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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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schliefen. Einen Moment lang dachte er darüber nach, sie zu wecken und sie an dem Naturschauspiel teilhaben zu lassen, aber dann entschied er sich, sie doch lieber schlafen zu lassen; sie würden die Energie für die weitere Reise benötigen.
    Haggy drehte sich auf die Seite und wollte seinen Kopf an Piggys warmen Körper anlehnen, doch er landete unsanft auf dem Boden. Haggy drehte sich um. Piggy stand ein paar Schritte entfernt und blickte ebenfalls zu dem grünen Leuchten empor. Doch es schien dem Eber nicht zu behagen. Piggy hatte eine unverkennbar kämpferische Haltung eingenommen und knurrte das Leuchten an, fast so wie ein Hund. Es machte auf Haggy den Eindruck, als ob Piggy tatsächlich das Leuchten angreifen wollte. Wenn er denn nur gekonnt hätte. Haggy überkamen starke Ermüdungserscheinungen, er streckte sich lang aus und hatte keine Kraft mehr, Widerstand zu leisten. Er schlief wieder ein, doch dieses Mal hatte er einen sehr unruhigen, traumlosen Schlaf.
    Das grüne Leuchten hingegen zog weiter, den Himmel entlang. In vier-, fünftausend Schritten Entfernung lag ein kleines Bauerndorf, in dem knapp hundert Seelen wohnten. Das Leuchten spannte sich über das Dorf, in dem alle Bewohner schliefen. Auch unter ihnen waren welche, die manchmal noch träumten.
    Das Leuchten erspürte diese mit Leichtigkeit. Es behielt seine Höhe von fünfhundert Schritten bei, doch es begann, kleine, fingergleiche Strahlen auszusenden, die sich schnell Richtung Boden bewegten. Die grünen Finger wanderten in die Häuser und fanden zielsicher die Schlafenden. Sie tasteten sich bis zu den Augenhöhlen vor, drangen durch sie in die Köpfe ein und bohrten sich voran bis an die Hirnrinde, dorthin, wo das Traumzentrum lag. Die Finger blitzten auf und zogen sich danach noch schneller wieder zurück, als sie gekommen waren. Sie fuhren wieder gen Himmel, bis sie wieder komplett in dem grünen Leuchten aufgingen.
    Als alle Finger wieder aufgenommen waren, war das Leuchten heller als zuvor. Sodann wanderte es weiter, der nächsten Siedlung entgegen.
    Piggy stand immer noch auf der Wiese und knurrte es an. Er war sauer, nichts ausrichten zu können. Wütend schnaufte er, wandte sich ab und ging zurück zum Lager. Stier sah ihn an, und hätte man es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, dass er ihm zugenickt hätte.

    Am nächsten Morgen wirkte Haggy wie gerädert. Die Nacht hatte ihm keine Erholung beschert. Den anderen ging es gut. Er fragte sie, ohne die Angelegenheit sonderlich zu betonen, ob sie in der Nacht etwas Besonderes bemerkt hätten. Aber alle verneinten. Otto machte sich über die Reste eines der Kaninchen her, die an einem Knochen herabbaumelten. Langsam packten sie ihre Sachen zusammen und rüsteten die Ponys.
    Tinchena benutzte ihren Fuß, um die Reste des Dunkelfeuers zu verwischen. „Du scheinst deine Fähigkeiten sehr verbessert zu haben“, merkte Otto lächelnd an. „Hihi, ja , ja“, gab Tinchena zu Protokoll, „ich beherrsche die Dunkelmagie aber nur in sehr kleinem Maßstab, und bewegliche Ziele machen mir immer noch sehr viel Mühe.“ „Bewegliche Ziele!“ Zahrin lachte. „Wie das klingt. Bei den Kaninchen hat es jedenfalls geklappt.“ „Der Hunger hat mich motiviert!“ „Wie viel Hunger bräuchtest du denn für einen Ork?“, lachte Otto. „Viiiel Hunger, seeeehr viel Hunger“, erwiderte die kleine Gnomin und machte dabei ihre typische, ausfallende Handbewegung. Zahrin meinte: „Die sind doch so dick, da kannst du gar nicht vorbeibrutzeln.“ „Ich hoffe, es bleibt uns erspart, das auszuprobieren.“ Haggy kam herbei, mit Stier am Zügel. Der hatte den ganzen Morgen am Gras geknabbert und sich dabei einen ansehnlichen Bauch angefressen. Die Bewegung würde ihm guttun, dachte Haggy.
    Im Hintergrund sah er Piggy, der sich, mit der Schnauze in der Erde, schnüffelnd einen Weg bahnte. Haggy fragte sich, was er gewittert hatte. Schnurstracks schnüffelte er sich Tinchenas Vorräten entgegen. Haggy grinste. Piggy beschleunigte und stieß mit der Schnauze auf ihren Beutel. Freudig grunzte er vor sich hin und versuchte, den Beutel mit der Schnauze zu öffnen. Tinchena fuhr herum und sah den dicken Eber, wie er sich an ihrem Beutel zu schaffen machte. Ihr Gesicht glich einem Fragezeichen. „Der hat deine geliebten Stinkmorcheln gerochen“, rief Otto aus. Sie grinste und ging auf den Eber zu. Als sie den linken Arm um den Eber legte, wedelte Piggys Schwänzlein. „Sag das doch, du kleines

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