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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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vorgekommen war. Es schien direkt aus dem Fels der Decke zu sickern, ein fahler, gräulichgrüner Schein, der irgendwie krank wirkte, aber ausreichte, um die ganze Höhle auszuleuchten. Sie standen auf einem kaum ein Dutzend Meter durchmessenden Felsvorsprung an der Höhlenwand, etwas höher als der Boden der riesigen Halle, sodass er von hier aus einen guten Überblick hatte. Eine Art Rampe führte zu den Straßen der Stadt hinab.
    Dies also war Elan-Dhor, für lange Zeit die letzte noch existierende Zwergenmine, ehe sie von den Dunkelelben erobert und Zarkhadul wiederentdeckt worden war.
    Bislang hatte er das kleine Volk hauptsächlich als grobschlächtig und hart und unerbittlich im Kampf wahrgenommen.
Nun jedoch sah er Gebäude von atemberaubender architektonischer Schönheit vor sich, nicht so simple, fast immer gleich aussehende kastenförmige Häuser mit strohgedeckten Spitzdächern, wie man sie zumeist in den Städten fand, die er kannte. Viele der Gebäude hier, obschon unzweifelhaft Wohnhäuser, wirkten eher wie Schlösser, mit Erkern, kühn geschwungenen Balkonen und so prunkvollen Verzierungen, wie sie kein menschlicher Künstler erschaffen könnte, das war selbst in dem unnatürlichen Licht zu erkennen. Bauwerke, wie er sie eher bei den Elben als bei den ungeschlachten Zwergen vermutet hätte, und schon gar nicht tief im Inneren eines Berges.
    »Herr, das Signal«, sprach ihn der Reiter neben ihm an. Auch er war sichtlich beeindruckt, aber noch deutlicher stand Unbehagen in sein Gesicht geschrieben. Er fürchtete sich, weil sie nur so wenige waren und dem Angriff einer größeren Schar von Feinden nicht lange würden standhalten können.
    Valutus nickte. Er hatte sich von der Umgebung blenden lassen und schon zu lange gezögert, wodurch er sie unnötig in Gefahr gebracht hatte. Rasch griff er nach seinem umgehängten Horn, setzte es an die Lippen und blies ein kurzes Signal. Er hatte nicht einmal besonders kräftig geblasen, doch hallte der Ton von den Felswänden wider, wurde hin und her geworfen und immer weiter verstärkt, bis er mit Donnergetöse durch die Höhle schallte.
    Valutus erschrak selbst vor dem Schall und zuckte zusammen, ebenso alle anderen Männer. Selbst die Pferde wurden unruhig und begannen zu scheuen. Viel schlimmer jedoch: Wenn es in der Nähe Dunkelelben gab, die ihre Ankunft zuvor noch nicht bemerkt hatten, so wussten sie spätestens jetzt, dass sie nicht länger allein waren.

     
    »Endlich!«, stieß Turon hervor, als das verabredete Hornsignal aus der Tiefe des Stollens drang. Wie abgesprochen würden er und seine Begleiter als Nächste ins Innere des Berges vordringen, da sie sich in Elan-Dhor am besten auskannten und die Hilfe weiterer Priesterinnen dort womöglich vonnöten sein würde. Lediglich eine von ihnen würde für den absoluten Notfall zusammen mit fünfzig Reitern hier zurückbleiben und den Stollen bewachen, die restliche Reiterei würde seinem Trupp folgen.
    Unmittelbar vor dem Eingang des Stollens verharrte er einen kurzen Moment, ehe er einen beherzten Schritt vorwärts machte. Monatelang hatte er darüber gewacht, dass alle Zugänge in den Tharakol versperrt blieben, und nun betrat er ihn selbst wieder und würde erneut nach Elan-Dhor gelangen.
    Die Schritte ihrer eisenbeschlagenen Stiefel klangen hier im Stollen dumpf. Obwohl er nicht besonders lang war, kaum hundert Meter, kam er Turon endlos vor. Halb fürchtete er sich vor dem, was ihn an seinem Ende erwarten mochte, halb fieberte er dem entgegen.
    Was mochte in Elan-Dhor in den vergangenen Monaten vorgegangen sein? Würde es überhaupt noch die Stadt sein, die er kannte, oder hatten die Dunkelelben sie in ihrem Hass völlig verwüstet und in eine Ruinenlandschaft verwandelt?
    Zumindest letztere Befürchtung traf nicht zu, wie er feststellte, als er das Ende des Stollens erreichte, im Gegenteil: Vor ihm breitete sich die Stadt genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Nirgendwo waren Spuren irgendwelcher Zerstörungen zu bemerken. Der Vernichtungswille der Thir-Ailith schien nur lebenden Wesen, nicht aber toten Dingen zu gelten.

    Mit großen, leuchtenden Augen ließ Turon seinen Blick über die Stadt gleiten, in der er bis vor kurzem sein gesamtes Leben verbracht hatte. Er hatte befürchtet, sie niemals wiederzusehen. Eine wilde, unbändige Freude von fast schmerzhafter Heftigkeit erfüllte sein Herz, doch verflog sie rasch wieder.
    Auch wenn sie jetzt hier

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