Zwergenblut: Roman
diesem Unsinn.«
Sie waren auf Barlok angewiesen, und gerade das machte alles so schwierig. Gelinian hatte erklärt, dass nur er für diese Aufgabe in Frage kam. Schon bei der ersten Begegnung mit den Dunkelelben war er durch eine ihrer magischen Klingen schwer verletzt worden und hatte bereits auf der Schwelle des Todes gestanden. Nur unter Einsatz all ihrer Kräfte hatten die Priesterinnen ihn damals ins Leben zurückholen können.
Schon damals war seine Seele beinahe von seinem Körper getrennt worden, wodurch es sehr viel einfacher werden würde, diesen Zustand durch Magie noch einmal künstlich herzustellen, während bei jedem anderen Kandidaten sehr viel zeitraubendere Vorbereitungen nötig gewesen wären. Und gerade Zeit war etwas, woran es ihnen ohnehin mangelte. Und was beinahe noch wichtiger war - seit Barlok von der tödlichen Magie der Dunkelelben geheilt worden war, war er immun gegen ihre hypnotischen Befehle, mit denen sie sonst jeden unter ihren Willen zwingen konnten. Selbst einer körperlosen Seele könnte diese Gefahr drohen, wenn sie entdeckt würde, lediglich er wäre davor gefeit.
»Bei Li’thil, das ist doch nicht mehr als Zarkhan-Dreck. Glaubst du dieses Gerede wirklich? Viele unserer Krieger waren dem Tode schon näher als dem Leben, und viele sind auch schon von den Klingen der Dunkelelben verwundet und von den Priesterinnen geheilt worden.«
Warlon antwortete nicht. Barloks Worte waren keine echten Argumente, sondern nur leeres Gerede, und er zweifelte nicht daran, dass Barlok das auch wusste, dafür kannte er seinen Freund gut genug.
Ihr Weg hatte sie in die Nähe des Südtores geführt, wo Zwerge, Menschen und Elben gemeinsam daran arbeiteten, die Schäden nach Kräften zu beheben und eine neue
Verteidigungslinie zu errichten, ebenso wie in der dahinterliegenden Halle der Helden. Anstelle des völlig zerstörten Torflügels wurde eine hohe Wand aus großen Felsbrocken aufgetürmt, während der andere Flügel wieder in die Scharniere gehängt worden war und, so gut es ging, ausgebessert wurde.
»Sieh sie dir an«, sagte Warlon. »Sie tun, was in ihrer Macht steht, damit wir die Thir-Ailith aufhalten können, und jeder von ihnen würde sein Leben dafür geben - selbst die Elben und Menschen, obwohl dies nicht ihre Stadt ist. Aber sie wissen, dass dieser Kampf alle Völker betrifft, und uns ganz besonders. Wir haben Elan-Dhor zurückerobert, wie du es dir gewünscht hast, aber dieser Sieg wird nicht von Dauer sein, wenn kein Wunder geschieht.«
»Du weißt, dass ich mich lieber von diesen Bestien zerhacken lassen würde, als die Stadt noch einmal aufzugeben.«
»Ja, aber das ist es nicht, was man von dir fordert. Egal wie heldenhaft du kämpfst, auf eine Axt mehr oder weniger kommt es nicht an. Deine Hilfe wird in anderer Form benötigt.«
»Selbst wenn ich es tue, was soll das nutzen, wenn es sowieso keinen Weg gibt, die Thir-Ailith zu besiegen? Selbst wenn es gelingt, die gefangenen Elben zu befreien, dann mögen sie eine willkommene Unterstützung im Kampf sein, aber auch sie werden das Blatt nicht wenden können, sondern getötet oder erneut versklavt werden. Da sterbe ich lieber in der Schlacht, mit meiner Axt in den Händen.«
Ein Stück entfernt stand eine Gruppe von Priesterinnen, bei denen sich auch Ailin befand. Warlon erkannte sie trotz der Schleier, die sie alle trugen. Er lächelte ihr zu und meinte zu erkennen, dass sie zurücklächelte.
Grinsend stieß Barlok ihm den Ellbogen in die Seite.
»Du magst sie, wie?«
Warlon zuckte die Achseln.
»Wir sind uns während der Reise zu den Elben näher gekommen und haben uns angefreundet, das ist alles. Ich denke, sie mag mich auch ganz gern«, erwiderte er ziemlich steif und verspürte plötzlich einen Kloß im Hals. »Aber selbst wenn da mehr wäre, es wäre eine Liebe ohne jede Aussicht auf Erfüllung. Sie ist eine Priesterin, und das wird sie bis zum Ende ihres Lebens bleiben. Ihre Liebe gilt allein Li’thil, und es ist ihr untersagt, einem Mann auch nur näher zu kommen.« Er wandte den Blick ab und räusperte sich. »Lassen wir das. Die Befreiung der dort unten gefangenen Elben mag Gelinians Hauptanliegen sein, vielleicht ihr einziger Grund für die Durchführung der Rettungsmission. Aber das ist nicht alles, worum es geht.«
»Um was wohl sonst noch, wenn wir ohnehin alle dem Tode geweiht sind?«
»Genau darum. Wir können die Thir-Ailith nicht mit Waffengewalt besiegen, darin müssen wir Gelinian wohl
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