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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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hat.«
    »Es war ziemlich dunkel gestern Nacht. Der Späher hat lediglich mitbekommen, dass ein Teil Eures Viehs aus einer Weide ausgebrochen ist.«
    »Die Luanen sind nicht von selbst ausgebrochen«, stellte Tharlia richtig. »Einer unserer Wachposten wurde niedergeschlagen, dann rissen die Täter den Zaun ein und jagten die Luanen davon.«
    »Das ist ein schrecklicher Zwischenfall. Falls die Täter tatsächlich aus Clairborn stammen, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, damit sich so etwas nicht wiederholt, und ich bin gerne bereit, Euch Männer zur Verfügung zu stellen, die Euch dabei helfen, Euer Vieh wieder einzufangen.« Nervös knetete der Bürgermeister seine Hände und blickte sie fast flehend an. »Aber seien wir ganz ehrlich: Ich will nichts beschönigen, und ich kann verstehen, dass Ihr aufgebracht seid, aber es handelt sich doch im Grunde nur um einen Dumme-Jungen-Streich, keinen kriegerischen Angriff. Begangen von aufgehetzten Narren, die nicht wollen, dass die Zwerge in direkter Nähe von Clairborn siedeln, und Euch das auf diese Art demonstrieren wollten. Euer Vieh wurde ja nicht einmal geraubt. Im Interesse des Friedens und der Freundschaft zwischen unseren Völkern betrachten wir die Sache doch von dieser Seite, statt sie zu dramatisieren.«
    Tharlia starrte ihn unverwandt an.
    »Bei diesem Dummejungenstreich, wie Ihr es nennt, wurde einer unserer Krieger schwer verletzt. Möglicherweise wird er sogar sterben«, sagte sie mit eisiger Stimme. »Aber selbst wenn er überlebt, wird er voraussichtlich für den Rest seines Lebens verkrüppelt
sein. Haltet Ihr das immer noch für einen harmlosen Streich, den man nicht dramatisieren sollte?«
    Diesmal war Lavinions Entsetzen nicht gespielt.
    »Davon … wusste ich nichts, das müsst Ihr mir glauben«, stieß er mit sichtlicher Erschütterung hervor. »Und es tut mir aufrichtig leid.«
    »Ich glaube Euch, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ihr habt es selbst gesagt, die Täter wollten sich nicht bereichern, sondern uns nur schaden. Damit ist es eine gezielte Provokation, ein kriegerischer Akt, der einen unserer Leute vermutlich das Leben kosten wird. Mit einer Entschuldigung allein ist es nicht getan. Die Schuldigen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich hoffe in Eurem Interesse, dass es Euch möglich sein wird, ihre Identität zu ermitteln.«
    »Das … ist bereits geschehen«, erklärte Lavinion nach kurzem Zögern. »Ich habe Euch nicht ganz die Wahrheit gesagt. Unser Späher hat sie gesehen, als sie sich aus dem Staub gemacht haben, und gleich vermutet, dass sie etwas mit dem Ausbruch der Luanen zu tun hatten. Er erstattete Bericht, und als sie sich in die Stadt zurückzuschleichen versuchten, konnten wir sie ergreifen. Es handelt sich um drei junge Burschen, keiner älter als zwanzig. Einer von ihnen ist Satulo. Ihr kennt ihn; ein rothaariger Dummkopf, der auch schon auf dem Markt Stunk gemacht hat. Sie hatten mit Sicherheit nicht vor, Eure Wache so schwer zu verletzen. Wahrscheinlich entdeckte er sie, es kam zu einem Kampf, und sie wollten ihn betäuben. Dabei haben sie ihn wohl unglücklich getroffen. Ein Unfall.«
    »Unglücklich, das kann man wohl sagen. Aber auch wenn sie nicht vorhatten, ihn zu verkrüppeln oder gar zu töten, ändert das nichts an den Folgen. Was ist mit den Kerlen geschehen?«
    »Alle drei sitzen in unserem Kerker und werden vor Gericht gestellt werden. Nach dem, was Ihr berichtet habt, werden wir die Anklage selbstverständlich auf versuchten Mord abändern, vielleicht sogar Mord, falls Euer Wachposten tatsächlich sterben
sollte, was Eure und unsere Götter verhindern mögen. Die drei werden über viele Jahre keinen Unfug mehr anstellen können.«
    »Eine Haftstrafe für den Mord an einem unserer Leute? Pflegt man Mörder bei Euch immer so milde zu bestrafen?«
    »Was soll ich machen? Die drei sind noch nicht erwachsen, und unsere Gesetze verbieten es, Jugendliche zum Tode zu verurteilen. Das müsst Ihr verstehen.«
    Tharlia beugte sich vor.
    »Muss ich das? Ich fürchte, Ihr versteht noch nicht richtig«, sagte sie scharf. »Als ich davon sprach, die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sprach ich nicht von einem Eurer Gerichte. Sie haben uns angegriffen, und das Opfer ist einer unserer Krieger. Entsprechend kann auch nur ein Zwergengericht über die Täter urteilen. Etwas anderes wird mein Volk nicht hinnehmen, höchstens wenn Euer Menschengericht ein Todesurteil fällen sollte, das sofort

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