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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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eben gar nicht erst soweit kommen lassen«, polterte Barlok und hämmerte mit der Faust auf den Tisch. »Wir sprechen die ganze Zeit davon, wie aussichtslos ein Kampf gegen diese Kreaturen ist. Dann sorgen wir doch stattdessen dafür, dass sie eingesperrt bleiben. Könnt Ihr sie nicht einfach erneut durch eine entsprechende Rune bannen, wie es früher schon der Fall war?«
    Gelinian zögerte mehrere Sekunden lang, schließlich schüttelte sie ganz langsam den Kopf.
    »Es geht nicht allein um die Rune«, behauptete sie. »Wenn es so einfach wäre, bräuchten wir sie nur überall einzuritzen, aber das hätte nicht die geringste Wirkung. Eine
extrem aufwändige Beschwörung wäre dazu nötig. Allein die Vorbereitungen würden mehrere Tage dauern. Diese Zeit bleibt uns nicht, und wir wären auch nicht stark genug, sie durchzuführen. Nein, dieser Weg scheidet aus.« Sie zögerte erneut. »Aber die Fähigkeit, ein unbezwingbares Heer aufzustellen, ist nicht die einzige, die die Thir-Ailith durch die Anrufung einer fremden Macht erlangt haben. Zuerst wurden sie dadurch so verändert, dass es ihnen überhaupt möglich war, in der Tiefe zu überleben. Dazu gehört auch, dass sie keine normale Nahrung mehr benötigen, sondern sich von der Lebenskraft ernähren können, die sie anderen rauben, wie sie es zu Eurem Entsetzen auch in Zarkhadul mit den letzten Überlebenden des dortigen Zwergenvolkes getan haben.«
    »Aber unter dem Schattengebirge lebten zur damaligen Zeit noch keine Zwerge«, wandte Tharlia ein. »Und nach Zarkhadul gelangten die Thir-Ailith erst vor knapp einem Jahrtausend. Gab es andere unglückliche Wesen, die damals in den Katakomben tief unter der Erde lebten, in die man die Ungeheuer verbannte?«
    Ein Ausdruck tiefen Leids spiegelte sich in Gelinians Gesicht.
    »Vielleicht ernährte die von ihnen beschworene Macht sie während der ersten Zeit, vielleicht konnten sie zunächst aufgrund von Moosen oder dergleichen überleben, möglicherweise fanden sie auch andere Wesen oder fielen in kannibalistischer Gier übereinander her. Ich weiß es nicht, und es hat für uns heute keine Bedeutung mehr, denn es gilt nur für die ersten Jahre ihrer Verbannung. Während dieser Zeit begannen sie bereits, ihre Opfer wie in Zarkhadul regelrecht zu züchten, wie sie es seither bis heute machen.« Sie wandte sich an Warlon. »Tragt Ihr noch das Felsstück
mit dem Bannsiegel bei Euch? Bitte gebt es mir noch einmal.«
    Verwundert öffnete Warlon den Rucksack, den er neben seinem Sitzkissen auf den Boden gestellt hatte. Er holte den Brocken mit der eingravierten Rune heraus und reichte ihn Gelinian. Noch immer glänzte er wie pures Gold, obwohl es sich um normalen Fels handelte, der nur durch den Elbenzauber dieses Aussehen angenommen hatte. Die Magierin betrachtete ihn eingehend von allen Seiten.
    »Ihr habt berichtet, dass er sich zwischen den Bruchstücken einer von Euch eingeschlagenen Wand befand. Und dass Ihr die Rune vorher nicht gesehen habt, sonst hättet Ihr den Durchgang nicht so leichtfertig geöffnet.«
    »So ist es«, bestätigte Warlon. Er fragte sich, worauf die Magierin hinauswollte.
    »Dann ist es tatsächlich so, wie ich befürchtet habe«, sagte sie und senkte den Kopf. »Ihr wart gar nicht in der Lage, sie zu sehen, weil sich die Rune nicht an der Außenseite des Durchgangs befand. Sie wurde von der Innenseite in den Fels graviert.«
    Einige Sekunden lang herrschte betroffenes Schweigen. Auch Warlon brauchte einen Moment, um die schreckliche Bedeutung von Gelinians Worten vollends zu erfassen.
    »Von innen?«, wiederholte er fassungslos. »Ihr meint … es haben sich Hochelben zusammen mit den Thir-Ailith in der Tiefe einschließen lassen, nur um die Bannzeichen anzubringen?«
    »Nur so konnten diese offenbar ihre volle Wirkung entfalten«, bestätigte die Magierin. »Sie haben sich für unser Volk geopfert. Aber sie konnten nicht ahnen, dass sie statt des Todes ein viel schrecklicheres Schicksal erwartete. Die Abtrünnigen haben sie nicht getötet, ganz im Gegenteil. Die
in Zarkhadul eingeschlossenen Thir-Ailith haben mit den überlebenden Zwergen nur das fortgesetzt, was sie in ihren Katakomben bereits vor Äonen mit ihrem eigenen Volk begonnen haben.« Gelinian vergrub vor Verzweiflung und Schrecken das Gesicht in den Händen. »Sie … sie züchten Elben, um sich von ihrer Lebenskraft zu ernähren!«

10
    BESCHWÖRUNG IM DUNKELTURM
    »Das ist verrückt!«, keuchte Barlok. »Das ist Wahnsinn. Auf so einen

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