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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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sie wie die Teufel gen Süden.
    Bald erkannten sie voraus den Dunklen Wald, dieses schwarze Nichts, aus dem einige Baumwipfel herausragten. Doch dieses Mal hatten sie keine Zeit dafür, sich vor dem Wald zu fürchten.
    Abermals beschleunigte Haggy das irre Tempo. Bald erreichten sie den Rand des Waldes, und ohne den Ritt zu verlangsamen, folgten sie dem Wegverlauf in den Wald hinein. Augenblicklich wurden sie von tiefer Dunkelheit umhüllt. Nun mussten sie sehr langsam und vorsichtig weiterreiten, da sie den Weg vor sich kaum erkennen konnten.
    Haggy wurde es schwindelig. Er überlegte, dass das eine Folge der Anstrengungen der letzten Tage sein könne. Erst spürte er es ein wenig, und er fasste sich an den Kopf. Doch dann immer mehr. Er umfasste die Zügel, so fest er konnte, aber sein Kopf w iegte hin und her, und seine Kräfte ließen nach. Er spürte noch, wie er mit dem Hinterteil vom Sattel rutschte. Ein letztes Mal versuchte er, die Zügel zu greifen, doch seine Hände ertasteten nur Leere. Mit einem seltsamen Gefühl der Genugtuung rutschte er aus dem Sattel zu Boden, und noch bevor er dort aufschlug, hatte er schon das Bewusstsein verloren.
    Als er wieder zu sich kam, schwindelte ihm noch immer. Seine Augen vermochten noch kein klares Bild zu erfassen, doch der modrige Geruch, der ihm in die Nase stieg, verriet ihm, dass er sich wohl im Gefallenen Gebiet bef and. Erleichtert hörte er neben sich Tinchenas Schnaufen: „Uiuiui, mein Schädel. Schlimmer als vier kleine Bier!“ „Oder sechs große“, ergänzte Otto. Jetzt konnte Haggy die Umrisse der anderen erkennen. Schnell zählte er nach und stellte erleichtert fest, dass alle da waren. „Wo sind wir?“, fragte er. „Mitten im Gefallenen Gebiet, denke ich“, erwiderte Thrylas. „Hier stinkt’s wie in dem Beutel von der da“, meinte Bong und zeigte auf Tinchenas Beutel mit Reiseproviant. „Willst du einen?“, fragte sie und hielt ihm den Beutel hin. Angewidert verzog er das Gesicht und sagte: „Man muss sich wohl erst daran gewöhnen, was?“ Tinchena nickte, und Haggy glaubte, den Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht des knorrigen Gnoms zu erkennen. Sie aß eine der Stinkmorcheln, nicht ohne Piggy eine abzugeben.
    „Seht , dort!“ Otto zeigte nach Norden. In wenigen Hundert Schritten Entfernung war ein dunkles Bauwerk zu erkennen. „Die Feste“, kommentierte Zahrin, und ihr Blick haftete ebenfalls an dem schwarzen Mauerwerk. Zwei spitze Türme flankierten sie, und in der Mitte stand ein weiterer, noch höherer Turm. Fenster oder Türen waren von hier aus nicht zu entdecken, nur … Schwärze.
    „Sieht einladend aus“, grinste Haggy. Tinchena ergänzte: „Ja, und es ist auch Zeit für Tee und Kuchen, mal sehen, was der Hausherr uns aufzutischen gedenkt.“ Plötzlich musste Haggy an seine geliebten Puddingtaschen aus Pruda denken. Er schämte sich ein wenig dafür und war froh, dass niemand seine Gedanken erraten konnte.
    Zahrin rieb sich den Kopf und meinte: „Dann gehen wir da mal rein und hauen dem eins auf die Rübe. Wie sieht so ein Dämonendings … Lord, sagtet ihr? Wie sieht so einer eigentlich aus?“ „Keine Ahnung“, sagte Thrylas schulterzuckend. „Es gibt ein paar alte Gemälde, die welche zeigen, aber eigentlich sehen die recht … menschlich aus. Andere sehen leicht, äh, zersetzt aus, manche sind kleiner, wie Gnome, manche lang, wie Elfen oder Dunkelelfen.“ „Du hast also wirklich keine Ahnung“, fasste Bong zusammen und ergänzte: „Warum erzählst du dann so viel darüber?“ Thrylas lachte, und auch Wynlana grinste. Er erwiderte: „Um euch an meinem Wissen teilhaben zu lassen, das das deine ja immer noch zu übersteigen scheint.“ „Ja, ja, schon gut“, antwortete Bong, „mein Kopf ist halt dazu gemacht, ihn hinzuhalten. Nicht, um ihn zum Denken zu benutzen.“ Er nahm seinen Helm vom Pferd und setzte ihn auf. „Sollen wir nicht erst einmal hingehen, bevor wir uns kampfbereit machen?“, fragte Zahrin. Ihr fiel ein, dass sie dafür nur ihren selbst gemachten Streitkolben ziehen müsste, während es bei Bong entscheidend darauf ankam, dass seine Rüstung überall perfekt saß. „Wer weiß, was hier passieren wird. Ich will auf alles vorbereitet sein. Nicht, dass ein Monster euch anknabbert anstatt mich.“ Zahrin stimmte ihm innerlich zu.
    Sie ließen die Reittiere an einem abgestorbenen Baumstamm zurück und marschierten vorsichtig gen Feste. Es gab einen alten Trampelpfad inmitten der dunklen,

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