Zwergenfluch: Roman
nichts von den Feinden zu spüren?«, wandte sich Barlok an Tharlia.
Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen, dann schüttelte sie den Kopf.
»Nein. Meine Fähigkeiten sind zwar nicht mehr annähernd so stark wie früher, aber sie reichen noch aus, um
mit den Priesterinnen in geistigen Kontakt zu treten. In weitem Umkreis ist nicht die geringste magische Präsenz zu spüren.«
»Verdammt!« Ratlos starrte Barlok auf das Meer hinaus. »Warum bloß kommen sie nicht endlich?«
»Es scheint, als wärst du ganz versessen auf den Beginn der Schlacht«, wunderte sich Tharlia.
»Ich wünschte, sie bräuchte erst gar nicht stattzufinden.« Barlok warf einen Blick zu Loton. »Er hat vorhin etwas gesagt, das die Situation sehr gut umschreibt. Eine Schlacht ist schrecklich, aber noch schrecklicher ist es, Stunde um Stunde darauf zu warten, dass sie beginnt, wenn man ihr ohnehin nicht entgehen kann. Wenn dieses Warten noch viel länger dauert, fürchte ich, dass die Motivation der Krieger nicht allzu lange anhalten wird, und ich kann ihren Kampfeswillen nicht immer wieder durch ein paar schöne Worte anfachen.«
»Wir wissen nicht einmal, ob es überhaupt heute zum Kampf kommen wird, oder morgen oder vielleicht auch erst in einer Woche«, warf Sutis ein. »Vielleicht beschränken diese Dunkelelben sich darauf, zunächst einmal die Regionen jenseits des Meeres zu erkunden. Dann kann es noch sehr lange dauern, bis sie auf diese Seite herüberkommen.«
»Nein, das werden sie nicht«, behauptete Barlok. »Wir haben Spuren am jenseitigen Ufer hinterlassen, die sie darauf stoßen müssen, wo sie uns finden können. Und genau das ist es, was sie wollen. Ein unbändiger Hass auf alle anderen Lebensformen treibt sie an, und ganz besonders auf uns, weil wir einige von ihnen getötet haben. Sie wollen uns abschlachten, unser Volk ausrotten, nur darauf kommt es ihnen an.«
»Nach allem, was wir über sie bislang erfahren haben, glaube ich auch, dass Barlok Recht hat«, stimmte Loton ihm zu. »Sie werden uns so schnell angreifen, wie sie können. Und wenn diese Schlacht schon unvermeidlich ist, dann sollte sie bald beginnen, bevor das untätige Warten die Männer erneut zermürbt.«
»Noch etwas anderes macht mir mindestens ebenso große Sorgen«, sagte Sutis. »Was Kampfführer Warlon über sein Gespräch mit den Goblins berichtet hat, klang äußerst ermutigend. Sie wären eine extrem wichtige Verstärkung. Ich frage mich, was geschehen ist, dass sie sich entschieden haben, uns nun doch nicht beizustehen.«
»Dieser Quarrolax war offenbar nur Führer einer Patrouille«, erinnerte Barlok. »Er kann nicht für den Häuptling der Goblins sprechen. Vielleicht ist dieser ein ebensolcher Narr, wie es unser früherer König war, und unterschätzt die Gefahr.«
Er ließ seinen Blick über die unzähligen Stollenöffnungen in unterschiedlicher Höhe der Felswände wandern, die ideal für Bogenschützen geeignet wären, um von dort aus die Dunkelelben unter Beschuss zu nehmen, während sie die am Strand errichteten Hindernisse zu erstürmen versuchten. Nur wenige Zwerge, die das Schießen mit Pfeil und Bogen einigermaßen beherrschten, kauerten jetzt dort, außerdem einige weitere, die den Angreifern Speere entgegenschleudern sollten, die derzeit mit Hochdruck in den Waffenschmieden gefertigt wurden. Einen auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz für die hervorragenden Schützen der Goblins und Gnome stellten sie jedoch nicht dar.
»Auf jeden Fall sind sie nicht hier, die Gründe spielen keine Rolle«, fasste Tharlia zusammen. »Wir müssen eben ohne sie auskommen und …«
Sie brach ab und verkrampfte sich, schloss die Augen und presste ihre Fingerspitzen gegen die Schläfen.
»Was ist los?«, fragte Barlok besorgt.
»Die Priesterinnen nehmen eine starke Quelle fremder Magie wahr«, stieß Tharlia gepresst hervor. »Es sind die Dunkelelben. Sie kommen!«
15
DER HINTERHALT
Als Warlon und Lokin in den Roten Hahn zurückkehrten, fanden sie Ailin und zwei andere Zwerge noch zusammen mit etwa einem Dutzend Menschen in der Wirtsstube vor. Soltas und Malot hatten es sich zusammen mit den Menschen vor dem Kamin bequem gemacht und erzählten sich unter vielem Lachen immer noch gegenseitig Geschichten, während die Priesterin abseits von ihnen auf einer hölzernen Sitzbank in der Ecke saß. Im ersten Moment glaubte Warlon, sie wäre eingeschlafen, doch dann hob sie den Kopf und lächelte ihm zu. Er ging zu ihr hinüber.
»Habt
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