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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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vollstreckt wird. Eine Haftstrafe, bei der die Übeltäter jederzeit von einem neuen Bürgermeister begnadigt werden können, beispielsweise von diesem Sindilos, können wir nicht akzeptieren.« Sie seufzte. »Unsere Gesetze sind älter und vielleicht archaischer als die Euren, so wie unser ganzes Volk sehr viel älter ist, aber bei uns kann Blut nur mit Blut gesühnt werden.«
    »Und es gibt keine andere Möglichkeit?«
    »Nicht, wenn Orwan - so heißt der verletzte Krieger - stirbt. Sollte er überleben und es keinerlei weitere Zwischenfälle mehr geben - vielleicht. Aber es würde in jedem Fall für mich äußerst schwierig werden.«
    »Dann sollten wir alle beten, dass der Krieger überlebt, denn unsere Gesetze verbieten es ausdrücklich, einen Bürger Lartronias an ein fremdes Land oder ein anderes Volk auszuliefern. Das ist kein Gesetz Clairborns, sondern es wurde vom König erlassen und gilt für das gesamte Reich. Ihr seht, selbst wenn Ihr darauf besteht, ich kann Euch die Täter unmöglich übergeben.«
    »Dann werden wir sie uns holen, notfalls mit Gewalt«, sagte Tharlia kalt. »Es liegt dann nicht mehr in meiner Macht, das zu
verhindern. Auch wir sind an unsere Gesetze gebunden. In einer Angelegenheit wie dieser kann ich mich auch als Königin nicht darüber hinwegsetzen. Es gibt in Clairborn keine Macht, die uns aufhalten könnte. Solltet Ihr dennoch so dumm sein, diese niederträchtigen Mörder mit Waffengewalt beschützen zu wollen, werden wir diesen Widerstand brechen.«
    Niedergeschlagen senkte Lavinion den Kopf.
    »Ich habe befürchtet, dass Ihr so etwas sagen würdet, aber dennoch gehofft, dass es nicht dazu käme«, sagte er leise. »Und ich hoffe noch immer, dass wir eine Einigung finden werden, obwohl ich mir nicht gerne drohen lasse. Aber falls es zum Äußersten kommen sollte, werdet Ihr Clairborn möglicherweise nicht ganz so wehrlos vorfinden, wie Ihr annehmt.«
    »Mir ist nicht entgangen, dass Ihr die Stadtgarde vergrößert habt.« Tharlia lächelte kalt. »Allerdings solltet Ihr diesen halben Kindern erst einmal erklären, an welchem Ende man ein Schwert anfasst, ohne sich selbst zu verletzen, bevor Ihr darüber nachdenkt, sie gegen uns in den Kampf zu schicken.«
    »Davon spreche ich nicht. Bitte kommt und seht es Euch selbst an.«
    Lavinion stemmte sich von seinem Stuhl in die Höhe. In den vergangenen Minuten schien er um mindestens ein Jahrzehnt gealtert zu sein; seine Bewegungen waren schleppend und kraftlos. Fast tat er Tharlia leid. Vermutlich wünschte er wirklich aus tiefstem Herzen Frieden und Freundschaft mit dem Volk der Zwerge, aber genau wie sie selbst war er gefangen in einem Netz aus Stolz, Traditionen und Gesetzen, aus dem es anscheinend kein Entkommen gab.
    Er trat an eines der Fenster. Es führte nach Norden, wo direkt an der Stadtmauer die große Festwiese lag, auf der der Markt abgehalten wurde. Auch jetzt standen dort zahlreiche Zelte, aber nicht die von Händlern und Schaustellern. Außerdem war dort eine Koppel errichtet worden, in der sich eine große Zahl von Pferden befand.

    »Das … das ist ein Heerlager!«, murmelte Tharlia fassungslos.
    »Ein Heerlager der lartronischen Armee, unter deren Schutz wir als ein Teil des Reiches stehen«, bestätigte Lavinion. »Zweihundert Reiter der königlichen Kavallerie. Sie sind gestern eingetroffen. Bereits als er erfuhr, dass das Zwergenvolk Elan-Dhor verlassen hat und in unmittelbarer Nachbarschaft Clairborns eine Stadt errichtete, war der König sehr besorgt. Und als er Nachricht von den Vorfällen auf dem letzten Markt erhielt, entsandte er zu unserem Schutz die Reiter, für den Fall, dass sich die Lage noch verschlimmern sollte.«
    »Auch zweihundert Reiter können sich nicht mit unserem Heer messen!«, stieß Thilus hervor, der neben sie getreten war.
    »Das wohl nicht, aber ich denke, auch Euer Volk wird es sich gut überlegen, ob es einen Angriff auf königliche Truppen wagt«, entgegnete der Bürgermeister. »Denn damit würdet Ihr die gesamte Macht des Reiches herausfordern, und das wäre der sichere Untergang Eures Volkes!«
    Tharlia wandte ihren Blick von dem Heerlager ab, fuhr herum und starrte Lavinion zornig an.
    »Ihr seid wirklich bereit, einen Krieg zu riskieren, nur um diese drei Verbrecher vor ihrer verdienten Strafe zu bewahren?«
    »Nicht deswegen, und das wisst Ihr. Ginge es nur nach mir, würde ich niemals die Existenz von ganz Clairborn wegen dieser Narren gefährden. Aber ich bin ein Mann des

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