Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Ankömmlinge.
    »Zwerge«, murmelte er verblüfft. »Das ist ein seltener Besuch.« Er trat einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür ganz. »Tretet ein, rasch. Was um alles in der Welt hat Euch bloß dazu gebracht, Euch in der Nacht des Schattenlords nach Einbruch der Dunkelheit noch im Freien aufzuhalten? Ihr habt ungeheures Glück, dass Ihr noch am Leben seid und unbeschadet hierhergefunden habt!«
    Kaum war auch der Letzte von ihnen eingetreten, schlug er die Tür wieder zu und legte einen schweren Riegel vor. Warlon blickte sich um. In der Wirtsstube hielten sich rund drei Dutzend Gäste auf, wesentlich mehr, als er erwartet hatte, darunter auch Frauen und Kinder. Der Anblick nahm ihm viel von seinen Befürchtungen, es könnte sich um eine Falle handeln. Allerdings war von einer fröhlichen Stimmung, wie sie sie am vergangenen Abend im Roten Hahn erlebt hatten, nichts zu spüren. Die meisten Gäste schwiegen oder tuschelten nur leise miteinander, als hätten sie Angst, laut zu sprechen. Furcht hing wie ein erstickender Dunst im Raum.
    »Wie Ihr sehen könnt, herrscht heute wie in jedem Jahr
an diesem Tag ziemlich viel Betrieb«, sagte der Wirt. »Ich habe leider nur noch ein Zimmer frei. Es ist nur für sechs Gäste vorgesehen, doch ich kann noch zwei Betten hineinstellen. Es wird etwas eng werden, aber das ist auf alle Fälle besser, als hier in der Schankstube zu übernachten.«
    Die Zwerge streiften ihre Mäntel ab, dann bestellten sie Bier und etwas zu essen und nahmen an einem großen, noch freien Tisch direkt neben der Tür Platz. Als der Wirt die Getränke brachte, forderte Warlon ihn auf, sich kurz zu ihnen zu setzen.
    »Was ist hier los?«, erkundigte er sich. »Ich habe schon Trauerfeiern besucht, auf denen es fröhlicher zuging als hier. Wovor fürchten sich die Leute?«
    »Es ist die Nacht des Schattenlords«, antwortete der Wirt mit gedämpfter Stimme, als wäre damit bereits alles gesagt, was es zu sagen gab.
    »Bitte verzeiht, aber wir kommen von weither und sind mit dem Glauben und den Bräuchen in dieser Gegend nicht vertraut«, ergriff Ailin das Wort. Als Priesterin schien sie sehr daran interessiert zu sein, etwas über eine fremde Religion oder wenigstens einen Aberglauben zu erfahren.
    »Demnach wisst Ihr nicht einmal, in welcher Gefahr Ihr geschwebt habt?« Ungläubig und erschrocken zugleich starrte der Wirt sie an. »Der Schattenlord ist einer der schrecklichsten Dämonen. Er quält die Seelen der Unglücklichen, die ins Reich der Verdammnis geraten. Einmal im Jahr verlässt er jedoch sein finsteres Reich und streift frei umher auf der Suche nach neuen Opfern, die so unvorsichtig oder verwegen sind, sich in dieser Nacht im Freien aufzuhalten. Aber selbst feste Mauern bieten keinen vollständigen Schutz, deshalb sollten Türen und Fenster gut verschlossen sein. Am besten ist es, wenn erst gar kein lautes
Wort und kein Licht, das ihn anlocken könnte, nach draußen dringt.«
    Seine Worte boten Antwort auf vieles, das Warlon sich vorher nicht hatte erklären können.
    »Da wäre noch etwas, bei dem Ihr mir vielleicht helfen könnt«, sagte er. »Ihr hört bestimmt eine Menge Geschichten aus der näheren und ferneren Umgebung von Euren Gästen. Habt Ihr vielleicht auch schon einmal von einem Waldläufer gehört, der in den großen Wäldern östlich von Nostolot leben soll?«
    »Sicher habe ich das«, bestätigte der Wirt. »Er hat sogar schon hier übernachtet, allerdings ist das bereits viele Jahre her. Damals führte mein Vater diese Herberge noch. Seither jedoch hat ihn meines Wissens niemand mehr gesehen. Es gibt ein Gerücht, dass er sich in die großen Wälder zurückgezogen hat, doch ob es stimmt, vermag ich nicht zu sagen.«
    Das war nicht ganz die Antwort, die Warlon sich erhofft hatte, aber wenigstens wusste er nun, dass Xantirox ihnen keine völlig frei erfundene Geschichte aufgetischt hatte. Seine Hoffnung stieg.
    Die Stimmung in der Wirtsstube war so gedrückt, dass keiner von ihnen das Bedürfnis verspürte, sich länger als nötig hier aufzuhalten. Direkt nach dem Essen zogen sie sich deshalb auf ihr Zimmer zurück. Obwohl sowohl die Herberge wie auch die Gäste einen harmlosen Eindruck machten, wollte Warlon keinerlei unnötiges Risiko eingehen. Deshalb verschloss er nicht nur die Tür, sondern schob außerdem noch eine Kommode davor. So war sichergestellt, dass niemand unbemerkt eindringen konnte.
    Beruhigt legten sie sich schlafen.

    Nur wenige Menschen kannten Barg

Weitere Kostenlose Bücher