Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
und sank auf ein halbwegs erträgliches Maß.
    Dafür jedoch brachen andere Empfindungen plötzlich über ihn herein. Eine lautlose, aber dennoch ungeheuer machtvolle Stimme dröhnte mit einem Mal in seinem Geist. Sie sprach keine Worte, die er verstand, trotzdem begriff er ihren Sinn.
    Kehre um!
    Komm zurück!
    Er kannte diese Befehle schon von den Thir-Ailith in Zarkhadul, die auf diese Art Gefangene unter ihren Willen zwangen, und normalerweise gab es gegen ihre suggestiven Befehle keinerlei Widerstand.
    Die Stimme hier war noch ungleich machtvoller, und Barlok erkannte die Weisheit von Gelinians Entscheidung, gerade ihn herzuschicken. Als es ihn entdeckt hatte, war das Böse in der Halle offenbar so überrascht gewesen, dass es ihn nicht sofort angegriffen hatte. In seiner unmittelbaren Nähe, das wusste Barlok, wäre es auch ihm nicht gelungen, sich gegen die fremden Befehle zu behaupten.
    Trotz seiner Immunität fiel es ihm selbst jetzt noch ungeheuer schwer, dem Zwang, augenblicklich umzukehren, zu widerstehen. Keinem anderen Zwerg wäre das überhaupt
gelungen, und Barlok spürte, wie erneut Panik von ihm Besitz ergriff. Er wusste, dass er verloren war, wenn er jetzt unterlag und die fremde Macht Gewalt über ihn erlangte. Wenn sie ihn nicht direkt tötete, was vermutlich eine Gnade wäre, würde sie ihn auf ewig hilflos in diesem Zustand belassen oder ihn ins Nichts schleudern. Sein schlimmster Albtraum würde wahr werden, für ewige Zeiten körperlos umherzutreiben, ohne jemals sterben zu können und zu seinen Ahnen in das Reich der Li’thil einzugehen, um dort Frieden zu finden.
    Der Gedanke verlieh ihm noch einmal neue Kraft, sich gegen den fremden Zwang zur Wehr zu setzen. Schritt für Schritt wich er zurück.
    Die Krieger-Drohnen reagierten nach wie vor nicht auf seine Anwesenheit. Weitere Thir-Ailith kamen jedoch nun aus dem Gebäude geeilt und verstärkten die suggestiven Impulse, die auf Barlok einstürmten, doch mit äußerster Willensanstrengung gelang es ihm noch einmal, sich gegen den fremden Willen zu behaupten.
    Er fuhr herum und begann von Panik getrieben zu laufen, so schnell er nur konnte, als wären sämtliche Dämonen der Unterwelt hinter ihm her.
    Und in gewisser Weise stimmte das ja auch.
     
    Mehr als zwei Stunden verbrachte Warlon zusammen mit Ailin, ohne eine Minute davon zu bedauern und ohne dass es ihm einen Moment langweilig wurde. Sie spazierten gemeinsam durch Elan-Dhor und erinnerten sich daran, wie schön die Stadt gewesen war, als hier noch das Leben geblüht und niemand an eine Bedrohung wie die Dunkelelben gedacht hatte, erzählten sich gegenseitig frühere Erlebnisse und ließen sich für kurze Zeit an besonders schönen Plätzen nieder.

    Er bedauerte es zutiefst, als die Priesterin sich schließlich von ihm verabschiedete, um zum Dunkelturm zurückzukehren und noch etwas zu ruhen. Wäre es allein nach ihm gegangen, hätten diese Stunden niemals zu Ende gehen müssen, obwohl er wusste, dass zwischen ihnen - selbst wenn sie den Krieg überlebten - niemals mehr als Freundschaft sein würde, so sehr er sich auch etwas anderes wünschte und der Gedanke daran ihn schmerzte.
    Aber Ailins Gegenwart hatte ihn für geraume Zeit nahezu alles um sich herum vergessen lassen. Trotz der schrecklichen Lage, in der sie sich befanden, hatte er sich in ihrer Nähe wohl und entspannt gefühlt, und sie hatte ihn sogar mehr als einmal schallend und aus vollem Herzen zum Lachen gebracht, was seit langer Zeit niemandem gelungen war. Außer ihr war ihm in den vergangenen beiden Stunden nichts wirklich wichtig erschienen.
    Kaum dass er wieder allein war, kehrten die düsteren Gedanken jedoch zurück, als ob sich ein Schatten über ihn senken, ihn einhüllen und alles Licht ersticken würde.
    Zwar hatte er an der großen Schlacht gegen die Dunkelelben am Tiefenmeer nicht teilgenommen, aber was ihm bevorstand, war dennoch bei weitem nicht der erste Kampf, in den er zog. Im Gegensatz zu manchen jungen Narren, über die er noch vor wenigen Stunden mit Barlok gesprochen hatte, hatte er dabei nie Freude oder Erregung verspürt, sondern es lediglich als eine gefährliche Pflicht betrachtet, die er am liebsten so schnell wie möglich hinter sich gebracht hatte. Gerade das Warten auf das Unausweichliche hatte er immer als besonders schrecklich empfunden.
    Niemals zuvor jedoch waren die Aussichten so hoffnungslos gewesen, die Wahrscheinlichkeit, dass dies die letzte Schlacht sein würde, in die er zog, so

Weitere Kostenlose Bücher