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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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ausgemacht zu haben, sie wirkte immer noch so frisch und ausgeruht wie bei ihrem Aufbruch. Dennoch widersprach sie nicht.
    Die Zwerge verteilten sich in der Höhle, viele nutzten die Gelegenheit, sich am Bach, der aus einer unterirdischen Quelle entsprang und ein Stück weit durch die Grotte floss, zu erfrischen.
    Die Priesterin nahm allein auf einem Kristallbrocken Platz. Die übrigen Zwerge hielten deutlichen Abstand zu ihr, nicht aus Hochachtung, sondern ganz im Gegenteil aus Ablehnung. Der Glaube an Li’thil war im Volk der Zwerge tief verwurzelt, und bei zeremoniellen Feierlichkeiten drängten so viele Gläubige in die große Tempelhalle im
Erdgeschoss des Dunkelturms, dass diese nicht ausreichte, alle aufzunehmen. Gleichzeitig jedoch lehnten sie alles ab, was auch nur im Entferntesten mit Zauberei oder Kräften zu tun hatte, die über die normalen Sinne hinausgingen. Selbst wenn es sich um Fähigkeiten handelte, die die Göttin selbst ihren Priesterinnen verlieh. Aufgrund ihrer Riten und geheimnisvollen magischen Fähigkeiten begegnete man den Hexen deshalb mit Misstrauen oder manchmal gar Furcht. Zwerge und Magie, das passte nach Ansicht vieler Einwohner Elan-Dhors einfach nicht zusammen
    Obwohl die meisten Gerüchte, die sich um die Priesterinnen rankten, sicherlich völlig aus der Luft gegriffener Unsinn waren, trug die Tatsache, dass sie ihren Turm nur selten und wenn, dann stets verschleiert verließen, noch dazu bei, dieses Misstrauen zu vertiefen.
    Dennoch zögerte auch Warlon, die Weihepriesterin anzusprechen. Schließlich jedoch überwand er seine Scheu, ging auf sie zu und setzte sich neben sie.
    »Ich bin Warlon, Kampfführer der Kriegerkaste«, stellte er sich vor.
    »Und ich bin Ailin, Hexenpriesterin , falls Ihr es noch nicht gemerkt habt«, antwortete sie kühl, ohne auch nur das Gesicht in seine Richtung zu wenden.
    Warlon schluckte. Er hatte gedacht, sie wäre froh, wenn jemand sie anspräche, statt wie die anderen einen Bogen um sie zu machen, aber anscheinend hatte er sich geirrt. Schon wollte er sich wieder abwenden, doch dann siegte sein Trotz. Er war niemand, der so leicht aufgab.
    »Seid Ihr immer so abweisend, oder schreibt Euch Euer Orden vor, Euch mit niemandem zu unterhalten?«, fragte er. »Oder seid Ihr nur verbittert?«
    »Ich habe mich lediglich damit abgefunden, dass man
uns Hexen meidet. Anscheinend hält man uns für so etwas wie Aussätzige. Habt Ihr keine Angst, dass ich Euch einen Buckel oder so etwas anhexe oder dass Eure Freunde es Euch übel nehmen, wenn Ihr mit mir sprecht?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Warlon. »Auf Aberglauben und dummes Geschwätz gebe ich nichts, und ich habe nur drei Freunde. Der eine ist Barlok, den ich vor wenigen Stunden erst im Dunkelturm besucht habe. Und dann natürlich die beiden besten Freunde eines jeden Kriegers, meine Axt und mein Schwert. Die nehmen mir so leicht nichts übel. Und Ihr solltet aufhören, Euch selbst als Hexe zu bezeichnen.«
    Diesmal wandte sie ihm tatsächlich kurz ihr Gesicht zu und musterte ihn. Ihre eigenen Züge blieben unter dem Schleier zu seinem Leidwesen auch weiterhin nur vage zu erahnen.
    »Warlon, natürlich, jetzt weiß ich wieder, in welchem Zusammenhang ich Euren Namen schon einmal gehört habe. Ihr seid der Krieger, der zusammen mit Barlok als Einziger von der ersten Expedition zurückkehrte.«
    »Und das ist der einzige Zusammenhang?«
    »Auch wenn es Euren Stolz kränken mag, aber seit vielen Jahren habe ich mich ausschließlich auf meine Weihe vorbereitet. Ich weiß wenig darüber, was außerhalb des Dunkelturms vorgeht, und es gehörte nicht zu unserem Unterricht, die Namen aller Angehörigen der Kriegerkaste zu lernen.«
    Warlon runzelte die Stirn.
    »Also schön, Ihr seid verbittert, weil man Euch aus dem Weg geht«, sagte er. »Aber wenn Ihr einen Steinkratzer spielt und jeden vor den Kopf stoßt, dann ist das auch kein Wunder. Wir haben einen langen gemeinsamen Marsch vor uns,
und ich wollte nur freundlich sein. Aber wenn Ihr lieber allein sein wollt, dann ist das Eure Entscheidung.«
    Er erhob sich, doch zu seiner Überraschung ergriff Ailin ihn am Arm und zog ihn zurück.
    »Wartet«, bat sie. »Ich wollte Euch nicht beleidigen. Ja, ich bin verbittert, aber nicht wegen des Verhaltens der anderen. Ich bin es gewohnt, dass man mich meidet. Aber ich sollte nicht hier sein! Ich sollte im Dunkelturm sein und im Tempel beten. Aber der König hat befohlen, dass eine Weihepriesterin diese

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