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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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fast perfekte Tarnung, wenn sie lautlos von den Ästen, auf denen sie lauerten, im Sturzflug heruntergeschossen kamen, sich auf die Wanderer stürzten und mit ihren spitzen Schnäbeln nach ihnen hackten. Anders als bei Vögeln saßen in ihren Schnäbeln zwei Reihen von scharfen, nadelspitzen Zähnen, mit denen sie versuchten, an den ungeschützten Armen und vor allem den Gesichtern der Reisenden kleine Brocken aus ihrem Fleisch zu reißen. Jeder von ihnen hatte schon Schrammen davongetragen.
    Glücklicherweise wurden sie nicht allzu oft von den Crail attackiert, doch bildeten diese eine ständige Bedrohung, weil sie unglaublich wendig waren. Eines der Biester hatte Warlons linkes Auge nur knapp verfehlt und ihm stattdessen dicht darunter an der Wange eine blutende Wunde zugefügt. Seither hielt er genau wie die anderen sein Schwert ständig abwehrbereit in der Hand, blickte immer wieder nach oben und lauschte auf das leise Flappen, das die Crail verriet, wenn sie ihre Schwingen zum Angriff ausbreiteten.
    »Vorsicht!«, rief Malcorion. So aufmerksam die Zwerge auch lauschten, meist war es der Waldläufer, der mit seinen ungeheuer scharfen Ohren noch vor ihnen wahrnahm, wenn sich ihnen eines der Biester näherte.
    Warlon riss sein Schwert hoch. Wie ein Schatten sauste ein Crail aus der Höhe im Sturzflug auf sie herab. Die Schwingen hatte er fast ganz angelegt, spreizte sie erst, als er sich nur noch zwei Meter über ihren Köpfen befand. Gleich darauf kippte er zur Seite ab, wich Warlons Schwert geschickt aus und schoss auf Ailin zu. Auch sie hieb mit ihrem Schwert zu, verfehlte den Crail aber ebenfalls. Geschmeidig warf sie sich zur Seite und entging so seinem Angriff.
    Das Tier stieß ein enttäuschtes Krächzen aus. Statt sich jedoch auf Lokin oder Malcorion zu stürzen, flog es eine enge Kurve und schoss erneut auf Warlon zu. Diesmal versuchte er gar nicht erst, wieder mit seinem Schwert nach dem wendigen Biest zu
schlagen, da er es ohnehin mit größter Wahrscheinlichkeit erneut verfehlt hätte, sondern deutete einen Hieb nur an. Wie erwartet kippte der Crail mit angelegtem Flügel zur Seite ab.
    Warlon wartete auf genau diesen Moment, dann rammte er blitzartig sein Schwert vor. Mitten in der Bewegung, die seinen Flug wieder stabilisieren sollte, hatte der Crail keine Chance zum Ausweichen. Die Klinge bohrte sich durch seinen kleinen Körper und tötete ihn auf der Stelle. Triumphierend schwang Warlon seine Beute.
    Weder er noch einer der anderen Zwerge, nicht einmal Malcorion, bemerkte den zweiten Crail, der in diesem Moment auf sie herabstieß. Als sie ihn entdeckten, hatte das Tier sie schon fast erreicht, begann aber plötzlich laut krächzend mit den Flügeln zu schlagen und schraubte sich wieder in die Höhe, wo es sich noch immer schrill krächzend auf einem Ast niederließ und wie ein Schatten mit der Dunkelheit verschmolz, statt sie anzugreifen.
    Verblüfft starrten sie ihm nach.
    »Das … das muss an dem Kadaver liegen«, stieß Ailin nach einigen Sekunden hervor. »Ich glaube, sein toter Artgenosse hat ihn abgeschreckt.«
    Warlon hatte bereits dazu angesetzt, den toten Crail von der Spitze des Schwertes abzustreifen, verharrte nun aber und betrachtete den Kadaver noch einmal skeptisch.
    »Nicht wegwerfen!«, rief Malcorion. »Sie könnte recht haben. Vielleicht hilft es wirklich, einen Versuch ist es wert.«
    Warlon zögerte einen Moment, dann zuckte er die Achseln. Wenn es sie tatsächlich vor weiteren Angriffen schützen sollte, würde er sich notfalls auch von oben bis unten mit toten Crail behängen.
    Und es schien tatsächlich zu funktionieren. Noch zweimal flogen Crail auf sie zu, drehten aber bereits wenige Meter von ihnen entfernt wieder ab. Solcherart bestätigt, trug Warlon sein Schwert mit dem Kadaver nun wie eine Standarte hoch erhoben
vor sich her, und es gab keinen einzigen weiteren Angriff mehr.
    »Verdammt«, murmelte Malcorion. »Darauf hätte ich auch schon früher kommen können. Damit hätte ich mir einiges erspart.«
     
     
    Als sie an diesem Abend zu rasten beschlossen, hängten sie den toten Crail zur Abschreckung an einen Ast über dem Lagerplatz, ehe sie sich am Fuß einiger großer Bäume niederließen und sich an das Wurzelwerk lehnten. Sie aßen etwas von ihren allmählich knapper werdenden Vorräten. An den vergangenen Abenden hatten sie sich meist noch unterhalten. Malcorion hatte von seinen früheren Erlebnissen erzählt, oder die Zwerge hatten vom Leben in Elan-Dhor

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