Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02
riesenhafte Löwen ausgesehen hatten, mit den Köpfen und den Flügeln von gewaltigen Adlern, und angeblich hatten fliegen können. Auf mehreren der Felsmassive in der Nachbarschaft von Ara-Duun hätten sie damals ihre Horste errichtet, sagte man. Aber Tomli hatte das bisher eher für eine Legende gehalten.
»Eines Tages stieß ein Greif, angelockt von dem Schimmer des Dunkelmetalls, durch eines der Fenster in die Wohnhöhle von Uroggi und stahl die Axt«, berichtete Saradul. »Wohin er damit verschwand, wusste lange Zeit niemand. Aber mein alter Lehrmeister Heblon hat in seinen jungen Jahren nachgeforscht und einen Hinweis darauf entdeckt, wo Ubraks Axt geblieben sein könnte.« Saradul tippte auf das Rostgoldbuch. »Hier steht alles darüber, auch wenn es selbst für einen erfahrenen Magier nicht immer leicht ist, die richtigen Zeichen erscheinen zu lassen.«
»Und wo ist die Axt nun abgeblieben?«, fragte Tomli.
»Der Greif soll mit ihr nach Cosanien geflogen sein. Heblon hat laut den Aufzeichnungen in seinem Buch sogar selbst eine Reise dorthin unternommen, um das nachzuprüfen.«
»Das ist in der Tat erstaunlich«, meinte Lirandil. »Schließlich gelten Zwerge gemeinhin zwar als grabwütig, aber nicht gerade als reisefreudig.«
Saradul nickte. »Ja, es muss Heblon große Überwindung gekostet haben, sich in dieses Menschenreich zu begeben, das kommt in seinen Texten sehr gut zum Ausdruck.«
»Ich nehme an, er konnte etwas in Erfahrung bringen«, sagte Lirandil. Aus welchem Grund hätte Saradul ihnen sonst diese Geschichte erzählen sollen.
Der Zwergenzauberer nickte. »In Cosanien geriet der Greif in die Gefangenschaft von Greifenjägern, die das Tier zähmen wollten. Aber er konnte flüchten. Die Axt jedoch blieb zurück und wurde nach Cosan gebracht.«
Tomli wandte sich an Lirandil. »Ihr seid doch der wahrscheinlich am weitesten gereiste Mann im Umkreis von mehreren tausend Meilen.«
Lirandil lächelte mild. »Das ist gut möglich. Allerdings, muss ich der Ehrlichkeit halber eingestehen, für diese Reisen auch mehr Zeit zur Verfügung gehabt zu haben als jeder andere.«
»Wart Ihr denn schon einmal in Cosanien?«
»Die Hauptstadt Cosan liegt an der Mündung eines mächtigen Flusses. Ich reiste vor Jahrhunderten – das muss noch vor dem Großen Krieg gewesen sein – mit einem Schiff aus dem Reich des Seekönigs von Ashkor dorthin, aber man untersagte uns, an Land zu gehen.«
Tomli runzelte die Stirn. »Weshalb denn das?«
Lirandil hob die Schultern. »Man hatte damals große Angst davor, dass wir eine Seuche einschleppen könnten. So blieb das Schiff nur eine Nacht in der Bucht von Cosan. Im Morgengrauen verließen wir sie wieder und segelten weiter die Küste entlang Richtung Westen bis nach Padana. Daher kann ich leider nichts über dieses Land und seine Bewohner sagen.«
»Das ist bedauerlich«, fand Saradul. »Jedenfalls muss unsere Reise letztlich dorthin führen, denn die Axt befindet sich in einem Tempel in Cosan, wie Heblon herausfand.«
»Und wie aktuell ist sein Bericht?«, fragte Lirandil sehr skeptisch. »Die Axt kann in der Zwischenzeit überall hingebracht worden sein.«
»Es treffen regelmäßig Reisende aus Cosanien mit den Wüstenschiffen der Sandlinger in Ara-Duun ein«, antwortete Saradul. »Ich habe viele von ihnen befragt, und einige berichteten mir von einer Axt mit magischen Eigenschaften, die in einem Tempel in Cosan aufbewahrt wird. Also muss an Heblons Aufzeichnungen etwas dran sein. Ähnliches sagt übrigens auch Kandra-Muul, der Sandlinger-Kapitän der ›Wüstenblume‹, der bereit ist, uns als Passagiere auf seinem Wüstenschiff mitzunehmen.«
»Die ›Wüstenblume‹ habe ich gesehen, kurz nachdem Olfalas und ich hier in Ara-Duun eintrafen«, erklärte Lirandil. »Das Schiff macht einen soliden Eindruck und scheint verhältnismäßig viel Platz zu bieten. Ich hoffe nur, dass die Fahrt nicht allzu teuer wird, denn viel Münzgeld führen wir nicht mit uns.«
»Oh, ich denke, dass Ihr den Sandlingern auf andere Weise nützlich sein könnt. Zum Beispiel weiß ich aus gut unterrichteter Quelle, dass Kapitän Kandra-Muul große Stücke auf die Heilkunst der Elben hält und damit auch auf die Kräuter und Medizin, die Euer Volk herzustellen vermag. Auf jeden Fall werden wir spätestens morgen Abend aufbrechen müssen, wenn Kandra-Muul uns mitnehmen soll.«
Lirandil machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ihr habt auch das bereits festgelegt, Meister Saradul?«
»Nun,
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