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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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mit seiner eigenen Waffe nieder.
    Sein Angriff war ein Signal für die übrigen Gefangenen. Auch sie stürzten sich auf ihre Peiniger, doch hatten diese sich inzwischen von ihrer Überraschung erholt. Mit brutaler Gewalt schlugen sie den Aufstand nieder. Sie töteten mehrere der Angreifer mit ihren Schwertern, gleichzeitig sausten die Peitschen in wildem Stakkato auf die Rücken der Elben nieder, bis sie ihre Rebellion aufgaben und zurückwichen. Auch der Elb, der das Schwert seines Wächters erbeutet hatte, lag tot am Boden.
    Schaudernd wandte Barlok sich um und kehrte in die Baumhalle zurück. Er hatte gewusst, dass ihn Schreckliches
erwarten würde, hier unten, im ureigenen Reich der Thir-Ailith, aber nicht, dass es so schlimm werden würde. Keine Kreatur, ob Zwerg, Elb, Mensch, Goblin oder welches Wesen auch immer, hatte ein solches Schicksal verdient, und jeder, der davon wusste und nichts unternahm, machte sich selbst mit daran schuldig.
    Aber was sollten er und sein Volk dagegen tun? Zwerge und Menschen waren selbst von der Vernichtung oder der Sklaverei bedroht.
    Dennoch zweifelte Barlok nicht daran, dass zumindest Gelinian und ihre Begleiter auf keinen Fall untätig bleiben würden, wenn sie erfuhren, welche entsetzlichen Torturen Angehörige ihres Volkes hier erleiden mussten. Er konnte nur hoffen, dass sie ihr Leben nicht bei irgendeiner sinnlosen, selbstmörderischen Unternehmung opferten und dadurch als Verbündete verloren gingen. Zwar schien Derartiges nicht ihrer Art zu entsprechen, aber wie sie sich in extremen Situationen verhielten, wagte Barlok nicht vorauszusagen.
    Langsam und immer noch zögernd näherte er sich dem riesigen Komplex im Zentrum der Baumstadt. Er hatte gehofft, sich an die Ausstrahlung des Bösen und Fremdartigen wenigstens ein bisschen zu gewöhnen oder zumindest sein Schaudern und seine Furcht besser in den Griff zu bekommen, aber davon konnte keine Rede sein. Jeder Stein, jeder Fußbreit Boden schien ein Gefühl der Bedrohung auszuatmen, das umso stärker wurde, je mehr er sich dem Zentrum näherte.
    Auch die sonderbaren Trugbilder begannen ihn erneut zu narren - wenn es denn nur Trugbilder waren. Immer wieder meinte er aus den Augenwinkeln Bewegungen wahrzunehmen, wo keine waren, oder sein Blick wurde von
architektonischen Unmöglichkeiten angezogen. Es war, als wollten die Häuser, Stege und Steinbäume ihn verhöhnen, indem sie sich ständig veränderten und sich ein Stück weit in die Richtung verschoben, in der der Wahnsinn lauerte, um dann, sobald er hinsah, blitzartig in ihren ursprünglichen Zustand zurückzukehren und Barlok an anderer Stelle erneut irrezuführen.
    Es war, als würde er durch einen Gestalt gewordenen Fiebertraum laufen, und jeder Schritt fiel ihm ein bisschen schwerer als der vorige. Alle paar Sekunden überkam ihn ein Schwindelgefühl, und in seinem Kopf erwachte ein leichter, dumpfer Schmerz, je genauer er seine Umgebung in Augenschein zu nehmen versuchte. Die sinnverdrehenden Winkel, Linien und Formen, die er immer wieder zu sehen glaubte, konnte es einfach nicht geben. Sie sprachen jedem gesunden Verstand Hohn, und schon die bloße gedankliche Beschäftigung damit drohte seinen Geist zu verwirren und möglicherweise irreparabel zu schädigen. Bereits jetzt musste er immer wieder benommen den Kopf schütteln.
    Barlok entschied, sich dem Gebäude nicht von der Rückseite her zu nähern, da von dort aus die gefangenen Elben hineingeführt wurden und an den Eingängen vermutlich Wachen standen, wodurch sich die Gefahr eines versehentlichen Zusammenstoßes und damit seiner Entdeckung vergrößerte.
    Stattdessen nahm er den Weg zurück, auf dem er gekommen war, in gebührender Entfernung an dem Gebäude vorbei, bis er sich widerstrebend dem vorderen Eingang näherte. Mühsam musste er sich zu jedem Schritt zwingen. Huschende Schatten schienen vor ihm aus Winkeln und Nischen zu fliehen und um ihn herum einen spöttischen
Tanz gerade außerhalb seines direkten Sichtfeldes aufzuführen.
    Er sollte nicht hier sein, das war kein Ort für einen Zwerg. Das Reich der Thir-Ailith war nicht einfach nur ein bislang unbekannter Teil der Tiefenwelt, sondern bildete eine eigene, völlig fremde Welt, in die er unbefugt eingedrungen war, und seine Anwesenheit hier würde nicht ungesühnt bleiben.
    Mit aller Macht bemühte sich Barlok, diese Gedanken zu verdrängen und auch die sinnverwirrenden, trügerischen Veränderungen seiner Umwelt zu ignorieren, so unheimlich

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