Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
nicht zu einem Freundschaftsbesuch kam.
    Erst unmittelbar vor dem Stadttor verharrte der Zwergentrupp. Auf eine Geste Tharlias hin hämmerte Thilus ein paar Mal wuchtig mit dem Knauf seines Schwertes gegen das Holz.
    »Öffnet und lasst uns herein!«, rief sie laut. »Warum wird uns der Zutritt verweigert?«
    Ein schnauzbärtiger Gardist beugte sich über die Zinnen des Wehrganges über dem Tor.
    »Sagt uns zuerst, was euch nach Clairborn führt«, verlangte er.
    »Ich bin gekommen, um mit Bürgermeister Lavinion zu sprechen. Was ich mit ihm zu bereden habe, geht Euch nichts an.«
    »Wir werden Euch hereinlassen, wenn Ihr zuerst Eure Waffen ablegt. Es ist die ausdrückliche Anordnung des Bürgermeisters, keine größeren Trupps bewaffneter Fremder in die Stadt zu lassen, um Ruhe und Frieden zu gewährleisten.«
    »Wie gut die Garde das gewährleistet, habe ich bei meinem letzten Besuch gemerkt«, entgegnete Tharlia deutlich schärfer als bisher. »Aus diesem Grund ziehe ich es vor, mich selbst zu schützen, und deshalb werden meine Männer ihre Waffen auch nicht abgeben. Jetzt öffnet das Tor, oder wir schlagen es mit unseren Äxten ein. Und falls Ihr uns daran zu hindern versuchen solltet, brauche ich nur ein Horn blasen zu lassen, und fünfhundert weitere Zwergenkrieger, die derzeit noch hinter den Hügeln warten, werden zu mir eilen.«
    Das war ein Bluff, von dem sie nur hoffen konnte, dass er funktionierte. Sie spielte ein gewagtes Spiel, denn obwohl sie binnen weniger Stunden eine entsprechende Verstärkung herrufen
könnte, hatte sie weder weitere Krieger in direkter Nähe noch die Absicht, das Tor einschlagen zu lassen, was einen offenen Krieg nahezu unvermeidlich machen würde.
    Aber das konnte der Schnauzbart schließlich nicht wissen. Bei ihrer Drohung wurde er sichtbar blasser und ließ seinen Blick unwillkürlich zu den Hügeln in geringer Entfernung von der Stadt schweifen.
    »Ich … ich kann das nicht allein entscheiden«, stieß er nervös hervor. »Bitte geduldet Euch einen kleinen Augenblick, damit ich weitere Anweisungen einholen kann.«
    Tharlia lächelte grimmig. Ihr Bluff zeigte Wirkung und schien Erfolg zu haben.
    »Einverstanden«, rief sie. »Aber ich warne Euch, Ihr solltet meine Geduld nicht zu sehr strapazieren.«
    Das Gesicht des Mannes verschwand hinter den Zinnen. Gleich darauf waren die Tritte schwerer Stiefel zu hören, die eine Holztreppe herunterpolterten.
    »Eure Worte scheinen Eindruck gemacht zu haben«, kommentierte Thilus. »Offenbar glaubt er tatsächlich, dass mehrere hundert Zwergenkrieger nur darauf warten, ihm sein schönes Tor einzuschlagen. Was hättet Ihr gemacht, wenn er es wirklich darauf hätte ankommen lassen?«
    Tharlia zuckte die Schultern und zog es vor, lieber erst gar nicht darüber nachzudenken.
    Der Bluff war nur der erste Zug ihres Spiels, doch hätte er versagt, wären all ihre weiteren Planungen wie ein Turm ohne festes Fundament in sich zusammengebrochen. Aber er hatte funktioniert, was vorsichtigen Optimismus in ihr weckte.
    Lavinion würde von dem angeblich wartenden Zwergenheer erfahren, und mehr noch als ihre Eskorte würde diese Bedrohung ihm Furcht bereiten. Und Angst musste sie ihm einflößen, auch wenn sie es nicht gerne tat. Nur so bestand Aussicht, dass er erkannte, wie ernst die Lage wirklich war, und seinen Stolz und die falsch verstandene Solidarität mit den Zwergenhassern
überwand. Um eine Eskalation zu vermeiden, musste sie ihn dazu bringen, diejenigen, die für den Überfall verantwortlich waren, nicht aus dem einfachen Grund zu schützen, weil sie seinem Volk angehörten und in seiner Stadt lebten, sondern sie einem Zwergentribunal zu übergeben.
    Das jedoch, so fürchtete sie, ließ sich nur durch massiven Druck erreichen, was nichts anderes als militärische Drohgebärden bedeutete.
    Den Schnauzbärtigen jedenfalls schienen sie bereits zu größter Eile angetrieben zu haben. Es dauerte nur wenige Minuten, bis das Scharren eines großen Riegels ertönte und die Torflügel wieder aufschwangen. Der Gardist trat auf die Zwerge zu und verneigte sich vor Tharlia.
    »Bitte verzeiht, dass Ihr warten musstet, Majestät. Bürgermeister Lavinion entrichtet Euch seinen Gruß. Obwohl er nicht glücklich über Eure Drohung ist und es bedauert, dass Ihr eine so große Eskorte beim Besuch Clairborns für nötig haltet, bittet er Euch und Eure Begleiter als Gäste in die Stadt und ist bereit, Euch zu empfangen«, sagte er geschwollen.
    Tharlia

Weitere Kostenlose Bücher