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Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Titel: Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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können, so wie Olba.
    Auf einmal aber war es Tomli, als kämen Schatten von der Zwergenstadt auf die Liegeplätze der Sandlinger-Schiffe zugehuscht. Doch schon waren sie nicht mehr zu sehen, und Tomli war sich nicht sicher, ob sich dort wirklich etwas bewegt hatte. Vielleicht hatte er sich getäuscht, und es war nur der Wüstenwind gewesen, der etwas Sand aufgewirbelt hatte.
    Im nächsten Moment schnellte etwas Dunkles auf die Wandung der »Wüstenblume« zu und kletterte in irrer Geschwindigkeit daran empor. So schnell, dass Tomli das Wesen erst erkannte, als es schon an Deck stand.
    Es war eine Gestalt mit blassem Gesicht und vollkommen kahlem Kopf. Die Ohren waren so spitz wie die eines Elben. Das Wesen hatte lange Schnurrhaare und zwei große Vorderzähne, sodass es an ein Nagetier erinnerte.
    Ein Erd-Alb, erkannte Tomli. Erschrocken starrte er ihn an.
    Zischende Laute drangen aus dem halb geöffneten Mund. Die Augen waren vollkommen schwarz und fast blind, ähnlich denen eines Maulwurfs. Sie konnten kaum mehr als Hell und Dunkel auseinanderhalten und die Umrisse großer Gegenstände ausmachen.
    Zur Orientierung verließen sich die Erd-Alben deshalb auf ihr Gehör und ihren Geruchssinn. Das Sonnenlicht hingegen mieden sie und verließen normalerweise nie die Tiefen unterhalb von Ara-Duun, wo sie ihre Dunkelmetallschmieden hatten.
    Dass ein Erd-Alb an die Oberfläche kam, war ausgesprochen selten und geschah, wenn überhaupt, nur in der Nacht.
    Das Wesen hob die Arme, während es auf Lirandils Schwertspitze starrte. Die Ärmel seines weiten schwarzen Gewandes rutschten dabei nach unten und gaben die dürren, knochigen Hände frei.
    »Niemand ist so schnell wie ein Erd-Alb«, sagte Lirandil in der Zwergensprache von Ara-Duun, da er annahm, dass auch der Erd-Alb sie beherrschte. »Aber bedenke, bevor du einen Angriff wagst, dass niemand so scharfe Augen hat wie ein Krieger und Fährtensucher aus dem Volk der Elben. Noch bevor du dich bewegst, werde ich dies an der Anspannung deiner Muskeln und der Veränderung in deinem Gesicht erkennen und dir zuvorkommen.«
    Der Erd-Alb schnüffelte und wisperte dann: »Große Worte. Dann kommt dieser kaum wahrnehmbare Geruch von makelloser Elbenseide wohl von Euch, weil Ihr ein Elb seid.«
    Die Stimme klang leise und erinnerte an das Zischeln einer Schlange.
    Auf einmal begann der Erd-Alb zu kichern, schnüffelte noch einmal laut und fügte hinzu: »Um so vieles stärker ist der Zwergengestank.« Er drehte sich um und verlangte von Kandra-Muul: »Weist diese Passagiere ab, Kapitän!«
    »Ich hab’s doch gesagt«, murmelte Olba.
    Tomli äußerte kein Wort.
    »Wer bist du, dass du eine solche Forderung stellst?«, fragte der Sandlinger-Kapitän.
    Der Erd-Alb griff unter sein Gewand, holte einen faustgroßen Beutel hervor und warf diesen Kandra-Muul zu.
    Der Sandlinger fing ihn auf, öffnete ihn und schüttete ein paar der Münzen daraus in seine Handfläche. »Sie bestehen aus Tiefensilber«, stellte er erstaunt fest.
    »Noch wertvoller als Gold«, sagte der Erd-Alb. »Ich bin Rorach, der Bote von Fürst Ylgorr.«
    »Ich habe von deinem Fürsten nie etwas gehört«, erklärte Kandra-Muul. »Und davon abgesehen würde ich für ein bisschen Silber auch nicht meine Kunden verprellen.«
    »Ein bisschen Silber?«, zischelte der Erd-Alb, dann stieß er pfeifende Laute aus, die unangenehm in den Ohren schrillten. »Ich biete dir noch viel mehr!«
    »So?«
    »Dein Leben. Denn das wirst du verlieren, wenn du auf dieses Angebot nicht eingehst. Entweder nehmen es dir unsere Verbündeten unter den Wüsten-Orks, wenn sie dein Schiff überfallen und plündern, oder …“
    »Hör zu, ich bin ein ehrenhafter Kapitän!«
    »… oder wir nehmen es dir jetzt!«, vollendete Rorach seinen Satz und stieß einen erneuten schrillen Pfiff aus, woraufhin sich in der näheren Umgebung weitere, nur als Schatten auszumachende Gestalten regten. Zweifellos Erd-Alben, die nur auf ein Zeichen von Rorach warteten, um ihre Schwerter und Dolche zu ziehen und anzugreifen. Was für äußerst gefährliche Gegner sie waren, hatte Tomli bereits am eigenen Leib erfahren.
    »Nun, unter diesen Umständen …“, begann Kandra-Muul und druckste herum. »Vielleicht … nun …“ Er musterte Rorach. »Und dein Herr hat wirklich Einfluss auf die Wüsten-Orks, die andauernd unsere Schiffe überfallen?«
    »Das hat er«, zischelte Rorach. »Fürst Ylgorr ersetzt ihnen ihre abgebrochenen Zähne durch Spitzen aus Dunkelmetall.

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