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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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dem Stollen, der zum geöffneten Zugang führte, und traten kurz darauf ins Freie. Rasch blickte Tharlia sich um.
    Ein beträchtlicher Teil der lartronischen Armee hatte die Hänge des Tharakol gar nicht erst erklommen, sondern direkt in der Ebene am Fuße des Berges ein provisorisches Lager aufgeschlagen. Andere waren auf etlichen der einigermaßen ebenen Flächen am Hang untergekommen. Auch das Plateau direkt vor dem Zugang war voller Soldaten.
    Ein schnauzbärtiger, älterer Offizier trat den Zwergen entgegen und verbeugte sich vor der Königin.
    »Seid gegrüßt, Majestät. Darf ich fragen, was Euch hierherführt?«
    Obwohl seine Anrede höflich war, verschlug die Dreistigkeit seiner Frage Tharlia für einen Moment die Sprache.
    »Wir wünschen Vizegeneral Nagaron in einer dringenden
militärischen Angelegenheit zu sprechen. Führt uns unverzüglich zu ihm!«, sagte Thilus an ihrer Stelle.
    »Ich bedauere, aber der Vizegeneral ist momentan für niemanden zu sprechen.«
    »Ist das so?«, fuhr Tharlia den Soldaten scharf an. »Dann soll er mir das selbst sagen. Was könnte es mitten in einer Schlacht wohl so Dringendes zu erledigen geben, dass er keine Zeit hat, sich mit seinen Verbündeten zu beraten? Geht mir aus dem Weg!«
    Der Offizier bewegte sich nicht.
    »Es tut mir leid, aber auch das kann ich nicht. Ich habe Auftrag, niemanden aus dem Berg herauszulassen.«
    Tharlia stieß einen keuchenden Laut aus und starrte den Mann ungläubig an. Selbst Nagaron hätte sie nicht für so gewissenlos gehalten.
    »Eure Aufträge interessieren uns nicht!«, blaffte Thilus. »Ihr scheint zu vergessen, mit wem Ihr sprecht. Gebt augenblicklich den Weg für die Königin frei!«
    Demonstrativ legte er die Hand auf den Knauf seines Schwertes, doch im gleichen Moment rückten mehrere Dutzend Soldaten hinter dem Offizier näher.
    »Dieses ganze Land, auch das Schattengebirge, ist lartronisches Hoheitsgebiet«, sagte er. »Als Abgesandter des Königs besitzt der Vizegeneral hier volle Befehlsgewalt, und sein Befehl lautet, den Zugang zu bewachen und niemanden herauszulassen. Ich denke, Ihr solltet besser umkehren.«
    »Das werden wir«, stieß Thilus hervor. »Aber wir werden wiederkommen, und dann wird sich zeigen, ob Ihr es tatsächlich wagt, einem entschlossenen, bis an die Zähne bewaffneten Zwergenheer den Weg zu versperren. Wir …«
    »Ich bin sicher, dass es sich nur um ein Missverständnis
handelt«, fiel Tharlia ihm ins Wort. »Lasst dem Vizegeneral ausrichten, dass ich ihn unbedingt so schnell wie möglich sprechen muss, dann werden wir weitersehen. Gehen wir!«
    Ohne einen Abschiedsgruß drehte sie sich um und trat zurück in den Stollen. Nach kurzem Zögern und einem drohenden Blick in Richtung des Offiziers folgte Thilus ihr mit der Eskorte.
    »Bei meinem Bart, was hat das zu bedeuten?«, polterte er, kaum dass sie außer Hörweite waren. »Glaubt dieser blasierte Dummkopf tatsächlich, uns hier einsperren zu können? Wir sollten ihn und seine Männer die Hänge hinabjagen!«
    »So weit kommt es noch, dass wir unsere Kräfte im Kampf gegeneinander aufreiben, statt sie gegen die Dunkelelben zu bündeln«, entgegnete Tharlia scharf. »Ich habe damit gerechnet, dass Nagaron sich weigern wird, mit mir zu sprechen, obwohl ich nicht geglaubt hätte, dass er uns wirklich den Zutritt an die Oberfläche verwehrt. Aber auch das ergibt einen Sinn. Er will uns so lange wie möglich als Puffer zwischen sich und den Thir-Ailith haben. Nun bleibt uns gar nichts anderes mehr übrig, als mit aller Verzweiflung bis zum letzten Mann zu kämpfen. Wir sind eingeschlossen.«
     
    Viele Stunden waren sie schon durch Bereiche der Tiefenwelt gewandert, die Barlok noch niemals zuvor betreten hatte. Das von den Goblins beanspruchte und bewachte Gebiet hatten sie schon längst verlassen, jedenfalls hatte er seit geraumer Zeit keinerlei Spuren künstlicher Bearbeitung mehr an den Wänden entdeckt, und auch die letzte Felstür lag bereits weit hinter ihnen.
    Seiner Schätzung zufolge mussten sie sich mittlerweile sogar unterhalb des Tiefenmeeres befinden. Seit es entdeckt
worden war, suchte sein Volk nach Pfaden, auf denen man es umgehen konnte, hatte aber niemals welche gefunden. Den Goblins jedoch schien das gelungen zu sein. Und da sie irgendwann wieder in bereits bekannte Gebiete gelangen mussten, bedeutete das, dass auch sein Volk diese Wege künftig kennen würde.
    Wenn es überhaupt weiterhin in der Tiefenwelt überleben konnte, schränkte

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