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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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zerschmettert von mächtigen Felsbrocken, die offenbar schon vor langer Zeit aus der Decke gebrochen waren.
    Barloks ohnehin nur winzige, im Verborgenen blühende Hoffnung, dass abgeriegelt von der Außenwelt in Zarkhadul noch Zwerge leben könnten, schwand endgültig. Natürlich war es möglich, dass sie sich in die tieferen, ohnehin noch ungleich prachtvoller gestalteten Ebenen zurückgezogen hatten, aber die Aussicht war so verschwindend gering, dass es keinen Sinn ergab, sich länger daran zu klammern. Selbst wenn nur ein Bruchteil des ursprünglich riesigen Volkes überlebt hatte, hätte kein Zwerg hier alles so verfallen lassen.

    Ein schrecklicher Gedanke, der sich daraus ergab, schoss ihm plötzlich durch den Kopf. Wenn die einstigen Bewohner Zarkhaduls es nicht geschafft hatten, nach der Katastrophe, die sie von der Außenwelt abschnitt, aus eigener Kraft zu überleben, dann war die Mine zu einem Massengrab für mehr als einhunderttausend Zwerge geworden.
    Was aber war mit den Toten geschehen?
    Barlok ertappte sich dabei, genauer in die Tiefe zu sehen, ob er zwischen den Gebäuden irgendwo Leichen entdecken konnte, und atmete erleichtert auf, als das nicht der Fall war.
    Welches Schicksal auch immer die Bewohner ereilt hatte, würde sich schon noch herausstellen. In einem Moment wie diesem jedoch wollte er nicht über Tod, Verderben und Leichen nachdenken.
    Nach einigen Minuten setzten sie ihren Weg fort und erreichten schließlich den Grund der Höhle. Ehrfürchtig machte Barlok den Schritt von der letzten Stufe herunter und hatte erst jetzt zum ersten Mal das erhabene Gefühl, Zarkhadul wirklich zu betreten. Er atmete tief durch.
    Wie ein eigener kleiner Berg ragte die Säule vor ihnen auf, so gewaltig, dass der Steg, über den sie sie erreicht hatten, kaum noch zu erkennen war, wenn sie die Köpfe in den Nacken legten. Das unterste Stück war mit besonders eindrucksvollen Meißelarbeiten verziert. Barlok musste seinen Blick fast gewaltsam davon losreißen.
    Er überlegte, was er nun tun sollte. Er hatte nach Zarkhadul gelangen wollen, darauf war all sein Streben gerichtet gewesen, seit Selon die Idee aufgebracht hatte. Nun befand er sich hier am Ziel seiner Träume und hatte seinen Befehl bereits reichlich freizügig ausgelegt. Es würde weder seinen Ruhm vergrößern noch ihm neue Erkenntnisse bringen, wenn er noch ein paar Stunden ziellos durch die Stadt lief. Ganz offensichtlich gab es keinerlei Gefahr hier, überhaupt keine Form von Leben. Das Vernünftigste wäre es, nun umzukehren - trotzdem sträubte sich etwas in
ihm dagegen. Hatten sie wirklich den Abstieg bewältigt, nur um sich jetzt, kaum dass sie Zarkhadul betreten hatten, wieder auf den Rückweg zu machen?
    Barlok ließ seinen Blick umherschweifen. Obwohl viele von ihnen beschädigt waren, kündeten die Gebäude in ihrer unmittelbaren Nähe noch überdeutlich von ihrer einstigen Pracht. Die meisten waren zwei- oder sogar dreigeschossig, manche noch höher. Unvergleichliche Stuckarbeiten und andere Ornamente zierten ihre Fassaden, vorgebaute Säulengänge mit fantasievollen Kapitellen, Volutengiebel, Wasserspeier in der Form verschiedenster Gargylen und anderer Fantasiewesen, Erker mit geschwungenen Dächern und hunderte andere Details gab es überall zu bewundern.
    Dabei hatten Selons Aufzeichnungen zufolge hier in der obersten Höhle nur die ärmeren Bewohner Zarkhaduls gewohnt. Die wohlhabenderen Häuser hatten sich schon vor vielen Jahrtausenden auf den tiefer gelegenen Ebenen angesiedelt. Der Lärm der einst Tag und Nacht andauernden Schürfarbeiten in diesem Bereich und einige Unglücksfälle durch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen herabgebrochene Felsbrocken hatten sie dazu bewegt.
    Wenn dennoch sogar hier solch unvergleichlicher Prunk herrschte, wie mochte es dann erst auf den tieferen Ebenen aussehen?
    Nachdem sie schon so weit gekommen waren, kam es auf ein paar Stunden mehr oder weniger nun auch nicht mehr an. Das war der Punkt, in dem Vilon sich gewaltig irrte: Es spielte keine Rolle, wie viel Zeit er hier verbrachte, Tharlia würde ihn dafür nicht zur Rechenschaft ziehen. Dafür war sein Einfluss zu groß, sie gerade in dieser Zeit zu stark von ihm abhängig. Als Oberkommandierender in sämtlichen militärischen Belangen konnte er alle Entscheidungen treffen, die er für richtig hielt.
    Gerade der Gedanke an Vilon gab den Ausschlag. Wenn sie sich so kurz nach ihm auf den Rückweg machten, würde es so aussehen, als hätte er doch

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