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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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noch Angst vor der eigenen Courage
bekommen. Zudem würde die Nacht ohnehin hereingebrochen sein, bis sie die Oberfläche wieder erreichten.
    »Wir werden die Mine weiter erforschen und heute hier übernachten«, teilte Barlok seinen Entschluss mit. »Morgen kehren wir dann nach Elan-Tart zurück und verkünden, dass einer Neubesiedelung Zarkhaduls durch unser Volk nichts mehr im Wege steht.«

13
    RADON
    Als Warlon erwachte, hatte er das Gefühl, noch niemals so tief und entspannt geschlafen und sich anschließend so ausgeruht gefühlt zu haben. Nicht allein die Nymphen, auch das Wissen um den Tod des Dunkelelbs mochte dazu beigetragen haben. Obwohl er sich bemüht hatte, möglichst selten daran zu denken, hatte die Nähe ihres todbringenden Begleiters die ganze Zeit wie eine im wahrsten Sinne des Wortes unsichtbare Bedrohung über ihnen geschwebt und sie belastet. Vor allem hatte der Gedanke ihn gequält, was passieren mochte, wenn sie wieder bewohntes Gebiet erreichten. Sie hätten unschuldige Menschen in Gefahr gebracht und sich mit deren Blut befleckt, wenn der Elb weiterhin gemordet hätte.
    Aber dieses Problem hatte sich ja nun erledigt, und Warlon wollte sich seine Erinnerungen an die angenehmen Träume während der Nacht nicht davon verderben lassen.
    Nicht lange nach dem Tod des Dunkelelbs hatten die Nymphen erneut zu singen begonnen, und irgendwann musste er eingeschlafen sein, ohne dass die Bilder von Pracht und Schönheit, die ihr Gesang mit sich brachte, dadurch verblasst wären, sondern ihn stattdessen in den Schlaf und durch die gesamte Nacht begleitet hatten. Den anderen schien es dem entrückten Ausdruck auf ihren Gesichtern nach zu urteilen ebenso ergangen zu sein.
    »Sie sind fort«, murmelte Ailin enttäuscht. Obwohl Malcorion sie darauf vorbereitet hatte, empfand auch Warlon Trauer, dass die Nymphen sie bereits verlassen hatten und sie sich nicht einmal mehr von ihnen verabschieden konnten.

    Nicht nur die Feen waren so spurlos verschwunden, als hätte es sie nie gegeben, sondern auch der Weiher und überhaupt die ganze Lichtung. Stattdessen lagen sie umgeben von Farnen und Fingerhut unter großen Laubbäumen, durch deren lichte Wipfel ihnen die Sonne ins Gesicht schien. Farn? Fingerhut? Noch bevor Warlon den Gedanken weiterverfolgen konnte, sprang Malcorion abrupt auf.
    »Das ist nicht mehr der Finsterwald!«, stieß er hervor und blickte sich fassungslos in alle Richtungen um. »Jedenfalls nicht mehr der Teil, in dem wir zuletzt gewesen sind.«
    Auch die Zwerge sprangen auf. Erst jetzt begriff auch Warlon vollends, was ihn am Anblick ihrer Umgebung gestört hatte. Sie entsprach in keiner Weise der, durch die sie in den letzten Tagen gezogen waren, erinnerte ihn höchstens noch an den Rand des Finsterwalds, wo die Bäume nicht so dicht beieinanderstanden und es unter ihnen noch wucherndes Dickicht gegeben hatte.
    »Aber wie …?«
    »Der Weiher«, murmelte Malcorion. »Erinnert ihr euch noch, dass ich gestern sagte, ich wäre mir nicht sicher, ob er real und ein Teil unserer Welt wäre, weil ich ihn schon einmal an einem ganz anderen Ort erreicht habe? Ich glaube nun wirklich, die Waldfeen können ihn in jedem von ihnen gewünschten Teil des Waldes entstehen lassen, und offenbar waren sie sogar in der Lage, uns mit zu versetzen. Hoffentlich befinden wir uns nicht wieder am südlichen Rand, wo wir unsere Reise begonnen haben.«
    »Das klingt ziemlich fantastisch«, fand Warlon, obwohl auch ihm keine bessere Erklärung einfiel.
    »Dort vorne scheint der Wald zu enden«, rief Lokin und deutete nach Norden, wo es hell zwischen den Bäumen hindurchschimmerte. Hastig rafften sie ihr Gepäck zusammen und eilten darauf zu. Tatsächlich erreichten sie schon nach kaum drei Dutzend Schritten den Waldrand. Flache Wiesen breiteten sich vor ihnen aus, dahinter erstreckten sich Korn- und Maisfelder, und in einigen Meilen Entfernung war ein Dorf zu entdecken.

    »Aber das … das ist unmöglich«, keuchte Malcorion. »Der Ort dort … das ist Mirn, ich war früher schon dort. Die spitzen Doppeltürme des Tempels von Lir und Tir, dem göttlichen Zwillingspaar, sind unverkennbar.«
    »Aha«, brummte Warlon. »Und was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass wir uns nicht nur in einem anderen Teil des Finsterwaldes befinden, sondern gar nicht mehr in Elem-Laan. Mirn liegt weit im Norden von Radon, noch jenseits der Goldwüste im Zentrum des Landes. Dies muss der Hohe Forst von Calemborn sein. Wir befinden uns fast

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