Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Augen an. »Du denkst, er hätte …«
    Barlok nickte.
    »Er war schwer verwundet und geschwächt«, sagte er. »Ich glaube, dass er seine eigene Kraft gestärkt hat, indem er die seiner Opfer in sich aufgenommen hat.«
     
    Als er aus dem Schlaf hochschreckte, wusste Warlon im ersten Moment nicht einmal, wo er sich befand. Um ihn herum lastete Dunkelheit, aber es war nicht die vertraute Schwärze Elan-Dhors. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er sich an der Oberfläche befand.
    Hatte er bis zum Abend über die kaum erträgliche Hitze gestöhnt, so hatte es mittlerweile beträchtlich abgekühlt.
Unwillkürlich zog er seinen Mantel enger um sich. Eine heftige Windbö zerzauste sein langes Haar. Im nächsten Moment zerriss ein greller Lichtblitz die Finsternis, dem fast unmittelbar ein gewaltiger Donnerschlag folgte, so laut, als würden ganze Berge einstürzen.
    Zwerge waren im Allgemeinen nicht so leicht einzuschüchtern, dennoch erklangen mehrere Schreckensschreie um ihn herum.
    »Zu den Waffen! Wir werden angegriffen!«, brüllte Warlon, packte seine Axt, die er griffbereit neben sich liegen hatte, und sprang auf. Wer immer die Angreifer waren, sie mussten über kaum vorstellbare magische Kräfte verfügen, wenn sie einen so ungeheuerlichen Lichtblitz nach ihnen zu schleudern vermochten, auch wenn dieser sie verfehlt hatte. Warlon bezweifelte, dass sie mit ihren Waffen etwas gegen solche Feinde ausrichten konnten, aber er würde sich keinesfalls kampflos ergeben.
    Wieder blendete ihn ein greller, vielfach verästelter Lichtblitz, doch war nicht zu erkennen, ob er irgendwo in ihrer Nähe einschlug. Er schien lediglich über den mit pechschwarzen Wolken bedeckten Himmel zu zucken. Ein weiteres urgewaltiges Donnern folgte ihm kaum eine Sekunde später. Wer war bloß in der Lage, solche ungeheuren Gewalten heraufzubeschwören?
    »Die Waffen runter, ihr Narren!«, brüllte Lokin. »Das ist kein Angriff, sondern nur ein Gewitter!«
    »Und was soll das sein, ein Gewitter?«, rief Warlon zurück.
    »Ein Naturereignis, die es im Sommer öfters an der Oberfläche gibt. Die Priester vieler Kulte behaupten, dass die Götter dann miteinander streiten. Harmlos für uns, wenn man nicht gerade von so einem Blitz getroffen wird. Deshalb
setzt euch wieder hin, rasch! Wenn man von einem solchen Gewitter im Freien überrascht wird, darf man nicht aufrecht stehen, sondern muss Demut vor den Göttern zeigen, um zu verhindern, dass sie gezielt einen Blitz nach einem schleudern.«
    Erneut gleißte ein Blitz auf, und ein Donnerschlag, noch lauter als die vorigen, ertönte. Hastig ließ Warlon sich genau wie die anderen wieder auf den Boden sinken.
    Im gleichen Moment begann es zu regnen.
    Ein dicker Tropfen traf Warlon, kurz darauf ein zweiter, und dann setzte schlagartig ein solcher Regen ein, als hätte der Himmel alle Schleusen zum Urmeer, auf dem die Welt trieb, geöffnet. Binnen weniger Sekunden war Warlon trotz seines Mantels bis auf die Haut durchnässt.
    In immer rascherer Folge zuckten Blitze über den Himmel und tauchten die Landschaft für Sekundenbruchteile in bläulich weißes Licht. Dennoch reichte der Blick kaum ein Dutzend Schritte weit, weil der Regen wie eine undurchdringliche Wand aus Wasser war.
    Aber er war lediglich eine Unannehmlichkeit. Der immer wieder grollende Donner hingegen erinnerte auf fast unerträgliche Weise an herabpolternde Felsbrocken und einstürzende Stollen; ein Geräusch, das Warlon wie wohl jeder Bewohner der Tiefenwelt hasste und das Urängste in ihm weckte. Bei jedem neuen Schlag schreckte er zusammen. Nur mit äußerster Anstrengung konnte er sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und in blinder Panik davonzustürmen. Obwohl er trotz der polternden Donnerschläge genau wusste, dass sich über ihm keine Decke befand, die einbrechen konnte, hatte er das Gefühl, dass er jeden Moment von einem herabstürzenden Felsbrocken erschlagen werden könnte.

    Und er war ganz offenkundig nicht der Einzige, dem es so erging. Auch Ailin schien die Anspannung nicht mehr ertragen zu können, denn sie rückte zu ihm herüber und lehnte sich schutzsuchend an ihn.
    »Das ist furchtbar!«, stieß sie hervor. »Wie der Weltuntergang.« Der Donner und das Prasseln des Regens verschluckten ihre Worte beinahe. Warlon konnte spüren, wie sie zitterte. Beim Kampf gegen die Dunkelelben und vor allem auch den Zarkhan hatte die Priesterin einen Mut und eine Tapferkeit bewiesen, wie er sie nie bei ihr vermutet hätte,

Weitere Kostenlose Bücher