Zwergenfluch: Roman
Tzuul. Ich wusste nicht einmal, worum es bei dem Kampf überhaupt ging. Warum also hätte ich mich in etwas einmischen sollen, das mich nichts angeht? Ganz abgesehen davon, hätte auch ich gegen diese Übermacht keine Chance gehabt, deshalb habe ich mich darauf beschränkt, alles zu beobachten.« Er machte eine kurze Pause. »Übrigens ebenso wie eure Rettungsaktion gerade«, fügte er dann hinzu. »Ihr hättet den Troll leicht hinterrücks töten können, und es wäre sogar viel sicherer gewesen. Aber ihr habt ihn verschont. Das hat mich neugierig gemacht, und nur deshalb spreche ich jetzt mit euch. Ihr habt das Ziel eurer Suche erreicht. Ich bin Malcorion.«
Abgesehen von einer Klinge, die ihnen den Kopf von den Schultern schlägt, scheint Feuer die wirksamsteWaffe gegen sie zu sein. Sie fürchten es. Es blendet sie und raubt ihnen die Sicht, und es verbrennt sie bei der leichtesten Berührung! So hatte Warlon nach seiner Rückkehr aus der Tiefe berichtet. Darauf hatten Barlok und die beiden Ratsmitglieder der Kriegerkaste einen großen Teil ihrer Strategie aufgebaut, und das mit beträchtlichem Erfolg.
Die Flammenwand hielt die Dunkelelben fern, und da für den Feuergraben weitaus weniger Petroleum benötigt wurde als zuvor für den Flammenteppich auf dem Meer, bestand auch nicht die Gefahr, dass ihnen der Nachschub in absehbarer Zeit ausgehen würde.
Da es für ihn hier gegenwärtig nichts zu tun gab, beschloss Barlok, auf den Felsvorsprung zurückzukehren, wo sich Tharlia, die Priesterinnen und die beiden Ratsmitglieder befanden. Vor allem mit Loton und Sutis hatte er etwas abzuklären.
»Was war das mit der Verstärkung?«, stieß er zornig hervor, als er die Plattform erreichte, und stapfte auf Loton zu. »Warum habt Ihr sie erst so spät geschickt? Um ein Haar hätten uns die Dunkelelben überrannt und wären durchgebrochen.«
»Ich … Es tut mir leid«, stammelte Loton. »Es ging alles so schnell. Ich wurde durch das Eintreffen der Goblins überrascht. Ich musste sie begrüßen und ihnen unseren Dank für ihr Kommen erweisen, und als ich mich wieder umdrehte, drohte die Situation plötzlich brenzlig zu werden. Daraufhin habe ich sofort einen Boten mit dem Befehl losgeschickt, Verstärkung zu entsenden, aber er brauchte auch noch fast eine Minute, um sein Ziel zu erreichen.«
»Wären die Dunkelelben tatsächlich durchgebrochen, wäre die Schlacht jetzt vielleicht schon verloren! Aber auch so könnte mancher gute Krieger noch am Leben sein, wenn Ihr die entscheidenden ein, zwei Minuten früher Entsatz geschickt hättet! Wir -«
»Barlok!«, unterbrach ihn Tharlia in diesem Moment mit lauter Stimme. »Bitte kommt einmal her, hier ist jemand, den ich Euch vorstellen möchte.«
Immer noch zornig versuchte Barlok seinen Ärger zu bekämpfen, während er sich zu ihr herumdrehte. Lotons Unaufmerksamkeit hatte den gesamten Ausgang der Schlacht gefährdet, deshalb war seine Kritik mehr als berechtigt, aber er musste sie weder in diesem Tonfall noch gerade hier äußern, wo andere mithörten, wo seine Stimme vielleicht sogar bis zu den Kriegern hinunterdrang. Es war richtig, dass Tharlia ihn davon abhielt.
Erst als er sich ganz zu ihr herumgedreht hatte, sah er die kleine, grünlich graue Gestalt, die neben ihr stand.
»Das ist Quarrolax«, erklärte Tharlia. »Er befehligt die Goblins, die uns zu Hilfe gekommen sind.«
Barlok ging auf den Goblin zu. Widerstreitende Gefühle beherrschten ihn, als er eine der bislang so verhassten Kreaturen aus unmittelbarer Nähe sah. Die Andeutung einer Verbeugung, mit der er sie begrüßte, war kaum mehr als ein leichtes Nicken mit dem Kopf.
»Quarrolax?«, hakte er nach. »Derselbe Quarrolax, der auf dem Floß mit Warlon gesprochen hat?«
»So es sein. Verdanken Warlon Leben, Warlon Freund. Schade, dass nicht hier. Quarrolax sagen Warlon, wir kämpfen gemeinsam gegen Feind. Quarrolax sprechen mit Häuptling, und hier Quarrolax und Kämpfer sein.«
»Und dafür danken wir euch. Ihr seid wahrlich nicht zu früh gekommen.«
»Quarrolax auch Barlok kennen«, radebrechte der Goblin weiter. »Gefürchteter Krieger. Quarrolax froh, dass heute kämpfen auf gleicher Seite. Erschrocken, wenn sehen, wie groß Heer der Feinde. Goblins allein können nicht aufhalten, Zwerge allein können nicht aufhalten. Gemeinsam vielleicht schaffen.«
Barlok nickte. Fast widerstrebend musste er sich eingestehen,
dass sich die Einschätzung des Goblins exakt mit seiner deckte.
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