Zwergenkinder 3
Inselinneren«, sagte Ambaros, als der Zwergenjunge ihn auf den Menschen aufmerksam machte. »Nur selten kommen einige von ihnen zum Hafen, um wertvolle Steine, die man in den Bergen findet, gegen Waren zu tauschen.«
»Dann kennen sie sich bestimmt mit den rugalischen Drachen aus, oder?«, meinte Tomli.
Ambaros nickte. »Wenn jemand weiß, wie man sie aufspürt, dann die Hundereiter. Allerdings genießen sie am Königshof kein besonders hohes Ansehen.«
»Warum nicht?«, fragte der Zwergenjunge.
»Wahrscheinlich, weil sie einfach anders leben als die Küstenbewohner. So etwas reicht vielen schon, um jemanden zu verachten und schlecht zu behandeln.«
»Ich bin in so vielen verschiedenen Ländern gewesen«, sagte Lirandil und seufzte, »aber das scheint überall gleich zu sein.«
Tomli hörte, wie die Soldaten über den Hundereiter spotteten. »Seht ihn euch an! In seiner Fellkleidung ist er von einem Bergaffen kaum zu unterscheiden!«, rief einer von ihnen, und die anderen lachten laut.
»Gleichlaustersichbestimmtnoch!«,riefderandere.
Der Weg hinauf zur Burg war nicht nur steil, sondern auch ziemlich schmal. Die Drachenpferde waren das gewohnt. Sie waren so trittsicher, dass man zu keinem Zeitpunkt befürchten musste, dass eines von ihnen ausglitt und in die Tiefe stürzte.
Den Elbenpferden fiel der Aufstieg zunächst schwer, aber durch die Gedankenbefehle von Olfalas und Lirandil behielten sie die nötige Ruhe. Es dauerte nicht lange, da gingen sie so sicher wie die Reittiere der königlichen Garde.
Die größten Schwierigkeiten hatte Ambaros. Mit seinen Hufen rutschte er immer wieder auf dem glatten Gestein aus. Zudem hatte er keine Flügel, die ihm helfen konnten, das Gleichgewicht zu halten.
»Wenn Ihr magische Hilfe benötigt, dann lasst es mich wissen, Ambaros«, sagte Saradul und benutzte dabei nicht die auf Rugala übliche Rhagar-Sprache, sondern die Sprache der Zwerge von Ara-Duun, sodass ihn keiner der Soldaten verstand.
»Ich habe Euch noch gar nicht gesagt, dass der Wassergeist während des Angriffs mit mir gedanklichen Kontakt aufgenommen hat, Lirandil«, raunte Tomli dem Elb zu. »Ich versprach ja, Euch zu unterrichten, sobald es geschieht, aber auf einmal überschlugen sich die Ereignisse, und deshalb …«
»Schon gut«, beschwichtigte Lirandil. »Wir werden noch herausfinden, warum er ausgerechnet zu dir spricht, und hoffentlich auch, was er eigentlich will.«
»Mich hat er ebenfalls auf geistiger Ebene angesprochen«, meldete sich Olba. »Deshalb bin ich ja raus aus dem Schiff.«
»Und was hat er dir mitgeteilt?«, fragte Tomli.
Olba zuckte mit den Schultern. »Ich habe es nicht verstanden. Es war nur einfach …« Sie zögerte und sagte dann: »… furchtbar. So als wolle eine fremde Macht Besitz von mir ergreifen. Ich habe mich dagegen gewehrt, dann wurde mir speiübel. Dabei war mir schon vorher schlecht.«
»Kann es sein, dass die Übelkeit, die wir auf dem Meer empfanden, gar keine Seekrankheit war, sondern durch den Wassergeist verursacht wurde?«, fragte sich Tomli laut.
»Dieser Frage werden wir ein anderes Mal nachgehen«, sagte der Elbenkrieger. »Zunächst müssen wir einen König davon überzeugen, uns zu helfen. Seht dort!« Lirandil streckte den Arm aus und deutete nach Norden, wo sich im Binnenland von Rugala die Berge erhoben.
Manche von ihnen stießen Rauch aus, und wenn Tomli tief einatmete, roch er den Schwefel, der in der Luft hing. Ob er vom Atem der Drachen herrührte oder von den Vulkanen, wusste er nicht.
»Wir sind beinahe am Ziel«, sprach der Elb weiter. »Irgendwo in dieser zerklüfteten Bergwildnis müssen wir einen rugalischen Drachen finden, dem wir eine Schuppe abnehmen können.«
Schließlich langten sie vor dem Burgtor an, das man ihnen öffnete. Auf dem Hof der Festung hielt der Zug.
Tomli staunte, als er sah, dass das Portal des Burghauses offenbar aus den Knochen eines rugalischen Drachen errichtet war. Das Vordach bestand aus der oberen Hälfte des Drachenschädels und ruhte auf zwei Schenkelknochen, die mit Schnitzereien verziert waren und als Pfeiler dienten.
Zwei echsenartige Whanur standen als Wächter davor. Ihre grünlich schimmernden Reptiliengesichter wirkten so starr wie die von Standbildern. Sie trugen schwarze Gewänder und waren mit Hellebarden bewaffnet.
Tomli schwang sich von Lirandils Elbenpferd und landete sicher auf den Füßen. Olba folgte weitaus unbeholfener. Tomli musste mit einem raschen Zauberspruch verhindern,
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