Zwergenblut: Roman
standen und es ihnen vielleicht sogar gelang, die Stadt wieder in Besitz zu nehmen, würde dies nur vorübergehend sein - als Folge einer Katastrophe, die niemals hätte passieren sollen. Die Zeit, Elan-Dhor mit Axt und Schwert zurückzufordern, war noch lange nicht gekommen, und sie würde vermutlich zumindest zu seinen Lebzeiten nicht mehr nahen. Gerade nach den zurückliegenden Ereignissen und den bereits ausgetragenen Schlachten war sein Volk noch längst nicht stark genug, die Horden aus der Tiefe zu bezwingen, nicht einmal zusammen mit dem lartronischen Heer und den Elben. Vielleicht würde es das nach einigen Jahrhunderten der Vorbereitung und Aufrüstung sein, doch selbst das erschien ihm fraglich.
Valutus und seine Reiter waren bis zum Fuß der Rampe vorgedrungen, und auch Turon ging mit seinen Mannen nun weiter, um Platz für die Nachrückenden zu schaffen. Die sieben Priesterinnen schlossen sich erneut zu einem Ring zusammen und ergriffen sich an den Händen, um ihre Kräfte zu bündeln, aber nirgendwo in der Nähe waren Dunkelelben zu entdecken. Offenbar waren sie nach der Eroberung Elan-Dhors und der Erkenntnis, dass es von hier aus für sie keinen Weg an die Oberfläche gab, tatsächlich fast alle wieder in ihr ursprüngliches unterirdisches Reich zurückgekehrt.
Das jedoch würde sich schon bald ändern, daran hegte Turon keinen Zweifel.
»Wie lange benötigt man von hier bis hinab in die Katakomben der Thir-Ailith?«, erkundigte sich Valutus, den ähnliche Gedanken zu beschäftigen schienen.
»Etwa ein Tagesmarsch für einen Zwerg, wenn er sich sehr eilt«, antwortete Turon. »Aber ich vermute, dass die Dunkelelben den Weg rascher zurücklegen können. Sie bewegen sich schnell, doch weiß ich nicht, wie es um ihre Ausdauer auf langen Strecken bestellt ist.«
»Das haben sie gezeigt, als es ihnen gelungen ist, innerhalb von nicht einmal einem Tag und einer Nacht vom Kalathun bis zum Tharakol zu gelangen«, rief ihm der Obrist in Erinnerung. »Ein Weg, für den Menschen und Zwerge fünf bis sechs Tagesmärsche gebraucht hätten.«
»Allerdings nächtliche Ruhepausen mit eingerechnet. Ich glaube nicht, dass diese Kreaturen eine Rast gemacht haben. Das werden sie auch auf dem Weg aus der Tiefe nicht brauchen, aber auf einer so viel kürzeren Strecke fällt es weniger ins Gewicht.«
»Mehr als die Hälfte der Zeit, die ein Zwerg braucht, werden sie also kaum benötigen, eher weniger. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Bote einen halben Tag braucht, um die anderen zu benachrichtigen, und diese dann einen weiteren halben Tag, um hierherzugelangen, bleibt uns also nur ungefähr ein Tag, um eine Verteidigung zu errichten und uns auf ihre Ankunft vorzubereiten, eher weniger.«
»Vielleicht sogar viel weniger«, murmelte Turon düster. »Ich bin nicht völlig davon überzeugt, dass sie auf einen Boten angewiesen sind, um in der Tiefe zu erfahren, dass es hier nun einen offenen Weg zur Oberfläche gibt.«
»Ich heiße Gelinian.« Die Magierin war vor Sindilos stehen geblieben und deutete eine Verbeugung an, dann berührte
sie mit der rechten Hand kurz ihre Brust und öffnete die Handfläche in seine Richtung. »Ich überbringe Euch die Grüße und den Segen des Volkes der Elben.«
»Auch ich grüße Euch und heiße Euch willkommen. Mein Name ist Sindilos, Bürgermeister von Clairborn.« Er erwiderte ihre Verbeugung. »Es ist lange her, dass Abgesandte Eures Volkes in unserer Stadt gesehen wurden. Als umso größere Ehre betrachte ich Euren Besuch.«
»Einst bestanden enge freundschaftliche Bande zwischen unseren Völkern, und es freut mich, dass wir nun Gelegenheit haben, diese zu erneuern, auch wenn wir unser selbst gewähltes Exil nur noch selten verlassen, um Kontakt zu anderen Völkern aufzunehmen.«
»Dennoch wurden die freundschaftlichen Bande von unserer Seite aus nie durchtrennt. Menschen freuen sich stets, Angehörige des Alten Volkes begrüßen zu können.« Noch einmal verneigte sich Sindilos, erst dann verbeugte er sich äußerst flüchtig auch vor Tharlia, die neben der Elbenmagierin stand. »Und ich heiße auch die Königin des Zwergenvolkes willkommen, obwohl unsere Beziehungen in letzter Zeit nicht gerade freundschaftlich waren.« Seine Stimme klang bei diesen Worten wesentlich frostiger.
»Freundschaft mag darunter leiden, wenn Bewohner Eurer Stadt Wachen unserer Siedlung überfallen und schwer verletzen, unser Vieh davontreiben und unsere Felder in Brand stecken«, entgegnete
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