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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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diese auch sein mochten. Bis auf knapp zehn Meter hatte er sich dem Eingang inzwischen genähert, doch was dahinter lag, konnte er selbst jetzt noch nicht erkennen, alles verschwamm in äußerst hellen Grautönen.
    Unmittelbar vor dem Durchgang zögerte er noch ein letztes Mal, dann trat er mit einem beherzten Schritt an den herausmarschierenden Dunkelelben vorbei über die Schwelle.
    Und hinein in den Albtraum.
    Grelles Licht, noch viel stärker, als es von außen den Anschein gehabt hatte, umfing ihn und blendete ihn, sodass es ihm unmöglich war, überhaupt noch etwas zu sehen. Aber das war längst nicht das Schlimmste. Viel schlimmer war das, was er fühlte.
    Hass, ein grenzenloser, jedes positive Gefühl erstickender Hass auf alles, was lebte.
    Vergeltungssucht, das brennende Verlangen, das Geschenk blutiger Rache für jede einstmals selbst erlittene Pein zu überreichen.
    Vernichtungswille, der unbändige Drang, alles, was gut und schön war, zu zerstören, jede fremde Ordnung und Moral zu
stürzen und nichts als Schrecken und pures Chaos zu verbreiten.
    Herrschaftsgier, die tyrannische Sucht, alles, was anders war, zu unterwerfen und zu versklaven.
    Mordlust, der ungezügelte Hunger, alles Lebende zu töten, und auszurotten, was nicht unterworfen werden konnte oder selbst versklavt nicht länger von Nutzen war.
    All das brach mit der Wucht von Hammerschlägen über Barlok herein, sodass er das Gefühl hatte, unter der schieren Gewalt der finsteren, nur auf Tod und Vernichtung ausgerichteten Empfindungen zermalmt zu werden. Alles um ihn herum war davon durchdrungen. Wenn es so etwas wie das absolute Böse gab, die Essenz alles Verderblichen, dann fand er sich dem hier und jetzt gegenüber. Ein Aufruhr unterschiedlichster Emotionen tobte mit grell lodernder Intensität in seinem Geist.
    Furcht.
    Angst.
    Panik.
    Schrecken.
    Leid.
    Schmerz.
    Grauen.
    Entsetzen.
    Abscheu.
    Ekel.
    Wahrscheinlich wäre er auf der Stelle zusammengebrochen, wenn er einen Körper besessen hätte. Hilflos und allein stand er dem grellen Licht ausgesetzt, das in Wahrheit schwärzeste Dunkelheit war, und wusste nicht mehr, welche Gefühle seine eigenen waren und welche von außen auf ihn eindrangen. Alles wirbelte in seinem Verstand
durcheinander, es gelang ihm nicht mehr, einen klaren Gedanken zu fassen. Die finstere Macht, mit der er es hier zu tun hatte, war einfach unvorstellbar und gewaltig.
    Es waren keine Schreie mehr zu hören, nur noch die hallenden, im Gleichklang ertönenden Schritte der Thir-Ailith, dazu ein leises, widerwärtiges, entfernt wie Schmatzen oder Saugen klingendes Geräusch, das alle paar Sekunden erklang, ohne dass Barlok sich erklären konnte, worum es sich handelte.
    Inmitten der grellen Helligkeit begann er nun einzelne Abstufungen wahrzunehmen. Eine Schlange geringfügig dunklerer Schatten bewegte sich neben ihm: die in die Schlacht ziehenden Thir-Ailith, die ihm zuvor schon fast weiß vorgekommen waren, sich hier jedoch nicht mit der umgebenden Helligkeit messen konnten.
    Aber es gab auch das Gegenteil: Quellen ganz besonders intensiv gleißenden Lichts. Eine davon war gigantisch und nahm den größten Teil der Halle ein, soweit er sie überblicken konnte, eine weitere, deutlich kleinere, befand sich etwas rechts davon. Drei mehr als mannsdicke, grell strahlende Linien erstreckten sich von dort wie sich windende Schlangen zu der riesigen Lichtquelle.
    Einzelheiten jedoch vermochte Barlok auch jetzt noch nicht zu erkennen, und ihm blieb auch keine Zeit, weitere Erkundungen anzustellen.
    Ein nervenzerreißender Schrei voller Wut und Hass, der auch das Herz des furchtlosesten Kriegers mit nackter, kreatürlicher Panik erfüllt hätte, gellte mit einem Mal unmittelbar in seinem Kopf auf, und ohne eine Spur des Zweifels wusste Barlok, dass er von der fremden Macht, die hier lauerte, entdeckt worden war. Für sie, die womöglich selbst nur eine körperlose Inkarnation des absoluten Bösen war,
spielte es keine Rolle, ob er einen Körper besaß oder nicht, ihr Blick durchbohrte alles, und sie nahm seine Gegenwart so deutlich wahr wie er die ihre. Nackt und schutzlos fühlte er sich diesem Blick ausgeliefert.
    Mit letzter Kraft, von der Barlok selbst nicht mehr wusste, woher er sie noch nahm, taumelte er zurück. Vermutlich rettete ihn nur die Tatsache, dass er unmittelbar am Eingang stehen geblieben war, denn kaum hatte er die Schwelle rückwärts wieder überschritten, nahm der auf ihm lastende Albdruck deutlich ab

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