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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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verarbeitet wurde. Eine an sich monotone Tätigkeit, aber sie verstand sich gut mit den anderen Spinnerinnen, weshalb bei der Arbeit stets viel erzählt und gelacht wurde.
    Auch jetzt war sie dorthin unterwegs. Fröhlich vor sich hin summend schritt sie durch die verwinkelten Gassen des Ostviertels mit ihren zahlreichen kleinen Treppchen. Gelegentlich begegnete sie jemandem, der ebenfalls gerade auf dem Weg zur Arbeit war oder von dort zurückkehrte, und grüßte freundlich.
    Sie hatte etwa den halben Weg zurückgelegt, als sie aus einem schmalen, von den in dieser Gegend ohnehin nur in großen Abständen aufgestellten Straßenlampen nicht erleuchteten Durchgang zwischen zwei Häusern ein seltsames Geräusch hörte. Es war schwierig einzuordnen, klang am ehesten wie eine Mischung aus leisem Zischen und Fauchen.

    Unschlüssig blieb Barina stehen. Sie betrachtete sich als eine patente Person, der so schnell nichts Angst einjagen konnte, und innerhalb der Mauern Elan-Dhors war schwerlich eine Gefahr zu erwarten. Trotzdem war etwas an dem Laut äußerst unheimlich gewesen und trieb ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Fast eine Minute wartete sie und lauschte, aber das Geräusch wiederholte sich nicht.
    »Ist da jemand?«, fragte sie schließlich.
    In diesem Moment bog ein von der Nachtschicht zurückkehrender Zwerg in die Gasse ein und kam auf sie zu. Barina kannte ihn nicht, war aber froh, nicht mehr allein zu sein. Freundlich grüßte sie den Zwerg.
    »Was ist mit dir?«, erkundigte er sich, nachdem er ihren Gruß ebenso freundlich erwidert hatte. »Mit wem hast du gesprochen?«
    »Ich habe ein Geräusch gehört«, berichtete Barina und deutete in den Durchgang. »Von dort. Ich kann nicht sagen, was es war, aber es klang irgendwie unheimlich.«
    Ihr Gegenüber runzelte die Stirn und strich sich über seinen etwas ungepflegt wirkenden Bart, dann trat er näher an den Durchgang heran und starrte in die Dunkelheit. Gleich darauf wich er erschrocken einen Schritt zurück, als erneut das Zischeln ertönte.
    »Dort ist wirklich etwas. Warte hier, ich werde nachsehen.«
    Entschlossen trat er in den Durchgang, doch er kam nur drei Schritte weit. Alles ging so schnell, dass Barina nicht einmal richtig sah, was geschah. Etwas blitzte silbern auf, und im nächsten Moment brach der Mann zusammen, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.
    Barina öffnete den Mund zu einem Schrei, kam aber nicht mehr dazu, ihn auszustoßen. Etwas Dunkles war
plötzlich vor ihr, mit einem hageren, bleichen Gesicht und glühenden Augen.
    Das Letzte, was sie in ihrem Leben wahrnahm, war das erneute Aufblitzen von Stahl.
     
     
    König Burian war bereits mit schlechter Laune zur Sitzung des Hohen Rates erschienen und machte auch keinerlei Hehl daraus. Er wirkte unausgeschlafen und war offenkundig zornig, dass man ihn so früh geweckt hatte. Ausnahmsweise konnte Barlok ihn bis zu einem gewissen Grad sogar verstehen. Ohne jeden Zweifel machte er sich Sorgen um seinen Sohn und hatte vermutlich allein deshalb schon nicht viel Schlaf gefunden.
    Auch Barloks Anblick hob die Stimmung des Königs nicht gerade, so wenig wie das, was er zu berichten hatte. Immer mehr verfinsterte sich sein Gesicht.
    »Ihr habt einen Goldbrocken von erheblicher Größe und hohem Wert unterschlagen, das allein ist schon ein Verbrechen!«, unterbrach er ihn schließlich mit donnernder Stimme. Sein Gesicht hatte sich vor Zorn gerötet. »Darüber hinaus brüstet Ihr Euch auch noch damit, dass Ihr ihn benutzt habt, um heimlich hinter meinem Rücken irgendwelche Nachforschungen anstellen zu lassen, die Eure absurden Theorien stützen sollen, mit denen Ihr meine Pläne durchkreuzen wollt. Das ist ungeheuerlich!«
    »Verzeiht, Majestät, aber erst als er am Tag nach seiner Rückkehr im Dunkelturm das Bewusstsein wiedererlangte, erinnerte sich Barlok wieder an den Goldbrocken mit der Elbenrune darauf«, ergriff Tharlia das Wort. »Und ich war diejenige, die ihn nach Marlus Thain bringen ließ. Nicht, um gegen Eure Pläne zu intrigieren, sondern weil ich es für äußerst wichtig hielt und die Hoffnung hegte, dass der ehrwürdige
Selon herausfinden könnte, was es mit der Rune auf sich hat.«
    »Das gelang mir schließlich auch«, griff Selon den Faden auf. »Und leider ist das, was ich herausgefunden habe, im höchsten Maße beunruhigend. Deshalb wurde diese Sitzung des Rates einberufen.«
    Er berichtete, was er über den Krieg herausgefunden hatte, den sich die Elben mit

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