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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Gesetzes. Es ist meine Aufgabe, über die Einhaltung unserer Gesetze zu wachen. Ich kann gar nicht anders handeln. Das müsstet Ihr verstehen, da Ihr Euch in derselben Situation befindet. Es stehen unsere Gesetze gegen die Eures Volkes, und Ihr seid es, die unserem Volk mit Krieg drohen, um Euren Stolz und Eure Traditionen durchzusetzen. Sollten wir angegriffen werden, weil unsere Gesetze es uns unmöglich machen, Euren Forderungen nachzukommen, bleibt uns keine andere Wahl, als uns zu verteidigen. Ihr habt dieses Dilemma erkannt, und wenn Ihr einen Krieg verhindern wollt, müsst Ihr es Eurem Volk vermitteln.«

    »Ich werde es versuchen, aber ich habe wenig Hoffnung«, murmelte Tharlia. »Damit ist wohl alles gesagt.«
    Ohne ein Wort des Abschieds ging sie auf die Tür zu und verließ zusammen mit Thilus das Rathaus.
    Noch am gleichen Abend brannten die Felder von Elan-Tart.

11
    DIE NYMPHEN
    Hätte Malcorion sie nicht darauf aufmerksam gemacht, hätten Warlon und die anderen Zwerge nicht einmal bemerkt, dass sie die Grenze nach Radon überschritten und so zum ersten Mal in ihrem Leben Lartronia verließen. Es gab keinen Grenzstein oder sonst einen Hinweis; kein Wunder inmitten eines so riesigen Waldes, in den sich kaum jemals ein Mensch verirrte.
    »Allerdings handelt es sich auch nur um eine fließende, nie genau vermessene Grenze, die ausgehend von ihrem Verlauf im Westen und Osten des Waldes lediglich durch einen Strich auf einer Karte festgelegt wurde«, erklärte der Waldläufer. »Und es wird sicherlich nie Streit über ihren genauen Verlauf geben. Im Grunde stellt Elem-Laan Niemandsland dar; praktisch betrachtet endet Radon an seinem nördlichen, Lartronia an seinem südlichen Rand.«
    Und ganz praktisch betrachtet, änderte sich für sie dadurch ohnehin nichts, fügte Warlon in Gedanken hinzu. Der Finsterwald jedenfalls nicht, weder an diesem noch an den folgenden Tagen, sah man davon ab, dass er immer noch dichter und dunkler zu werden schien und seinem Namen damit alle Ehre machte. Das Blätterdach hoch über ihren Köpfen ließ inzwischen fast gar kein Licht mehr durch, sodass selbst bei Tag hier unten beständige Dämmerung herrschte und der Blick manchmal nur wenige Meter weit reichte. Mit ein wenig Fantasie konnte man sogar die Baumstämme um sie herum als steinerne Säulen betrachten und sich vorstellen, sich in der Tiefenwelt zu befinden, in die sich auch niemals ein Sonnenstrahl verirrte.

    Trotz der Dunkelheit kamen sie nun sogar besser voran als vorher. Wie nahezu alle Pflanzen benötigte auch Unterholz Licht zum Wachsen, das es hier nicht fand. Nur vereinzelt wucherten noch dürre, fast blattlose Gewächse von kränklicher Farbe zwischen den Bäumen, aber sie stellten keinen Vergleich mehr zu dem Dickicht dar, das ihren Weg anfangs so beschwerlich gemacht hatte. Auch hingen zahlreiche gräuliche Flechten, teils einzeln, teils zu regelrechten Vorhängen verfilzt, von den Ästen herab.
    Tiere gab es hier so gut wie keine mehr. Hatten sie in den Randbezirken des Waldes noch vereinzelt Hirsche oder Rehe und einmal sogar ein Wildschwein gesehen und waren hauptsächlich auf Pfaden gewandert, die sich das Wild durchs Unterholz gebahnt hatte, so schien Elem-Laan hier geradezu leer gefegt zu sein. Sie hätten auch kaum etwas zu fressen gefunden, wenn sie nicht gerade die Rinde der mächtigen Bäume angeknabbert hätten, was selbst die Tiere dieses Waldes nicht zu wagen schienen.
    Lediglich einige kaum mehr als handgroße Tierchen mit einem buschigen Schwanz, der größer als der gesamte Rest ihres Körpers war, sahen sie gelegentlich an den Stämmen hinaufund hinabhuschen, und in den Wipfeln trillerten Vögel nahezu unermüdlich ihre Lieder.
    Und dann gab es natürlich noch die Crail.
    Sie schienen nur hier, tief im Inneren des Waldes zu leben. Anfangs hatten die Zwerge sie ebenfalls für Vögel gehalten, doch die Ähnlichkeit beschränkte sich darauf, dass auch sie Flügel und kleine, fast winzige Körper hatten. Umso größer hingegen waren ihre Schwingen, die ausgebreitet fast die Länge eines ausgestreckten Arms erreichten. Sie waren am hinteren Ende gezackt, wirkten beinahe ausgefranst, und sie bestanden auch nicht aus Federn, sondern erinnerten wie die Haut ihres übrigen Körpers an schwarzes, schrumpeliges Leder.
    Malcorion hatte sie vor ihnen gewarnt, dennoch hatten sie alle schon leidvolle Erfahrungen mit den so harmlos aussehenden
Tieren gemacht. Ihre dunkle Haut bot in dieser Umgebung eine

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