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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Suchtrupps …
    Der größte Teil der Einwohner hatte die halbe Nacht hindurch gefeiert. Gerade von den Kriegern würde kaum einer, der nicht ohnehin Dienst hatte, noch nüchtern genug sein, um bei der Suche nach einem oder mehreren Dunkelelben von Nutzen zu sein.
    »Das sind wahrlich schlechte Nachrichten, und Ihr habt einen weiten Weg zurückgelegt, um sie zu überbringen«, sagte er. »Aber ich fürchte, die Zeit zum Ausruhen ist noch nicht gekommen. Wir unterhalten einen bewaffneten Posten am Fuße des Tharakol, um die Zugänge nach Elan-Dhor zu bewachen. Die Warnung muss auf schnellstem Wege auch dorthin überbracht werden, damit sich das Schlimmste verhindern lässt.«
    »Wir haben bereits entsprechende Order erhalten und werden unseren Ritt unverzüglich fortsetzen«, erklärte der Meldereiter. »Aber wir bringen nicht nur schlechte Nachrichten, sondern auch hoffnungsvolle Kunde. Da sich der Großteil Eurer Streitkräfte am Kalathun befindet und Ihr hier keine weiteren Krieger entbehren könnt, hat Vizegeneral Nagaron die lartronische Reiterei ausgesandt, fünfhundert Mann zu Pferd, um Eure Truppen am Tharakol zu unterstützen. Sie folgen uns in längstens einer Stunde Abstand und werden helfen, die Berghänge zu bewachen.«
    »Fünfhundert Reiter sind zweifellos eine wertvolle Verstärkung«, sagte Torgan, dann schüttelte er den Kopf. »Aber wenn tatsächlich ein Zugang nach Elan-Dhor geöffnet wird, wird es auch ihnen nicht gelingen, die Horden der Dunkelelben zurückzudrängen.«

    Genau diese Gedanken gingen auch Selon durch den Kopf. Voller Furcht fragte er sich, ob es in ein paar Stunden überhaupt noch um eine Umsiedlung ihres Volkes nach Zarkhadul gehen würde oder ob sie erneut gezwungen sein würden, zu fliehen …
     
    Es war nicht nur das Bizarrste, sondern vor allem das mit Abstand Schrecklichste, was Tavor jemals in seinem Leben durchgemacht hatte. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, während der Dunkelelb wie mit unsichtbaren Fingern in seinem Verstand gewühlt und das Unterste zuoberst gekehrt, seine heimlichsten Gedanken und tiefsten Geheimnisse gelesen hatte. Tavor war sicher gewesen, dass der Thir-Ailith ihn anschließend töten würde, und von einem gewissen Punkt an war es ihm egal gewesen; er hatte es sogar herbeigesehnt, nur damit die Qual endlich endete.
    Aber sie hatte nicht aufgehört, sie hatte sich nur verändert. Irgendwann hatten sich die Fühler aus seinem Kopf zurückgezogen, doch anders, als er überzeugt gewesen war, hatte man ihn nicht getötet.
    Wie lange das schon zurücklag, wusste Tavor ebenfalls nicht. Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren. Seine Gedanken und sein Wille waren frei, doch besaß er über seinen eigenen Körper keinerlei Kontrolle mehr, sosehr er sich auch bemühte. Regungslos musste er ein Stück abseits des Weges, auf dem er mit seinen nun toten Begleitern vom Tharakol herabgestiegen war, auf dem Fels liegen, vermochte nicht einmal einen Finger zu rühren. Allenfalls die Augen konnte er mit äußerster Willensanstrengung eine Winzigkeit hin und her rollen.
    Aber das war nicht einmal das Schlimmste. Viel schmerzhafter brannte das Wissen in ihm, dass er sein Volk verraten
hatte und dadurch möglicherweise mit zu seinem Untergang beitragen würde. Dass er es gegen seinen Willen getan und keine Chance gehabt hatte, sich dagegen zu wehren, spielte für ihn keine Rolle. Wäre es ihm möglich gewesen, hätte er sich selbst einen Dolch in den Leib gestoßen, um seiner entsetzlichen Situation zu entrinnen und zu verhindern, dass er unter Zwang noch mehr Unheil anrichtete, aber nicht einmal dieser Ausweg blieb ihm mehr.
    Ihm gegenüber saß der Dunkelelb auf einem Felsen, zumindest einer der Dunkelelben. Sie waren mindestens zu viert, wie Tavor mittlerweile herausgefunden hatte. Wo sich die anderen befanden, wusste er nicht, konnte es sich jedoch denken. Durch ihn hatten sie von dem noch verbliebenen Sprengpulver erfahren - und von dessen Aufbewahrungsort in der Wachbastion. Nun waren sie vermutlich unterwegs, um es an sich zu bringen.
    Die Kreatur, die Tavor gegenübersaß, war nur teilweise sichtbar, sodass sich die Konturen ihres Körpers undeutlich abzeichneten. Ihre glühenden Augen, mit denen sie ihn ununterbrochen anstarrte und in ihrem Bann hielt, waren das Einzige, was von ihrem Gesicht zu erkennen war.
    Aus dem Tal erschollen Alarmhörner. Eine Weile später hörte er mehrmals kaum ein oder zwei Dutzend Schritte entfernt gedämpfte Stimmen.

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