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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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unter seinem richtigen Namen. Wesentlich bekannter - und berüchtigter - war er hingegen unter dem Spitznamen, den man ihm schon vor Jahren verliehen hatte: die Hand . Niemand wusste, wie die Hand aussah, da man ihn noch niemals geschnappt hatte. Ein sicherer Beweis für seine Meisterschaft als Dieb. In einem Gewerbe, in dem die meisten spätestens nach wenigen Jahren im Kerker oder sogar am Galgen endeten, behauptete er sich schon seit fast zwei Jahrzehnten. Ein Grund dafür war, dass er niemals zimperlich gewesen war. Wenn Barg auch nur den geringsten Verdacht hatte, dass jemand ihn bei einem Diebstahl oder Einbruch gesehen haben und etwas verraten könnte, dann war das für diese Person ein Todesurteil; in solchen Fällen wurde er zum Ankläger, Richter und Vollstrecker in einer Person.
    Gegenwärtig war er hinter dem Gold einer Gruppe von Zwergen her. Im Loch in Gormtal hatte er Teile eines Gesprächs zwischen zweien von ihnen und Xantirox aufgeschnappt. Er hatte nicht nur gesehen, dass sie diesen mit einem mehr als faustgroßen Goldklumpen bezahlt und ein immer noch ansehnliches Häufchen Goldtaler zurückbekommen hatten, sondern auch gehört, dass sie sich auf dem Weg nach Nostolot befanden, weshalb sie mit größter Wahrscheinlichkeit in der Herberge an der Abzweigung nach Erlfurt übernachten würden.
    Xantirox und seine Spitzel hätten es erfahren, wenn er den Zwergen gefolgt und ihnen innerhalb von Gormtal etwas angetan hätte, was ziemlich unangenehme Folgen gehabt hätte. Durch den Abschluss eines Geschäfts mit ihm standen sie gewissermaßen unter seinem Schutz. Barg blieb also nichts anderes übrig, als ihnen irgendwo außerhalb der Stadt aufzulauern, und dafür war die Herberge der ideale Ort.

    Auf dem Rücken seines Pferdes benötigte er nur einen kleinen Teil der Zeit, den die zu Fuß gehenden Zwerge für die Strecke brauchten. Obwohl er erst wesentlich später aufgebrochen war, hatte er sie am späten Nachmittag auf der Straße überholt. Er war ein wenig erschrocken, als er erkannt hatte, dass sie zu acht waren, nicht nur die beiden, die er in der vergangenen Nacht gesehen hatte. Die sieben Männer waren schwer bewaffnet und gehörten vermutlich der Kriegerkaste an. Die Frau trug zwar ebenfalls ein Schwertgehänge, doch stufte Barg sie als eine lediglich geringe Bedrohung ein. Er wusste, dass es bei den Zwergen keine weiblichen Krieger gab. Die anderen sieben jedoch würden nicht leicht zu überwältigen sein, wenn er nicht äußerst geschickt zu Werke ging.
    Das erschwerte sein Vorhaben, machte es aber keinesfalls unmöglich. Schwierigkeiten betrachtete er lediglich als Herausforderungen, die es zu meistern galt.
    Lange bevor die Zwerge die Herberge schließlich erreicht hatten, war er bereits dort eingetroffen und hatte sie erwartet. Zwischen den zahlreichen anderen Gästen fiel er nicht weiter auf. Ahnungslos hatten die Zwerge ein Abendmahl verzehrt und sich dann recht bald in ihr Zimmer zurückgezogen, was ihm sehr gelegen kam.
    Barg wartete bis nach Mitternacht, um sicherzugehen, dass sie auch tatsächlich eingeschlafen waren. Die meisten übrigen Gäste hielten sich noch in der Schankstube auf. In der Nacht des Schattenlords wollten sie nicht allein sein, sondern suchten die Nähe anderer.
    Niemand beachtete Barg, als er schließlich aufstand und sich ebenfalls zurückzog. Durch eine Tür erreichte er von der Wirtsstube aus einen Gang, an dem mehrere Zimmer abzweigten. Eine hölzerne Treppe führte ins obere Stockwerk,
wo es ebenfalls Gästezimmer gab, doch diese interessierten ihn nicht weiter, da er mitbekommen hatte, dass die Zwerge den einzigen noch freien Raum im Erdgeschoss erhalten hatten.
    Das altmodische Schloss ihrer Tür stellte kein Problem für ihn dar. Mit speziellen Haken hatte er es binnen weniger Sekunden geöffnet. Dennoch ließ sich die Tür nicht öffnen. Die Zwerge waren vorsichtiger als erhofft und hatten sie anscheinend von innen verbarrikadiert. Selbst wenn es ihm gelang, das Hindernis gewaltsam aus dem Weg zu räumen, würde dies keineswegs leise vonstattengehen.
    Er musste sich einen anderen Weg suchen, aber auch für diese Eventualität hatte er sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Wenn nicht durch die Tür, dann würde er eben durchs Fenster eindringen. Die geschlossenen Läden ließen sich mit seinem Werkzeug leicht abschrauben, und auch die Verriegelung des Fensters würde ihn höchstens ein paar Sekunden lang aufhalten. Hatte er es erst einmal geöffnet,

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