Zwergenzwist im Monsterland
Vielleicht sollte ich von dem Angriff der Niederhöllen erzählen. Oder vielleicht war es wichtiger, von Guxx und seiner Teilnahme an der Reise zu erzählen.
Statt dessen berichtete ich ihm über mein Treffen mit dem Meister Tod.
»In der Tat?« bemerkte mein Meister, als ich geendet hatte. »Das erklärt eine ganze Menge. Als du Vushta so plötzlich verlassen hattest, vermutete ich einen tieferen Grund. Deshalb habe ich dir den Schuhbert nachgeschickt. Und der Tod hat dich tatsächlich als den Ewigen Lehrling bezeichnet?«
Der Schuh schwieg für einen Augenblick und schaukelte auf dem Absatz hin und her. »Der Tod ist eine Naturgewalt, Wuntvor. Seine Macht ist eine der elementarsten Kräfte des Universums, das Ende allen Lebens. Nur wenige Zauberer von Ansehen hatten den Mut, die Macht des Todes näher zu studieren – aus Furcht, was diese Erkenntnisse für Folgen haben würden. Während der Tod jeden Tag bei uns ist, wissen wir nur sehr wenig über seine wahre Natur. Doch allein die bloße Vorstellung eines Ewigen Lehrlings ist eine faszinierende Vermutung.« Die Schnürsenkel zitterten und ringelten sich, als ob sich der Zauberer im Inneren bewegen würde. »In der Tat. Darüber muß ich nachdenken. In der Zwischenzeit, Wuntvor, scheinst du sowieso dem bestmöglichen Weg zu folgen. Brauchst du darüber hinaus noch einen weiteren Rat?«
Ich wünschte mir allen und jeden Rat, den mir der Zauberer geben konnte, und so erzählte ich ihm von Guxx und unserer derzeitigen Lage bezüglich der Niederhöllen.
»Ich verstehe.« Der ganze Schuh schien gedankenversunken zu nicken. »Das hört sich im besten Fall nach einer unsicheren Allianz an. Wenn der Tod allerdings mit seiner Vermutung recht hat, dann wird dich Guxx als Gefährte begleiten, eine Situation, die du zu deinem Vorteil ausnutzen könntest.«
Der Schuh quietschte, als sich Ebenezum ohne Zweifel gegen das Leder lehnte. Sah ich seine stahlgrauen Augen, die mich durch die Schnürsenkellöcher betrachteten?
Der Schuhbert machte durch Handwedeln auf sich aufmerksam. »Ich hasse es, euch… zu unterbrechen, Leute«, keuchte er schweren Atems, »aber diese Schuhbert-Power ist ein wenig… schwierig… auf die Dauer…«
Nun, da er sich einmal bemerkbar gemacht hatte, fiel mir auch auf, daß aus seinem Tanz mehr und mehr ein recht verkrampftes Stampfen geworden war. Das magische Abbild von Ebenezums Schuh begann zu flackern und zu verschwimmen.
»Sehr gut«, fuhr mein Meister fort, »wir müssen uns beeilen. Wuntvor, Tods Informationen über die Gefährten scheinen zu stimmen. Nach deiner Aussage hast du Vushta so schnell verlassen, weil es schien, daß die gesamte Stadt dich begleiten wollte. Das war auch der Fall, denn nachdem du verschwunden warst, war Augenblicke später auch jeder, der dich begleiten wollte, ebenfalls verschwunden. Ich fürchte, Wuntvor, halb Vushta ist dir auf den Fersen, um dich auf deiner Reise zu begleiten.«
Ich war überrascht. Deise Reise würde etwas größere Dimensionen annehmen, als ich geglaubt hatte.
Und dann sickerte endlich das volle Ausmaß von Ebenezums Worten in mein Bewußtsein ein.
»Jeder?« keuchte ich und fürchtete mich beinahe vor dieser Möglichkeit. Wollte mir mein Meister damit sagen, daß Norei ebenfalls auf dem Weg hierher wäre? Ich hatte bereits alle Hoffnung fahren lassen, jetzt aber…
Tap stolperte und fiel fast gegen mich. Er bewegte seine Füße so langsam hin und her, als wären diese aus Blei gemacht. Der Schuh begann zu verschwimmen.
»Ich bin mir sicher, daß, wer immer dich auch treffen möchte, dies so schnell wie möglich realisieren wird«, fuhr Ebenezum hastig fort. »Wir müssen über unser weiteres Vorgehen reden, und der Schuhbert kann, so fürchte ich, nicht für ewig so weitermachen. Meine Zaubererkollegen scheinen sich weit genug erholt zu haben, um dem dämonischen Komitee ein weiteres Mal gegenübertreten zu können. Wir werden den nächsten niederhöllischen Angriff auf uns ziehen. Das wird sie verwirren – und wenn es auch sonst nichts einbringt, dir wird es Zeit zur Erfüllung deiner Aufgabe verschaffen. Das ist der Vorteil von Komitees, weißt du: Die Möglichkeit der Verwirrung steigt direkt proportional zur Anzahl der Komiteemitglieder. Aber beeile dich, Wuntvor. Überzeuge Mutter Duck von der Wichtigkeit unserer Aufgabe, und wir werden die Niederhöllen für immer und ewig besiegen können.«
»Das war’s!« keuchte der Schuhbert und fiel auf sein Gesicht. Ebenezum
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