Zwergenfluch: Roman
auf und ab zu gehen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie eng wir innerhalb unseres Ordens miteinander verbunden sind. Für euch Krieger gehört der Tod zum täglichen Handwerk, und wenn ihr im Kampf fallt, betrachtet ihr es als höchst ehrenvoll. Für uns jedoch... Ich hasse Burian dafür, dass er mich dazu zwingt, mindestens so sehr, wie du ihn dafür hasst,
dass er Warlon und die anderen in den fast sicheren Tod schickt.«
»Ich hasse ihn nicht, und das solltest du auch nicht. Immerhin ist er unser König«, widersprach Barlok steif und ohne wirkliche Überzeugung. »Aus seiner Sicht ist er überzeugt, das Richtige zu tun.«
»Hör schon auf zu heucheln, es passt nicht zu dir«, stieß Tharlia zornig hervor. »Du hast gerade selbst ausgemalt, wie seine Entscheidung unser Volk an den Rand des Abgrunds oder sogar darüber hinaus führen könnte. Ganz davon zu schweigen, dass er einen persönlichen Angriff auf deine Ehre unternommen hat.Warum, glaubst du, überträgt er das Kommando ausgerechnet Farlian? Er hofft, dass sein Sohn das vollbringt, was sogar der berühmte Barlok fürchtet. Du bist ihm schon lange ein Dorn im Auge, denn insgeheim beneidet er dich um deine Heldentaten und dein Ansehen beim Volk. Um dieses Ansehen zu beschädigen, ist er sogar bereit, den Thronfolger einer solchen Gefahr auszusetzen.«
»Aber das ist absurd!« Barlok wollte aus dem Bett hochfahren, besann sich aber eines Besseren, bevor ihm wieder schwindlig wurde. »Ich habe nie einen Zweifel an meiner Treue -«
»Er ist ein schwacher König, und über alle Kasten hinweg gärt es im Volk«, unterbrach ihn Tharlia. »Wenn es frei entscheiden könnte, wen sähe es wohl lieber auf dem Thron, ihn oder dich? Burian weiß das. Heimlich erklingen sogar schon Rufe nach seiner Absetzung.«
Barlok holte tief Luft und wollte gegen diese ungeheuerliche Äußerung protestieren, doch bevor er etwas sagen konnte, sprach sie rasch weiter. »Außerdem ist er alt und wird nicht ewig leben. Zwar ist Farlian als sein Sohn der
designierte Thronfolger, aber es kann gut passieren, dass sich der Hohe Rat weigert, einen Nichtsnutz wie ihn zum König zu krönen. Dein Name hingegen wird in diesem Zusammenhang mit Sicherheit fallen, erst recht, wenn wir uns zu diesem Zeitpunkt im Krieg befinden sollten, ob es dir gefällt oder nicht. Ich weiß, dass du keinerlei derartige Ambitionen hegst und dich weigern würdest, aber das ändert nichts daran, dass Burian dich fürchtet. Er schickt diese Kampftruppe nicht nur wegen des Goldes aus, sondern auch deshalb. Und mit diesem Wahnsinn kann ich mich nicht einfach abfinden. Erst recht nicht, wenn dadurch auch das Leben einer meiner Weihepriesterinnen unnötig in Gefahr gebracht wird.«
»Das... das ist ungeheuerlich!«, keuchte Barlok. »Das ist Hochverrat! Wenn auch nur ein Wort davon nach draußen dringt...«
»Das muss es ja nicht. Aber angenommen, Farlian fällt bei dieser Mission, dann gibt es keinen Thronerben mehr. Ich denke nur an die Zukunft. Und das solltest du auch tun.«
»Vor allem denke ich, dass wir dieses Gespräch nicht fortsetzen sollten«, sagte Barlok bestimmt. »In unser beider Interesse werde ich vergessen, dass es überhaupt jemals stattgefunden hat. Geh jetzt und lass mich eine Weile allein.«
»Wie du willst. Du wolltest wissen, warum ich über meine grundsätzliche Verpflichtung zur Hilfe und unsere verwandtschaftlichen Bande hinweg alles in meiner Macht Stehende unternommen habe, um dich zu heilen, und ich habe dir wahrheitsgemäß erklärt, dass ich in dir die größte und vielleicht einzige Hoffnung für unser Volk sehe.« Achselzuckend wandte Tharlia sich um und ergriff den Goldbrocken. »Ich werde das Ding zu Selon bringen und später noch einmal nach dir sehen.«
Zutiefst aufgewühlt blieb Barlok zurück und starrte zur Decke hinauf, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er wusste um seine Beliebtheit nicht nur innerhalb seiner eigenen Kaste, sondern auch beim übrigen Volk. Dennoch hatte er nie daran gedacht, sie für eigenmächtige politische Ziele auszunutzen. Selbst einen Sitz im Hohen Rat hatte er stets abgelehnt, und nun hatte Tharlia ihm indirekt angeboten, ihm zu helfen, als Nachfolger Burians den Thron zu besteigen. Es war absurd! Er hatte keinerlei diesbezügliche Ambitionen und würde auch in Zukunft jeden entsprechenden Vorschlag mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Eigentlich müsste auch Tharlia das wissen, dafür kannte sie ihn gut genug.
Dennoch gelang
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