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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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»Xantirox hätte uns die Herberge nicht empfohlen, wenn sie geschlossen wäre. Sie muss geöffnet sein.«
    Während sie sich dem finsteren Klotz näherten, der sich als ein mehrflügeliges, zweistöckiges Haus mit spitz zulaufendem Giebeldach entpuppte, wuchs Warlons Unbehagen.

    »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir wirklich dort übernachten sollten«, sagte er zögernd.
    »Was?« Lokin fuhr herum und starrte ihn fassungslos an. Auch in den Gesichtern der anderen las Warlon Unverständnis. »Wie kommt Ihr mit einem Mal darauf?«
    »Mir geben gerade Xantirox’ Worte zu denken. Glaubst du wirklich, dass er so um unser Wohl besorgt war, dass er uns gerade diese Herberge für eine Übernachtung empfohlen hat? Mir will die Sache nicht recht schmecken.«
    »Ihr fürchtet, es könnte sich um eine Falle handeln?«
    »Genau das befürchte ich. Xantirox hat uns eine Menge Gold abgenommen, aber ich habe Zweifel, ob ein Mann wie er sich damit zufriedengeben wird. Er könnte durchaus zu Recht annehmen, dass wir noch mehr besitzen. Aber selbst die zwanzig Goldtaler, die er uns zurückgab, dürften bereits eine große Versuchung für ihn darstellen.«
    »Aber wenn er uns ausrauben wollte, hätte er dies auf der Straße längst tun können«, wandte Silon ein.
    »Nein, die Gefahr wäre zu groß gewesen, dass es Zeugen gegeben hätte«, bekam Warlon unerwartete Hilfe von Lokin. »Xantirox hat großes Interesse daran, dass die Straßen in der Umgebung von Gormtal als sicher gelten, sonst könnte die Zahl der Händler und Reisenden abnehmen, und ihm würde eine Menge Profit entgehen. Vor allem aber könnte die Kunde von Überfällen am helllichten Tag bis nach Terenet gelangen und die Aufmerksamkeit des Königs auf diese Provinz lenken, und das wäre das Letzte, was er sich wünscht. Ein paar Reisende, die des Nachts in einer Herberge verschwinden, ohne dass jemand etwas davon bemerkt, das wäre ein Vorgehen, das ihm eher zuzutrauen wäre. Trotzdem denke ich, dass das Risiko für uns überschaubar bleibt, solange wir auf der Hut sind. Die Straße
wird viel benutzt, und einen knappen Tagesmarsch von Gormtal entfernt liegt die Herberge so günstig, dass hier bestimmt viele Reisende absteigen.«
    Sie hatten das Gebäude inzwischen fast erreicht, und Warlon erkannte, dass es tatsächlich nicht so verlassen war, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Aus den Ställen war das Schnauben zahlreicher Pferde zu hören. Also mussten auch andere Reisende hier übernachten, was die Gefahr einer Falle weniger wahrscheinlich machte. Außerdem konnten sie nun erkennen, dass im Inneren sehr wohl Licht brannte, allerdings waren seltsamerweise sämtliche Fensterläden geschlossen, sodass kaum etwas davon nach draußen drang.
    Unschlüssig betrachtete Warlon das Gemäuer. Die vorgelegten Fensterläden gefielen ihm ganz und gar nicht. Jedem Herbergswirt musste daran gelegen sein, durch Licht möglichst viele Reisende als Gäste anzulocken, statt zu versuchen, sein Haus im Dunkel der Nacht zu verstecken. Anderseits hatte auch Lokin Recht, es waren schon mehr als ein paar Halsabschneider nötig, um einen Trupp schwer bewaffneter Zwergenkrieger zu überwältigen.
    Ein heftiger, eisiger Windstoß bauschte seinen Mantel und ließ ihn frösteln. Der Wind hatte im Lauf der letzten Stunde aufgefrischt, war nicht nur kälter, sondern auch heftiger geworden und erreichte mittlerweile fast Sturmstärke. Das gab den Ausschlag. Sie waren von dem langen Marsch müde und erschöpft, und auch am nächsten Tag hatten sie noch einen weiten Weg vor sich. Sie brauchten einen erholsamen Schlaf, und den würden sie im Freien nicht finden. Warlon beschloss, sich die Herberge zumindest anzusehen.
    Über der Tür hing ein Schild, doch selbst wenn er hätte lesen können, wäre es zu dunkel gewesen, um es zu entziffern.
Er trat auf den Eingang zu und drückte die Klinke nach unten, aber die Tür war verschlossen. Ein Klopfer war nirgendwo zu entdecken, deshalb schlug er so fest er konnte ein paarmal mit der Faust gegen das Holz. Nichts geschah, sodass er seinen Dolch zog und mehrfach mit dem Knauf kraftvoll gegen die Tür hämmerte. Als er bereits ein drittes Mal klopfen wollte, wurde endlich ein Riegel zurückgezogen und die Tür einen Spalt breit geöffnet. Ein hageres, bartloses Gesicht erschien in dem Spalt. Hastig - und wie es schien überaus ängstlich - schaute der Mann sich im Dunkel der Nacht um, erst dann richtete er seinen Blick auf die

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