Zwergensturm
Haggy stöhnte, dann hörte er, wie Thrylas fluchte: „Ushgor!! Es ist Ushgor! Der verdammte Dämon ist in der Luft!“
Auch Lok’thodar hatte den Ausruf des Elfen gehört, doch er konnte nur ahnen, was er meinte. Auch war er sich nicht sicher, ob etwaiges Wissen ihm hier tatsächlich von Nutzen sein würde.
Wieder verdichteten sich die Blitze und sammelten sich zum nächsten Schlag. Ein Zwerg, der fast in der Mitte des Schlachtfeldes und somit zentral unter der Wolke stand, blieb stehen und blickte entsetzt zum Himmel. Der Strudel war direkt über ihm. Er wandte den Blick nicht ab, trotz des grellen Lichtes. Offenbar wollte er seinem Tod ins Auge blicken, als ein Surren die Luft erfüllte.
Haggy registrierte es zuerst un terbewusst, doch als das Surren anschwoll, drang es auch in sein Bewusstsein. Ein Surren, so, als ob Tausende Bienen heranschwirrten. Haggy und viele andere blickten sich verwirrt um. Selbst der Strudel aus Blitzen verebbte für den Moment. Der Zwerg, der genau darunter stand, sah immer noch hinauf.
Das Surren wurde lauter, es schmerzte fast in den Ohren. Lok’thodar beobachtete die Orks, doch sie wirkten genauso ahnungslos wie die eigenen Leute.
Es wurde noch dunkler. Ein weiterer Schatten breitete sich auf dem Boden aus. Es war, als ob ein zweiter Vorhang die Welt verdeckte, doch dieses Mal begleitete dieses eigenartige Geräusch das, was passierte.
„Bei den Göttern!“ Thrylas sah dem entgegen, was sich am Himmel zwischen der Erde und dem entmaterialisierten Dämonen auftat. Auch Haggy starrte d arauf, und langsam beschlich ihn eine Ahnung. Eine Hoffnung vielleicht, aber er hatte Angst, enttäuscht zu werden. Er brachte alle Konzentration auf, zu der seine müden Sinne noch fähig waren, und blickte auf das, was dort angeflogen kam. Konnte es sein? Waren es wirklich …?
Obwohl es viele Schritte hoch flog, meinte Haggy nun tatsächlich etwas zu erkennen. Er war sich fast sicher, dass es kleine fliegende Wesen waren, die etwas hinter sich herzogen und so am Himmel spannten.
„Das ist ein Blätterdach! Seht nur!“ Selbst Bong, der in seinen vielen Hundert Lebensjahren schon einiges gesehen hatte, war völlig überrumpelt. Thrylas gewann als Erster wieder einen Hauch von Fassung: „Die Feen! Die Feen kommen und spannen ein Blätterdach.“
Lok’thodar sank auf die Knie, die Eindrücke hatten ihn überrumpelt. Wohl hatte er die Worte des Elfen gehört, doch verstehen konnte er sie nicht. Feen? Und was für ein Blätterdach?
Doch was auch immer von wem auch immer dort oben gespannt wurde, es dehnte sich noch weiter aus, und bald überspannte es das ganze Schlachtfeld.
Haggy war sich mittlerweile sicher, Feen erkannt zu haben. Hunderte, die einen Vorhang aus Ästen und Blättern geflochten hinter sich herzogen und so den Himmel abermals verdunkelten. Er erinnerte sich an die Worte Mysthias, der Königin der Feen, die sie gewarnt hatte, ihnen aber auch Dank hatte zukommen lassen wegen der Rettung der Fee, die den Namen Cyria trug.
Er versuchte noch, die vielen Sinneseindrücke zu sortieren, da schwebte vom Himmel eines der Wesen h erab, zuerst kaum sichtbar, doch dann immer deutlicher. Es flog zu Haggy. Nun erkannte er die Statur der Fee, den zarten, handgroßen Körper und die feinen Flügelchen auf ihrem Rücken. Sie blickte auch zu Haggys Freunden, die nun einer nach dem anderen näher herankamen. Auch Duram und Lok’thodar eilten herbei.
Als sich alle einigermaßen versammelt hatten, lächelte die Fee sanft. Erst jetzt bemerkte Haggy, dass sie einen Gürtel anhatte, an dem zwei klitzekleine, blutverschmierte Dolche hingen.
Die Fee sprach mit flüsternder, säuselnder Stimme: „Seid gegrüßt, Helden des Besetzten Landes, Besetzte und Besatzer. Mein Name ist Dia, ich bin die Anführerin der Dritten Schwadron der Feen und zugleich Diplomatin, zuständig für den Kontakt mit euch allen. Wir haben einen Kriegsrat einberufen, welcher es für inakzeptabel hielt, dass das Besetzte Land von den Horden des Gefallenen Gebietes überrannt wird. Fühlt euch nicht zu sehr geschmeichelt, wir tun dies, weil wir unseren eigenen Lebensraum durch die Ausgeburten der Unterwelt bedroht sehen.“ „Wie dem auch sei“, Thrylas nickte ihr zu, „ihr seid mehr als herzlich willkommen.“ „Das kann ich mir denken“, antwortete die Diplomatin. „Bleibt nur unter dem Dach. Der Dämon kann nicht tiefer fliegen, als wir das Blattgespinst gespannt haben. Es wird die dämonische Energie einige Tage
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