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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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anrechnen und sich dafür feiern lassen können. Nun jedoch hatte er erfahren müssen, dass sich die beiden Heere verbündet hatten und gemeinsam in den Kampf gegen die Dunkelelben aus der alten Zwergenmine gezogen waren - eine Verbrüderung, die seinen Plänen völlig zuwiderlief. Schlimmer noch: Meldereiter hatten ihm nicht nur die Nachricht vom Sieg, sondern auch den Befehl überbracht, damit zu beginnen, in den nächsten Tagen so große Mengen an Lebensmitteln für Elan-Tart zur Verfügung zu stellen, wie sie entbehren konnten.
    Und nun hatte auch noch eine der Kreaturen aus der Tiefe den Weg bis nach Clairborn gefunden und verbreitete Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Drei Tote waren bereits aufgetaucht. Das allein hätte er noch für seine Zwecke verwenden können, war es doch immerhin eine Bedrohung, die erst durch die Zwerge entstanden war. Eskortiert von einigen Reitern der lartronischen Kavallerie jedoch waren vor mittlerweile mehr als einer Stunde zwei Zwergenpriesterinnen in Clairborn eingetroffen, um die gegen den unsichtbaren Feind machtlose Stadtwache zu unterstützen. Statt als Bedrohung traten Zwerge so plötzlich als Retter in der Not vor einer noch größeren Gefahr auf.

    Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Grübeleien. Wahrscheinlich noch mehr schlechte Nachrichten , dachte er, setzte sich aber aufrecht hin und richtete seine Kleidung flüchtig, ehe er den Bittsteller hereinbefahl. Es handelte sich um Harkonan, den neuen, von ihm selbst eingesetzten Kommandanten der Stadtwache, einen jungen, etwas hitzköpfigen Mann, den vor allem seine Abneigung gegen die Zwerge auszeichnete.
    »Schiffe!«, keuchte er außer Atem, kaum dass er die Amtsstube betreten hatte. »Zwei Schiffe kommen den Cadras von Norden heraufgesegelt.«
    »Schiffe auf dem Cadras?« Sindilos schnitt eine Grimasse. »Was ist das für eine verrückte Geschichte? Hast du getrunken, Kerl? Du meinst wohl Boote.«
    »Nein, Herr, richtige Schiffe, groß und mit prachtvollen weißen Segeln. Und ich habe keinen Tropfen getrunken. Ich weiß, dass es eigentlich unmöglich ist, aber die Schiffe sind da. Sie dürften jeden Moment anlegen.«
    Unmöglich, fürwahr, das traf den Kern der Sache. Im Frühjahr, während der Schneeschmelze in den Bergen, schwoll der Cadras für kurze Zeit zu einem reißenden Strom an, aber den Rest des Jahres über war er nur ein winziges Flüsschen, gerade einmal drei, vier Meter breit und kaum mehr als knietief. Es war einfach völlig unmöglich, dass richtige Schiffe ihn befuhren, selbst jeder flache Lastkahn hätte zu viel Tiefgang. Allenfalls mit Booten oder Flößen konnte man den Fluss passieren.
    »Das sehe ich mir mit eigenen Augen an. Und wehe dir, wenn das nur irgendeine wilde Geschichte ist.«
    Sindilos stemmte sich aus seinem Sessel. Gemeinsam verließen sie das Rathaus und eilten im Schutz mehrerer Wachen zum Westtor der Stadt. Kurz bevor sie es erreichten,
meinte er weit im Süden etwas aufblitzen zu sehen, ein von hier aus nur winziges Licht, doch er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern hastete die Stufen eines Wehrturms unmittelbar neben dem Tor hinauf.
    Der Anblick war unglaublich. Tatsächlich hatten zwei einmastige, große Schiffe aus hellem Holz an den eigentlich viel zu kleinen Anlegestellen festgemacht; die weißen Segel wurden gerade eingeholt. Es waren Schiffe einer ihm völlig unbekannten Bauart, wesentlich schmaler und weniger grobschlächtig als alle, die er bislang gesehen hatte, versehen mit zahlreichen kunstvollen Schnitzereien. Auch schienen sie gar nicht aus einzelnen Planken zusammengefügt zu sein, sondern aus einem einzigen Stück zu bestehen, als wären sie nicht erbaut, sondern aus einem riesigen Holzblock geschnitzt worden.
    Aber gerade, da sie noch größer als normale lartronische Schiffe waren, war es umso unglaublicher, dass sie es geschafft hatten, den Cadras heraufzufahren.
    Nachdem die Schiffe selbst ihn im ersten Moment völlig in ihren Bann geschlagen hatten, wandte Sindilos seine Aufmerksamkeit nun den Besatzungen zu. Ihre Anwesenheit war beinahe noch unglaublicher und erklärte wenigstens einen Teil der Rätsel.
    »Elben«, murmelte er fassungslos und riss beim Anblick der schlanken, hochgewachsenen Gestalten mit den langen, goldfarbenen Haaren die Augen weit auf. Noch nie zuvor in seinem Leben war er Angehörigen des Alten Volkes begegnet und konnte auch jetzt kaum glauben, dass er sie leibhaftig vor sich sah.
    Aber nicht nur Elben befanden sich

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