sonst hätten sie es zu einer ihrer eigenen Weiden getrieben. Aber die Spuren der flüchtenden Tiere verteilten sich schon dicht hinter dem niedergerissenen Gatter in zahlreiche verschiedene Richtungen. Alles deutete darauf hin, dass die Täter die Tiere lediglich aufgescheucht und von der Weide getrieben hatten, um sie dann in wilder Flucht sich selbst zu überlassen.
    Nachdem sie dies herausgefunden hatten, schickte Tharlia noch in der Nacht zahlreiche Suchtrupps los, denen es gelang, einen Teil der Herde wieder einzufangen. Luanen waren behäbig; sie bewegten sich nur ungern und kaum mehr als unbedingt nötig, weshalb viele ihre gewonnene Freiheit nur dazu genutzt hatten, schon nach kurzer Zeit wieder irgendwo zu grasen oder sich zum Dösen niederzulegen. Das berechtigte Tharlia zu der Hoffnung, dass es gelingen würde, im Laufe des Tages auch die meisten der noch vermissten Tiere wieder einzufangen.
    Damit war zwar die

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