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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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anderen nahm er ein rasches, aber üppiges Frühstück ein und berichtete, was sich in der vergangenen Nacht zugetragen und was sie erfahren hatten. Außerdem ergänzten sie ihren Vorrat an Proviant durch gedörrtes Fleisch und frisches Brot. Übernachtung und Verpflegung erwiesen sich als überraschend billig, für alle zusammen nur wenige Heller. Warlon bezahlte mit dem Wechselgeld, das er von Xantirox herausbekommen hatte, ehe sie aufbrachen.
    Der Himmel war mit grauen Wolken bedeckt, die so tief hingen, dass es aussah, als würden sie an den spitzen Dächern der Häuser hängen bleiben. Ein kalter Wind wehte, und alles wirkte, als ob es jeden Moment zu regnen beginnen könnte. Dennoch bot Gormtal bei Tageslicht einen wesentlich freundlicheren Anblick als in der Nacht. Die Läden und Handwerksbetriebe waren geöffnet, und zahlreiche Menschen bevölkerten die Straßen, die sich wohltuend von den Halsabschneidern und dem anderen Gesindel unterschieden, das sich nach Einbruch der Dämmerung dort herumtrieb. Schwer beladene Fuhrwerke rumpelten über das Pflaster, Männer schleppten Kisten und Säcke, rollten Fässer vor sich her oder gingen anderen Beschäftigungen nach. Manche schlenderten auch einfach nur so herum. Auch zahlreiche Frauen und spielende Kinder waren nun zu sehen.
    Gerade bei den Kindern erregte die Zwergentruppe einiges
Aufsehen. Einige rannten lärmend ein Stück weit hinter ihnen her, bis sie von anderen abgelöst wurden. Als sie sich dem weit geöffneten Osttor näherten und hindurchgingen, blieben auch die letzten hinter ihnen zurück.
    Vor ihnen erstreckte sich hügeliges Gelände, durch das sich die Straße wand. Auf manchen der Hügel standen Burgen, die meisten kaum noch mehr als Ruinen.
    »Vorgeschobene Verteidigungswerke zum Schutz Gormtals aus der Zeit der Städtekriege, als das Königreich Lartronia aufgrund von Erbkriegen im Chaos versank«, erklärte Lokin, als er Warlons fragenden Blick bemerkte. »Ausgelöst wurden die Kriege übrigens nicht zuletzt durch die vergeblichen Versuche, Elan-Dhor zu erobern und sich unseren damaligen Reichtum gewaltsam anzueignen«, fügte er schmunzelnd hinzu. »Die königlichen Truppen erlitten dabei schreckliche Verluste, nur deshalb konnte es überhaupt zu Aufständen kommen. Mehr als ein Jahrhundert lang haben in diesem abgelegenen Teil des Reichs erbitterte Kämpfe getobt, bis das Königshaus neu erstarkte und diese Region wieder unter seine Kontrolle brachte. Aber Terenet, die Hauptstadt des Reichs, ist fern, und der König kümmert sich wenig um das, was in diesen abgelegenen Provinzen geschieht. Zwar herrschen schon lange keine Kriege zwischen den Städten mehr, aber nur dadurch sind Zustände wie in Gormtal möglich, wo korrupte Statthalter ihre Macht missbrauchen.«
    Sie wanderten schnell, um die am Morgen verlorene Zeit aufzuholen. Um nicht wieder eine Nacht im Freien verbringen zu müssen, wollte Warlon die Herberge, von der Xantirox gesprochen hatte, bis zum Abend erreichen.
    Gegen Mittag wichen die Hügel flachem, ziemlich kargem Land mit sandigem Boden. Wie schon an den Vortagen
begegneten sie in wachsender Zahl anderen Reisenden: Wanderern, Reitern und Fuhrwerken.
    Bislang war es trocken geblieben, doch jetzt begannen die ersten Regentropfen zu fallen. Da sie wegen des kühlen Windes ohnehin ihre Mäntel trugen, brauchten sie nur die Kapuzen hochzuschlagen, um sich zu schützen. Glücklicherweise war der Schauer nicht besonders heftig und dauerte auch nur knapp eine halbe Stunde, dann hellte sich der Himmel auf. Der Wind trieb die Wolken nach Westen davon. Vereinzelt waren zwischen ihnen bereits wieder Fetzen blauen Himmels zu sehen, die sich im Verlauf der nächsten Stunden ständig vergrößerten. Gelegentlich brach sogar die Sonne durch.
    Bereits ab den Nachmittagsstunden nahm der Strom anderer Reisender ab, nur vereinzelt begegneten ihnen noch Reiter, die es ausnahmslos sehr eilig zu haben schienen.
    Die Abenddämmerung war bereits weit fortgeschritten, als ihre kleine Gruppe endlich die mit einem Wegweiser markierte Abzweigung nach Erlfurt erreichte. Die Nacht breitete immer rascher ihre dunklen Schwingen über das Land, doch kaum eine halbe Meile entfernt erhob sich ein wuchtiger schwarzer Schattenriss, bei dem es sich nur um die ihnen empfohlene Herberge handeln konnte.
    »Sieht verlassen aus«, stellte Ailin fest. »Nirgendwo brennt Licht. Ich glaube kaum, dass wir dort ein Quartier finden.«
    »Unsinn«, entgegnete Lokin.

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